"Wir bieten 5G aus einer Hand – vom Sender bis zum Smartphone"

| 27.02.2022

LEADERSNET hat mit dem Kärntner Christian Woschitz, President for Central Eastern Europe bei ZTE, über den heimischen Mobilfunkmarkt, den neuen Mobilfunkstandard 5G, Ziele des Konzerns, Fachkräftemangel sowie Smartphone-Trends gesprochen.

Christian Woschitz hat eine beeindruckende Karriere in der IT-Branche hingelegt. Der Kärntner wurde im Vorjahr zum "President for Central Eastern Europe" des chinesischen Telekommunikationsdienstleisters ZTE ernannt. Woschitz ist nun für 19 europäische Märkte verantwortlich und der erste Manager, der nicht aus China stammt und auf diesem Level bei ZTE tätig ist. Mit dem Aufstieg verbunden ist die Geschäftsverantwortung für die Bereiche Telekommunikationsnetz und Endgeräte. LEADERSNET hat mit dem Top-Manager unter anderem über den heimischen Mobilfunkmarkt, Unternehmensziele, Smartphone-Trends und den Fachkräftemangel gesprochen.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Woschitz, ZTE ist in der Bevölkerung vielleicht nicht ganz so bekannt wie andere chinesische Marken, spielt jedoch in vielen Bereichen eine zentrale Rolle. Was sind die wichtigsten Geschäftsfelder, in denen ZTE in Österreich tätig ist?

Woschitz: Besonders stark sind wir im Infrastruktur-Bereich tätig. So haben wir unter anderem das 4G-Netz von Drei komplett aufgebaut. Mittlerweile sind wir gemeinsam mit dem Mobilfunker dabei, ein vollständiges 5G-Standalone (SA)-Netzwerk aufzubauen. 5G-SA ermöglicht eine verbesserte und sichere Kommunikation durch höhere Verfügbarkeit, mehr Geschwindigkeit, Skalierbarkeit und garantierte Leistungsqualität. Aber auch A1 und Magenta zählen zu unseren größten Kund:innen. Alle drei Telekommunternehmen haben unter anderem Breitband-Router von uns im Angebot.

LEADERSNET: Für wie viele Mitarbeiter:innen sind sie zuständig und wie sehen die aktuellen Geschäftszahlen von ZTE aus?

Woschitz: In Österreich haben wir rund 100 Mitarbeiter:innen, in der gesamten Region rund 500. Im Jahr 2020 erwirtschaftete ZTE weltweit einen Umsatz von 14 Milliarden Euro, 2021 konnten wir diesen trotz Pandemie um 21 Prozent steigern und den Gewinn sogar verdoppeln. Wichtigster Markt ist natürlich China. Am Heimmarkt betreibt ZTE eine Million 5G-Masten und hier gibt es bereits ein 5G-SA-Netzwerk. In jenen Regionen, für die ich zuständig bin, erlaubt mir der Konzern viele Freiheiten, was für chinesische Unternehmen nicht unbedingt alltäglich ist.

LEADERSNET: Wie steht Österreich im Vergleich zu den anderen zentraleuropäischen Ländern beim Mobilfunknetz da?

Woschitz: Österreich verfügt insgesamt über ein hervorragendes Mobilfunknetz. A1, Drei und Magenta investieren viel in den Ausbau, was sich auch in länderübergreifenden Vergleichstest positiv bemerkbar macht. Hier gelten wir für andere Länder durchaus als Vorbild. Zudem profitieren die Handy-Kund:innen vom harten Wettbewerb, was für vergleichsweise günstige Tarife sorgt.

LEADERSNET: Helfen hier auch die politischen Rahmenbedingungen?

Woschitz: Die Politik hat in den letzten Jahren vieles richtig gemacht. So wurde etwa darauf geachtet, dass sich die Preise bei der zweiten Auktion von 5G-Frequenzen in Grenzen halten. Das war wichtig, damit die Mobilfunkanbieter mehr Geld für Investitionen in den Netzausbau zur Verfügung haben. Darüber hinaus sorgt auch das neue Telekommunikationsgesetz (TKG) für bessere Rahmenbedingungen und wird für einen Innovationsschub sorgen.

LEADERSNET: Wo sehen Sie Probleme und wie könnte man für weitere Verbesserungen sorgen?

Woschitz: Bei der Digitalisierung war Österreich in den vergangenen Jahren etwas säumig. Doch während der Corona-Pandemie ist auch hier einiges weitergegangen. Dennoch bleibt Luft nach oben. Zudem wäre es wünschenswert, wenn mehr in die Grundlagenforschung investiert würde und es mehr Kooperationen mit den in Österreich zahlreich vertretenen KMUs geben würde. ZTE unterstützt immer wieder heimische Start-ups und kleinere Firmen finanziell und auch mit Expertise. Hier haben sich in den letzten Jahren einige spannende Projekte entwickelt.

LEADERSNET: Was bereitet Ihnen wirtschaftlich gesehen die größten Sorgen?

Woschitz: Eindeutig der Fachkräftemangel. Gutes, qualifiziertes Personal zu finden, ist äußerst schwierig. Es gibt in vielen Branchen einfach zu wenig gut ausgebildete Mitarbeiter:innen. Das trifft auch die Telekommbranche. Hier wäre es wichtig, dass die Regeln für die Rot-Weiß-Rot-Karte vereinfacht würden. Denn den Personalmangel kann man derzeit nur mit ausländischen Fachkräften ausgleichen. Zudem ist es wünschenswert, dass auch die Universitäten den einsetzenden Aufschwung nach der Corona-Pandemie nutzen. Neben dem Personalmangel bereiten mir auch die nach wie vor nicht wieder völlig intakten Lieferketten Sorgen. Aber das ist ein globales Problem, das noch eine Weile anhalten dürfte.

LEADERSNET: ZTE rüstet nicht nur Netzwerke aus und bietet passende Router an, sondern hat auch Smartphones im Programm. Wie sehen Ihre Ziele in diesem hart umkämpften Markt aus?

Woschitz: Hier spielen wir beim Marktanteil in Österreich noch keine allzu große Rolle. Das liegt aber auch daran, dass wir uns aktuell auf den Mittelklasse- und vor allem Highend-Bereich konzentrieren. Langfristig sollen aber auch hierzulande günstige Einstiegsgeräte stärker forciert werden. Im Jahr 2025 wollen wir beim Marktanteil zweistellig sein, dann würden wir zu den größten Anbietern zählen.

LEADERSNET: Worin sehen Sie die Stärken bei den ZTE-Smartphones?

Woschitz: Ganz wichtig ist, dass wir eine Firma sind, die 5G vom Sender bis zum Endgerät anbietet. Von diesem Know-How und das alles aus einer Hand stammt, profitieren auch die Nutzer:innen. Wir können die Smartphones so entwickeln, dass sie ideal mit den Funksignalen zusammenarbeiten, was sich positiv auf die Geschwindigkeit und die Effizienz auswirkt. Darüber hinaus bieten wir unsere Flaggschiffgeräte im Vergleich zu vielen Konkurrenten sehr günstig an. So kostet das aktuelle Top-Modell, das Axon 30 Ultra, das unter anderem eine Triple-Kamera mit drei 64 MP Linsen, einen sehr schnellen Prozessor, 5G und eine lange Laufzeit bietet, um 799 Euro (UVP) an.

LEADERSNET: Wo sehen Sie die die Trends bei Smartphones?

Woschitz: Hier wird der Fokus auch künftig auf der Weiterentwicklung der Kameras und der zugehörigen Software liegen, denn diese sind vor allem für Käufer:innen von Flaggschiffgeräten eines der wichtigsten Kriterien. Die interne Speichergröße wird hingegen in den Hintergrund rücken. Da spielt das Ökosystem eine wichtigere Rolle. Und im Zusammenspiel mit dem schnellen 5G-Standard können viele ressourcen- bzw. speicherintensive Dienste in die Cloud ausgelagert werden und sind dennoch blitzschnell verfügbar. Wünschenswert wäre auch ein Industriestandard mit gemeinsamen Rahmenbedingungen, da von einem solchen alle Nutzer:innen und auch die Hersteller profitieren würden.

LEADERSNET: In welchen Bereichen will sich ZTE hierzulande ansonsten engagieren?

Woschitz: Ein echtes Boomsegment, das immer mehr zum Massenphänomen wird, ist der eSport. Deshalb sind wir auch hier mittlerweile stark vertreten. Unter anderem haben wir eine Kooperation mit der A1 eSports Leaque. Als Sponsor statten wir die Turniere unter anderem mit unseren Flaggschiff-Smartphones aus. (ts)

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