Sicherheit – eine der stärksten Emotionen, die wir spüren können

Gastkommentar von Ralf-Wolfgang Lothert, Mitglied der Geschäftsleitung und Director Corporate Affairs & Communication von JTI Austria.

Sicherheit selbst wird ganz unterschiedlich und nicht einheitlich definiert und ist mittlerweile in allen Lebensbereichen ein häufig (missbräuchlich?) verwendeter Begriff. Im Persönlichen ist es die existentielle Sicherheit, die Sicherheit von Leib und Leben, der Familie, des Besitzes. Sie ist ein starkes Wahlmotiv in der politischen Landschaft – wir wählen oft und gerne die Stabilität, die Mitte. Das sozialdemokratische Politikmodell definiert den Sicherheitsbegriff völlig anders als konservative Parteien, doch er fehlt in keinem Parteigrundsatzprogramm. Im demokratiepolitischen Diskurs gibt es hier wohl kein richtig oder falsch, sehr wohl aber das richtige oder falsche Zeitfenster für die eine oder die andere Ideologie.

Die Corona-Pandemie hat die amtierenden Regierungen auf der ganzen Welt dazu gezwungen, über ihre Partei-Tellerränder zu schauen, kein Zielgruppenprogramm für die eigene Wählerklientel anzubieten, sondern ein umfassendes Krisenbewältigungsprogramm. Dem Sicherheitsbegriff hat das gut getan, weil die Menschen in den vielen Monaten des Ausnahmezustandes gemerkt haben, dass unser sicheres Leben keineswegs so selbstverständlich ist, wie es manchmal scheint. Dabei ist Sicherheit einerseits ein objektiv messbarer Zustand, aber vor allem auch subjektiv ein sehr individuelles und unterschiedliches Gefühl.

Ein kluges Gleichgewicht aus Daten

Europa ist ein Ort des Wohlstandes, der Vollbeschäftigung, des sozialen Friedens, auch der größtmöglichen Sicherheit vor Kriminalität und Terror. Innenstädte in Schutt und Asche, von Raketen taghell erleuchtete Nachthimmel, Massenmorde – das kennen wir Gott sei Dank nur aus den Weltnachrichten. Es ist ein ungläubiger Blick auf das Unfassbare, Fremde. Wovor wir uns aber zum Beispiel (zurecht) fürchten? Sind unsere Daten sicher, ist unsere Privatsphäre geschützt? Zwingt uns das Covid-Containment in einen Überwachungsstaat, wie ihn China bereits realisiert hat? Wollen wir, dass unser Gesicht automatisch an öffentlichen Orten erfasst und gespeichert wird? Wollen wir, dass diese Informationen mit unseren Kreditkarten- und Bankomat-Transaktionen verknüpft und ausgewertet werden?

Nein! Wir wollen die Sicherheit, dass Privates auch privat bleibt. Ein kluges Gleichgewicht aus Daten, die wir freiwillig bereitstellen wollen und solchen, die voll geschützt bei uns bleiben. Vor allem aber möchten wir sicher sein, was mit unseren Daten geschieht. Datensicherheit gehört aber nicht nur zu unserem privaten Sicherheitsgefühl, immer öfter wird Cyberkriminalität zu einer massiven Bedrohung für Unternehmen und Konzerne. Und damit im Extremfall zu einer Gefahr für unser öffentliches Leben, etwa wenn es sich um systemrelevante Versorgungsunternehmen handelt.

Im eigenen Verantwortungsbereich größtmögliche Sicherheit

Als Teil dieser kritischen Infrastruktur sehen auch wir es als zentrale Herausforderung, im eigenen Verantwortungsbereich größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten. Wir brauchen aber ebenso die Sicherheit eines funktionierenden demokratischen Staates und seiner zentralen Einrichtungen – der Exekutive, der Legislative. Einer unabhängigen, objektiven Justiz. Nachvollziehbare Rechtssicherheit für unsere Arbeit und unser Wirtschaften. Ein faires und transparentes Steuersystem, das unseren Beitrag für das Gemeinwohl klar regelt und sich dabei nachvollziehbar weiterentwickelt. So holt man neue Unternehmen ins Land, schafft einen Nährboden für innovative Startups. Gibt damit jungen Kapazundern die Möglichkeit, ihren Fähigkeiten und ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Schafft sichere, langfristige Arbeitsplätze mit sicherem, gutem Einkommen.

Österreich hat eine lange Tradition, in allen Facetten der Sicherheitspolitik mit Balance und gemeinsamen Lösungen zu agieren. Denn wie alles Erwähnte zeigt, haben wir es selbst in der Hand, wie sicher unser Alltag ist und wie hoch damit auch unsere Lebensqualität. Österreich hat bisher vieles richtig gemacht und sich damit in die Oberliga der Sicherheit katapultiert. Damit es so bleibt, darf aber niemand aufhören, neue Gefahren und Risiken zu erkennen und Antworten darauf zu finden. Sicherheit ist nämlich nicht nur eine starke Emotion sondern auch harte Arbeit.

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