Tirol ist eine der begehrtesten Urlaubsdestinationen des Landes. Allein im Zeitraum März bis Oktober 2024 wurden 6,4 Millionen Gästeankünfte in der drittgrößten Region Österreichs verzeichnet – ein Plus von 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Allerdings entpuppte sich die aktuelle Wintersaison als Wechselbad der Gefühle. Denn nach einer guten Entwicklung der ersten Hälfte liegt die Branche in der Zwischenbilanz per Ende März mit -0,8 Prozent bei den Ankünften und -1,3 Prozent bei den Übernachtungen gegenüber dem Vorjahr leicht zurück. Trotz dieses Rückgangs blicke man aber positiv auf den kommenden Sommer.
Mehrheit zeigt sich mit der Wintersaison 2024/25 zufrieden
Während also die erste Hälfte von November bis Jänner positiv verlaufen ist, erwies sich die zweite Hälfte, die noch bis 30. April 2025 läuft, als herausfordernd. Gründe dafür seien unter anderem der wenige Naturschnee, die mangelnde Winterstimmung auf den Märkten und der fehlende Schalttag gewesen, die die Nachfrage gegenüber dem Vorjahr trotz guter Pistenbedingungen zurückgehen ließen. So weist Tirol Tourismus nach fünf von sechs Monaten der aktuellen Wintersaison 24,1 Millionen Übernachtungen aus – ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr von 1,3 Prozent. Und auch bei den Ankünften ist mit 5,5 Millionen von ihnen ein Minus von 0,8 Prozent zu verzeichnen. Gleichgeblieben sei dafür die durchschnittliche Aufenthaltsdauer. Diese belaufe sich nach wie vor auf 4,4 Tagen. Allerdings müsse bei der Bilanz die Verschiebung von Ostern bedacht werden, das nach einem Märztermin im Vorjahr heuer in den April gefallen ist und somit in der vorliegenden Zwischenbilanz nicht berücksichtigt wird. Daher wird am Ende der Wintersaison ein ausgleichendes Ergebnis erwartet.
"Die grundsätzlich stabile Entwicklung des Tiroler Tourismus ist gerade angesichts vielfältiger Herausforderungen kein Selbstläufer", so Tirols Tourismuslandesrat Mario Gerber. "Die Branche unternimmt dafür großes Engagement. Dieses reicht von Anpassungsleistungen an den Klimawandel bis hin zu einem Veranstaltungsreigen, um die Nebensaison zu beleben und insbesondere die Nachfrage in Richtung Ostern hochzuhalten." Damit würde der Tourismus auch seine Rolle als maßgeblicher Motor für die heimische Wirtschaft und den Wohlstand im Land festigen und bleibe insbesondere in den Tälern alternativlos. Unterstrichen werde die Entwicklung der Branche dabei auch durch die erste Berechnung der Wertschöpfung seitens MCI Tourismus, die sich für die Wintersaison 2024/25 auf 3,6 Milliarden Euro belaufe und damit inflationsbereinigt nur -0,3 Prozent unter dem des Vorjahres liege. Und auch das saisonale Tourismusbarometer, eine repräsentative Befragung unter Tirols Unterkunftsbetrieben, apostrophiere dieses Resultat. Demnach haben 60 Prozent der Befragten angegeben, sie seien mit dem wirtschaftlichen Ergebnis der aktuellen Wintersaison zufrieden. Knapp 30 Prozent seien sogar sehr zufrieden und nur etwa zehn Prozent nicht zufrieden.
Verschiebung der Herkunftsmärkte
Mit Blick auf die Herkünfte der Gäste zeige sich ein gemischtes Bild. So sei ein Rückgang bei den Nächtigungen deutscher Gäste auf zwölf Millionen zu verzeichnen (-4,7 %), während plus 4,2 Prozent mehr Niederländer:innen in Tirol urlaubten (3,8 Mio. Nächtigungen) und auch plus 2,2 Prozent mehr Österreicher:innen (1,6 Mio. Nächtigungen) das Bundesland besuchten. Unterschiedlich präsentiere sich auch die Entwicklung bei den Unterkünften. Gewerbliche Ferienwohnungen seien um 4,8 Prozent angewachsen, jedoch seien in der Hotellerie Rückgänge zu beobachten: Vier- und Fünfsterne-Hotels müssen demnach ein Minus von 0,9 Prozent verkraften, während Dreisterne-Hotels -3,7 Prozent und Zwei- sowie Einsterne-Betriebe -1,5 Prozent verzeichnen würden.
Karin Seiler, Geschäftsführerin der Tirol Werbung, zeigt sich überzeugt, dass die Anpassungsleistung des Tiroler Wintertourismus maßgeblich für die Robustheit der Branche sei. "Skifahren bleibt auf absehbare Zeit das Kernprodukt des Tiroler Wintertourismus. Gleichzeitig kann das Angebot aufgrund veränderter Bedürfnisse und Rahmenbedingungen nicht mehr nur auf den Pistensport reduziert werden", so die Geschäftsführerin. "Mit dem sogenannten 'Skifahren plus' prägt eine vielfältige Palette vom Winterwandern über Wellness bis hin zur Kulinarik schon seit Jahren die Aktivitäten ergänzend zur Piste."
Betriebliche Herausforderungen
Alois Rainer, Obmann der Sparte Tourismus- und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Tirol, fügt hinzu, dass die zu Ende gehende Wintersaison aus betrieblicher Sicht keine leichte gewesen sei. Gerade für tieferliegende Regionen sei es nicht möglich, die späten Ostertage noch mitzunehmen. "Wir haben gewusst, dass die heurige Saison angesichts dieser Ferienlage keine einfache wird, daher ist auch das Ergebnis keine Überraschung", so Rainer.
Auch sei die Ausgabefreude der Gäste aufgrund der aktuellen Wirtschaftskrisen und Co. zurückgegangen. "Daher ist es den Betrieben nicht immer möglich, die deutlich gestiegenen Kosten weiterzugeben", betont der Obmann. Laut Tourismusbarometer haben 40 Prozent der Befragten ihre gestiegenen Kosten bisher an die Gäste weiter geben können. Anderen 30 Prozent sei dies nur teilweise gelungen und nochmals 30 Prozent hätten dies gar nicht durchführen können. "Dass unsere Branche trotz dieser vielfältigen Herausforderungen so erfolgreich ist, zeigt einmal mehr das Engagement und Qualitätsstreben der Betriebe", so Rainer. Dieses Engagement würde sich auch in einer aktuellen Analyse der Tirol Werbung widerspiegeln, für die mittels Künstlicher Intelligenz mehr als 420.000 Gästebewertungen auf Onlineplattformen analysiert wurden. Demnach seien 84 Prozent der Bewertungen positiv, zwei Prozent neutral und 14 Prozent negativ.
Ein Sommer voller Hoffnung
Zuversicht herrsche dabei aber mit Blick auf den Sommer. Etwa drei Viertel der Tiroler Unterkunftsbetriebe seien derzeit mit der Buchungslage für die mit 1. Mai 2025 beginnende Sommersaison zufrieden bzw. sehr zufrieden. Am besten stelle sich die Situation am bedeutsamsten Herkunftsmarkt Deutschland dar: 92 Prozent der Befragten sprechen von einer gleich guten oder sogar besseren Buchungslage als im Vorjahr. Untermauert werde dieser positive Ausblick zudem vom Preis- und Buchungsmonitoring der Tirol Werbung. Demzufolge liege die heurige Nachfrage im Sommer auf dem Niveau des Vorjahres.
Und auch hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung zeige sich Optimismus. So gehe die Hälfte der Unterkunftsbetriebe davon aus, das Ergebnis vom Vorjahr halten zu können. Weitere 28 Prozent würden sogar erwarten, die Sommersaison 2025 mit einem Umsatzplus abzuschließen. Und 13 Prozent würden wiederum mit Einbußen bei den Umsätzen rechnen. Diese zuversichtliche finanzielle Einschätzung zur kommenden Sommersaison zeige sich auch im Preis- und Buchungsmonitor, demnach die Prognose der Preise in allen betrachteten Kategorien einen höheren Wert als noch im Vorjahr aufweise.
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