Wenn Maschinen Menschen ersetzen
"Technologischer Wandel brachte immer schon Gewinner und Verlierer hervor"

| Tobias Seifried 
| 04.02.2025

Heimischer Ökonom hat ein Maßnahmenpaket für die "KI-Revolution bei Jobs" entwickelt. Denn künftig werden Maschinen in vielen Bereichen (Logistik, Büro, Qualitätskontrolle, etc.) vermehrt Arbeiten erfüllen, die bisher von Menschen erledigt werden. Den drohenden negativen Einkommenseffekten könne man jedoch begegnen. 

"Der technologische Wandel hat immer schon Gewinner:innen und Verlierer:innen hervorgebracht", so Maik Schneider, Finanzwissenschaftler an der Universität Graz, jedoch sei das erwartete Ausmaß der Transformation durch Künstliche Intelligenz sehr hoch. Laut Expert:innen dürften sie zwischen 20 und 30 Prozent der Berufstätigen in der näheren Zukunft betreffen. Angesichts dessen wollte der Ökonom herausfinden, wie wir als Gesellschaft den technischen Fortschritt garantieren können, damit möglichst viele davon profitieren – auch mit Blick auf die Stabilität politischer Institutionen.

Lösungsansätze

Zur Frage, wie wir den Veränderungen am Arbeitsmarkt durch KI begegnen sollen, ist bereits eine Debatte entbrannt, ob es beispielsweise eine "Robotersteuer" geben sollte. "Oder eine Art Versicherung, die negative Einkommenseffekte abfedern kann", erklärt Schneider. Oder ob es doch ein universelles Grundeinkommen braucht, um die technologische Revolution gerechter zu gestalten. Der Ökonom hat mit Forschungskolleg:innen in einem wissenschaftlichen Artikel untersucht, inwiefern diese Politikinstrumente zielführend sein können. Die Wissenschaftler:innen schlagen ein eigenes Maßnahmenpaket vor, das die Stärken folgender drei Ansätze kombiniert.

  • Versicherung

Einer dieser Ansätze ist die Schaffung einer Versicherung, die explizit den KI-Wandel zum Inhalt hat. "Wenn Menschen ein erhöhtes Risiko haben, wollen sie sich absichern", zeigt sich Schneider überzeugt. Bei einem Jobverlust könnte die Auszahlungssumme einer staatlich oder privat organisierten Einrichtung über dem Arbeitslosengeld liegen. "Um vor allem die sich immer weiter ausdünnende Mittelschicht zu schützen und Ausfälle bei mittleren Einkommen auszugleichen." Eine zentrale Frage dabei sei: Wie lässt sich verifizieren, ob tatsächlich der KI-Einsatz die Situation verursacht hat? Ob eine Versicherung effizient funktionieren kann, hänge essenziell vom Grad der Treffsicherheit der Auszahlungen ab, so die Forscher:innen.

  • Grundgehalt

Ein anderer Zugang ist, den KI-bedingten Verlust des Arbeitsplatzes oder niedrigere Einkünfte durch ein fixes Grundeinkommen wettzumachen. Das Modell der Uni Graz orientiert sich am "Universal Basic Income". Eine proportional zum Lohn geregelte Steuer finanziert die Einnahmen, die dann gleichermaßen ausgeschüttet werden. Der Finanzwissenschaftler hält dazu fest: "Auch wenn die genaue Höhe so festgelegt werden muss, damit Anreize einer Arbeitsaufnahme prinzipiell erhalten bleiben, kann es Ungleichheiten abmildern und gesellschaftlichen Ausgleich schaffen." Ein solches Grundgehalt sei insbesondere dann vorteilhaft, wenn die soziale Treffsicherheit einer Versicherung gering ist.

  • Technologie-Steuer

Als dritte Überlegung führt der wissenschaftliche Artikel die Einführung einer sogenannten "Robot-Tax" an. "Zwar würde eine solche Besteuerung der Technologie den Fortschritt verlangsamen, aber auch den Strukturwandel und die negativen Arbeitsmarkteffekte reduzieren", erläutert Maik Schneider. Da die Maßnahme auf Kosten der gesamten wirtschaftlichen Entwicklung ginge, sollte sie eher ein sekundäres Instrument sein, schlägt der Professor am Institut für Finanzwissenschaft und Öffentliche Wirtschaft vor.

Das Fazit

Laut der Untersuchung wäre es optimal, die Einnahmeseite des Grundeinkommens mit einer möglichst treffsicheren Ausschüttungsseite der Versicherung zu kombinieren und eine Robotersteuer nur bei zusätzlichem Bedarf und so niedrig wie möglich anzusetzen. "Angesichts der rasanten Ausbreitung von KI ist es sehr wichtig, klare Konzepte zu entwickeln, um jederzeit handlungsfähig zu sein", fasst Schneider zusammen. Die theoretischen Entwürfe könnten als Lenkungsinstrumente dienen. Die praktische Umsetzung obliege der Politik.

www.uni-graz.at

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