"Trafos" sind – neben kapazitätsstarken Leitungen – unverzichtbare Bausteine für das Gelingen der versorgungssicheren Energiewende, weil sie die Integration und damit die bundesweite Verteilung lokal erzeugter Energie aus Sonne und Wind ermöglichen.
Austrian Power Grid (APG) hat im Umspannwerk Ybbsfeld in St. Martin-Karlsbach nahe Ybbs a. d. Donau (NÖ) nun den einhundertsten Transformator im österreichweiten Stromnetz in Betrieb genommen. Das Unternehmen investierte in den vergangenen zwei Jahren 46 Millionen Euro in den Standort.
9-Milliarden-Euro-Investitionspaket
"Auf dem Weg zu einer versorgungssicheren Energiewende ist neben dem Ausbau erneuerbarer Energiequellen auch ein umfassender Ausbau bzw. die Modernisierung sowie Digitalisierung der bestehenden Netzinfrastruktur nötig. Gleichzeitig muss die Bestandsinfrastruktur optimal genutzt werden, damit schon jetzt österreich- und europaweit noch mehr nachhaltiger Strom möglichst einschränkungsfrei dorthin transportiert werden kann, wo er gerade gebraucht wird. Denn, ausreichend verfügbare Leitungskapazitäten sind häufig Mangelware", sagte Unternehmenssprecher Christoph Schuh und ergänzte: "Die Inbetriebnahme des einhundertsten Transformators ist ein wichtiger Meilenstein für die versorgungssichere Energiewende in Österreich. Weitere 65 sieht der APG-Netzentwicklungsplan im Rahmen des 9-Milliarden-Euro-Investitionspakets bis 2034 vor. Eine große Herausforderung. Immer das Ziel im Blick: Endgültig freie Fahrt für Sonne und Wind bis zum Jahr 2040."
Spezial-Trafo soll Transport Erneuerbarer verbessern
Laut APG ist der Spezial-Trafo voll aufgerüstet samt Kühlung, Lüfter und zwei randvoll mit 225.000 Litern Isolieröl gefüllten Kesseln, bringt 900 Tonnen auf die Waage, hat eine Leistung von 600 Megavoltampere (MVA) und kann den Weg des Stroms in andere Bahnen lenken.
APG investierte 16 Millionen Euro in den neuen, sogenannten Phasenschiebertransformator am Standort Ybbsfeld, dessen Aufgabe ungleich seiner "herkömmlichen" Artgenossen nicht darin besteht, Strom von einer Spannungsebene in die andere zu transformieren. "An einigen Stellen im APG-Netz kommen Spezial-Trafos zum Einsatz: Phasenschiebertransformatoren sind in der Lage, Stromflüsse von einer Leitung auf die andere umzulenken, um diese zu entlasten. Erneuerbare Energie kann so viel besser eingebunden werden", sagt Bernhard Joksch, der die Errichtung des Transformators bei APG leitete.
Gigantischer Stromverteiler
Bevor der neue Trafo eingebaut wurde, musste die Anlage ausgebaut werden. APG investierte in diesen Umbau rund 30 Millionen Euro, u. a. für eine Art gigantischen Stromverteiler. "Auf einer Fläche von rund 11.000 Quadratmetern haben wir in den vergangenen beiden Jahren zwei neue 220-kV-Schaltfelder, eine dritte Sammelschiene und eine zweite Kupplung gebaut. Als eine Einheit betrachtet, könnte man diese Anlage mit dem Verteilerkasten vergleichen, der in jedem Haushalt dafür sorgt, dass der Strom je nach Bedarf zur Waschmaschine, zum TV oder zum Backofen gelangt. In unserem Fall wird der Strom mithilfe dieser Komponenten und des neuen Trafos je nach aktueller Netzkonstellation vom Umspannwerk Ybbsfeld aus Richtung Westen, ins Umspannwerk Ernsthofen oder Richtung Osten, ins Umspannwerk Bisamberg umgeleitet", so Joksch.
Ferngesteuerte Phasenschiebertransformatoren im Einsatz
Die gesamte Betriebsführung des APG-Übertragungsnetzes und die Steuerung des Transformators erfolgt von Wien-Favoriten aus. In der APG-Steuerzentrale "Power Grid Control" kann per Mausklick ein Stufenregler betätigt und so auf Knopfdruck der Stromfluss umgelenkt werden, um drohende Netzengpässe zu vermeiden – regional wie international.
Bereits sieben der insgesamt 100 Trafos im APG-Netz sind für diesen Zweck gebaut. Neben Ybbsfeld sind diese an den ebenfalls neuralgischen Standorten Ernsthofen, Lienz, Nauders (zwei Stück), Tauern und Ternitz positioniert.
Bessere Rahmenbedingungen für Energiewende
Damit bis 2034 alle Netzinfrastrukturprojekte für die versorgungssichere und leistbare Energiewende zeitgerecht umgesetzt werden können, braucht es laut der APG verbesserte Rahmenbedingungen. Darunter fallen ihrer Meinung nach:
- Massive Beschleunigung der Genehmigungsverfahren
- Abgestimmte Gesamtsystemplanung und -umsetzung (Speicher, Netz, Produktion, Reserven, Nutzung modernster, digitaler Plattformtechnologien)
- Implementierung eines bundesweiten Koordinators der Energiewende in Österreich
- Zukunftsfittes Regulierungsregime
- Ausstattung der Behörden mit genügend Ressourcen
- Schutz von Planungs- und Bestandstrassen
Ganz wesentliche Bausteine zur Verwirklichung dieser Ziele seien die bereits im Entwurf vorliegenden Gesetzesvorhaben zur Neu-Kodifikation des Elektrizitätsrechts durch das ElWG (Elektrizitätswirtschaftsgesetz) sowie die verfahrensrechtlichen Beschleunigungsinstrumente durch das EABG (Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz).
www.apg.at
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