Fotos & Video der ÖNIP-Präsentation
"Die Mammutaufgabe 'Energiewende' gelingt nur mit einer Gesamtsystemplanung"

Der überregionale Stromnetzbetreiber APG sieht die Beschlussfassung des Netzentwicklungsplans (ÖNIP) als Meilenstein. Vonseiten der Gasinfrastruktur gibt es ebenfalls Lob. Einige Gesetze für den notwendigen Infrastrukturausbau fehlen aber nach wie vor, wie LEADERSNET.tv im Gespräch mit Energieexperten und der Klimaschutzministerin in Erfahrung gebracht hat. 

Das Klimaschutzministerium von Leonore Gewessler hat den ÖNIP (Österreichischer integrierter Netzentwicklungsplan) veröffentlicht. Dieser sei laut Expert:innen ein wichtiger Puzzlestein für ein nachhaltiges und versorgungssicheres Energiesystem der Zukunft. Neben der Bundesministerin waren auch Gerhard Christiner, technischer Vorstand der Austrian Power Grind (APG) und Bernhard Painz, Vorstand der Austrian Gas Grid Management AG (AGGM), bei der Präsentation dabei.

"Netze sind das Rückgrat der Energiewende. Dafür brauchen wir smarte und gut ausgebaute Netze. Das müssen wir so umsetzen, dass es in einem Gesamtsystem betrachtet wird. Genau das macht der ÖNIP. Zum ersten Mal in Österreich werden hier die Strom- und Gasinfrastruktur integriert, gemeinsam betrachtet und in einen Gesamtplan gegossen. Deshalb ist dieser Plan nicht nur europaweit der erste seiner Art, sondern auch vorbildlich", so Gewessler zu LEADERSNET.tv.

APG begrüßt die Veröffentlichung der Beschlussfassung

Laut dem überregionalen Stromnetzbetreiber APG müssten diesem wichtigen Schritt in der Gesamtsystemplanung jedoch weitere folgen, nur dann sei eine versorgungssichere Energiewende möglich. Der Netzentwicklungsplan würde den übergeordneten Koordinierungsbedarf für das Gelingen der Energiewende aufzeigen. Ziel des Plans sei es, ein klares, sektorübergreifendes Bild der Kapazitätserfordernisse an das zukünftige, bis 2040 dekarbonisierte österreichische Energiesystem zu liefern.

Energiewende als Mammutaufgabe

Mit dem Netzinfrastrukturplan werde die gesetzliche Verpflichtung einer gesamtsystemischen, sektorübergreifenden Analyse der zu erwartenden Energieflüsse inklusive deren Kapazitätsbedarf umgesetzt. Im vorliegenden ÖNIP werden Rahmen setzende Grundlagen bzw. Prämissen für die nachgelagerten Genehmigungsverfahren definiert. Darüber hinaus bestätige der ÖNIP die energiewirtschaftliche Notwendigkeit der APG-Netzentwicklungsmaßnahmen bis 2034 und stelle diese damit in den nachfolgenden Genehmigungsverfahren außer Streit, hieß es am Montag. Damit einhergehend werde auch das öffentliche Interesse aller Investitionsprojekte des Stromnetzbetreibers bestätigt. Ferner werde es jedoch wichtig sein, weitere Beschleunigungen durch verbesserte Rahmenbedingungen bei der Projektumsetzung in Umsetzung zu bringen.

"Die Energiewende ist eine Mammutaufgabe, die nur mit einer Gesamtsystemplanung österreichweit gelingen kann. APG fordert diese seit Jahren: denn nur dann wird es möglich sein das Stromnetz auf die energiewirtschaftlichen und verorteten Notwendigkeiten eines nachhaltigen Energiesystems auszurichten, zu planen und zu bauen. Das aktuelle Stromnetz ist den Kapazitätserfordernissen der Zukunft nicht gewachsen. Schon jetzt erleben wir jeden Tag, dass die bislang fehlende Koordinierung zur Umsetzung der Energiewende zu unerwünschten und kostenintensiven Fehlentwicklungen führt. Das spiegelt sich in hohem Redispatchbedarf, verzögerter Integration der Erneuerbaren bzw. mangelnder Verfügbarkeit von preisgünstigem Strom für Österreich wider", sagt Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG.

Rahmenbedingungen für Netzausbau entscheidend

Mit dem ÖNIP sei der nächste erforderliche Schritt einer systemisch abgestimmten und mit dem Netzausbau koordinierten Detailplanung auf allen Ebenen des Energiesystems (Produktion, Strom- und Gasinfrastruktur, Energiespeicher, Mobilität, digitale Plattformen zur Integration aller Akteure in das Energiesystem) erfolgt. Die APG setzt diese Anforderungen laut eigenen Angaben in ihren eigenen Planungsprozessen bereits um und stelle sicher, dass die geforderte Koordinierung erreicht werde. Christiner dazu: "Denn nur mit einer kapazitätsstarken Netzinfrastruktur schaffen wir eine versorgungssichere Energiewende, erreichen die Klima- und Energieziele Österreichs und ermöglichen dem Wirtschaftsstandort Österreich Zugang zu preisgünstigem Strom."

"Das aktuelle Stromnetz ist für die Herausforderungen einer klimaneutralen Energiezukunft noch nicht gerüstet. Unser Investitionsplan bis 2034 von neun Milliarden Euro ist ein erster Schritt – die Ausbauanforderungen bis 2040 werden aber ein Vielfaches betragen. Um diese Investitionen wirksam werden zu lassen, braucht es veränderte Rahmenbedingungen, die Akzeptanz für Strominfrastruktur auf allen gesellschaftlichen Ebenen und eine akkordierte Umsetzung aller energiewirtschaftlich relevanten Projekte. Nur so kann die Energiewende versorgungssicher und kosteneffizient erfolgen", sagt Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG.

Fehlende Gesetze

Der Stromnetzbetreiber fordert, dass dem Ausbau der Netzinfrastruktur oberste Priorität eingeräumt wird und verstärkt abermals die Forderung nach der Umsetzung des APG-5-Punkte-Programms für eine sichere Energiewende (siehe Infobox). Ganz wesentliche Bausteine zur Verwirklichung dieser Ziele seien die derzeit vorbereiteten Gesetzesinitiativen zur Neu-Kodifikation des Elektrizitätsrechts durch das ElWG (Elektrizitätswirtschaftsgesetz) sowie die verfahrensrechtlichen Beschleunigungsinstrumente durch das EABG (Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz). Die unverzügliche Verabschiedung dieser Gesetze sei Voraussetzung, damit der ÖNIP in den Projekten rasch umgesetzt werden könne. Gelinge das nicht, würden sich Infrastrukturprojekte weiter verzögern, was wiederum den Wirtschaftsstandort Österreich und Europa gefährde.

Karall untermauert: "Wir befinden uns seit der Liberalisierung des Strommarktes in der größten Umbruchsphase der Energiewirtschaft. Jene Länder, die diese enorme Herausforderung rasch und am besten meistern, werden in Zukunft enorme Standortvorteile für Industrie, Gewerbe und Gesellschaft haben. Deswegen fordern wir, die dafür erforderlichen Gesetze - das ElWG und EABG - unverzüglich zu beschließen."

Kapazitätsstarke Strominfrastruktur als Erfolgsfaktor

Nur wenn es gelingt, diese rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Investitionen in die Netze grundlegend zu verbessern, könne die versorgungssichere Transformation und somit die Integration der Erneuerbaren erfolgen, zeigt man sich bei der APG überzeugt. Ohne kapazitätsstarke Strominfrastruktur seien alle Investitionen in die anderen Bereiche des Energiesystems wirkungslos. Dies gelte es aus energiewirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Erfordernissen im Sinne eines erfolgreichen Wirtschafts- und Lebensstandorts Österreichs zu vermeiden.

Lob von der AGGM

Bernhard Painz stellt dem Klimaministerium ebenfalls ein gutes Zeugnis aus. Der ÖNIP liefere wichtige Anhaltspunkte und Transparenz, wie sich die Energieinfrastruktur weiterentwickeln muss, wenn die Energiewende gelingen soll. "Gratulation an alle, die zu diesem Dokument beigetragen haben! Besonders freut mich dabei, dass nach anfänglicher Zurückhaltung die sektorspezifischen Infrastrukturpläne der AGGM - und auch der APG – im ÖNIP-Prozess ihren Niederschlag gefunden haben und damit auch unsere H2-Roadmap für Österreich über weite Strecken im ÖNIP bestätigt werden", so der Vorstand der AGGM.

Die erfolgreiche Integration grüner Gase in das Energiesystem – insbesondere Biomethan und Wasserstoff – würde den Umbau der Gasinfrastruktur voraussetzen. "Es ist sehr gut, für die Energiewende einen sektorübergreifenden Plan zu haben, wir müssen uns aber, um die Dekarbonisierungsziele tatsächlich zu erreichen, vom Ziele- zum Maßnahmenweltmeister weiterentwickeln. Nur dann kann die Energiewende in der Pipeline gelingen", sagt Painz.

Video-Interviews und Fotos

Was Gerhard Christiner, Leonore Gewessler und Bernhard Painz zur Beschlussfassung des Netzausbauplans noch gesagt haben, sehen Sie im LEADERSNET.tv-Video.

Weitere Eindrücke von der Pressekonferenz gibt es in der Galerie.

www.apg.at

www.bmk.gv.at

Sollten Sie das Video nicht abspielen können, klicken Sie bitte hier!

APG-5-Punkte-Programm

  • Gesicherte Finanzierung durch ein modernes Regulierungssystem
  • Fast Track Genehmigungen für den Ausbau des Übertragungsnetzes – Beschlussfassungen ElWG und EABG
  • Abgestimmte Gesamtsystemplanung und koordinierte -umsetzung (Speicher, Netz, Produktion, Reserven, Nutzung modernster, digitaler Plattformtechnologien)
  • Schutz von Planungs- und Bestandstrassen
  • Ausstattung der Behörden mit genügend Ressourcen

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