Fotos vom Hella Architektur Club
"Die Baukrise ist eine große Chance für unsere Branche"

| Redaktion 
| 23.01.2024

Ein stark besetztes Panel diskutierte die aktuelle Krise in der Bauwirtschaft und deren Auswirkungen auf die Architektur. 

Die Bauindustrie befindet sich aktuell in der größten Krise seit Jahrzehnten. Hohe Zinsen, steigende Baukosten und verschärfte Umweltauflagen beeinflussen, wie Architekt:innen und Planer:innen ihre Projekte konzipieren und umsetzen.

Hochkarätige Diskussionsrunde

Vor einigen Tagen diskutierte eine hochkarätige Diskussionsrunde beim dritten Hella Architektur Club, einem Forum für Vernetzung, Austausch und Inspiration für Architekt:innen, Developer:innen und die Fachmedien, im Vienna Ballhaus über den Balanceakt zwischen Kreativität und Kostenexplosionen. Am Podium waren der Architekt Christoph M. Achammer, Vorstandsvorsitzender ATP architekten ingenieure, Daniel Riedl, Vorstandsmitglied Vonovia SE und Thomas Winkler, CEO UBM Development AG. Die Moderation übernahm Rainer Nowak, Ressortleiter Wirtschaft, Innen- und Außenpolitik Kronen Zeitung.

Beim Event drehte sich alles um die aktuelle Krise in der Bauwirtschaft und deren Auswirkungen auf die Architektur. Der Einladung zum spannenden Experten-Talk folgten rund 60 geladene Gäste.

Große Chance

In seinem Eingangsstatement zeigte sich Christoph M. Achammer überzeugt, dass die Baukrise keinesfalls eine Kreativitätskrise nach sich ziehe – im Gegenteil: "Die Krise ist eine große Chance für unsere Branche, die seit 100 Jahren mit 30 bis 50 Prozent Verschwendung arbeitet. Enge ökonomische Rahmenbedingungen führen nicht zu weniger kreativen Projekten, sondern bringen vielmehr innovativere Produkte hervor."

Thomas Winkler von UBM stimmte dem zu: "Es gibt seit 100 Jahren den Prototypen-Bau. Wir müssten viel mehr standardisieren und modularisieren, statt immer nur zu improvisieren." Er sieht keine Einbußen bei der Kreativität und Ästhetik. "Es schauen auch nicht alle Autos gleich aus, nur weil sie seriell gefertigt sind. Standardisierung und Modularisierung sind von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, Kosten zu reduzieren und Prozesse zu beschleunigen", so Winkler und fügt hinzu: "Wir alle streben danach, etwas Schönes zu schaffen – aber das muss nicht unbedingt teuer sein."

Beim Thema Kostendruck verwies Daniel Riedl von Vonovia im Speziellen auf den Bereich Wohnbau und plädierte dafür, Grundrisse effizienter zu gestalten und dafür wieder mehr gemeinschaftlich nutzbare Flächen anzudenken. "Durch durchdachte Grundrisse können Kosten für Wohnungen deutlich reduziert werden. Gleichzeitig fördern gemeinschaftlich nutzbare Flächen den Social Community-Gedanken und tragen dazu bei, Gemeinschaften innerhalb eines Hauses oder Viertels zu stärken."

Thema Digitalisierung

Rainer Nowak befragte die Expertenrunde auch zu neuen Entwicklungen in Sachen Digitalisierung sowie zu aktuellen Anforderungen im Bereich Nachhaltigkeit. Alle Diskutanten sahen bei diesem Thema Digitalisierung deutliche "Luft nach oben" in der Branche, während Nachhaltigkeit in der Strategie vieler Unternehmen inzwischen fest verankert ist. "Ein Objekt, das nicht ESG-konform ist, wird in zehn Jahren nicht mehr werthaltig sein", so Thomas Winkler.

"Austausch fördert Kreativität und zeigt neue Blickwinkel auf. Gerade in herausfordernden Zeiten ist der regelmäßige Dialog daher immens wichtig, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln und den Weg zu ebnen für die Zeit nach der Krise – und die kommt bestimmt", zeigte sich Andreas Kraler, geschäftsführender Gesellschafter der Hella-Gruppe, erfreut über die Diskussion und die Publikumsbeteiligung bei der anschließenden Fragerunde.

LEADERSNET war bei der Veranstaltung. Einen Eindruck können Sie sich hier machen. 

www.hella.info

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