Am Prodinger Summit 2023 ging es um das Erfolgsrezept Ferienhotel

| Redaktion 
| 25.05.2023

Von neuen Wohnformen für Best Ager, über kreative Neo-Hoteliers, bis zu alternativen Finanzierungsformen reichten die Inhalte der Diskussionen und Vorträge für die 250 Teilnehmer:innen.

Die Veranstaltung am 11. Mai war nicht nur von einer optimistischen Stimmung wegen der geschlagenen Wintersaison geprägt, heißt es von Seiten der Veranstalter. Die Qualität des zweiten "Prodinger Summit" habe speziell der Platz für Zwischentöne ausgemacht, denen sich auch Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler nicht verschlossen habe. Die 250 Teilnehmer:innen diskutierten zum Thema "Erfolgsrezept Ferienhotel – der Sehnsuchtsort der nächsten Generation". Mit dabei in Kitzbühel im ausverkauften Saal des Rasmushof waren Vertreter:innen aus der Hotellerie, Tourismuswirtschaft, Architektur, Presse und der Immobilienbranche.

Tourismus bewies Resilienz

Gemeinsam diskutierten Walter Veit, Franz Josef Staggl, Susanne Kraus-Winkler, Martin Lenikus unter der Moderation von ORF-Star Tarek Leitner.

Und man war sich einig: Nicht nur in Österreich, auch international, habe der Tourismus seine Resilienz bewiesen. Doch in der aufkommenden Euphorie warnte die Staatssekretärin auch vor gefährlichen Begleiterscheinungen. So solle vor dem Hintergrund der Fokussierung auf Qualitätstourismus der Preis nicht aus den Augen verloren werden: "Wir stehen für alpine Natur, Kultur, Kulinarik plus Gastfreundschaft plus Preis-Leistungs-Verhältnis. Gerade im Sommer befinden wir uns in Konkurrenz mit sehr günstigen Ländern", so Kraus-Winkler.

Trotz schwierigem Umfeld waren weite Strecken des Prodinger Summits von "mutigen Hotelideen" geprägt, von denen ein Großteil bereits umgesetzt wurde. Martin Lenikus, erfolgreicher Hotelier in Wien und am Sprung in der Ferienhotellerie Fuß zu fassen, betonte, dass die Anforderungen an Investoren im Ferientourismus extrem hoch seien. "Bei Bestandsobjekten sind die Herausforderungen oft noch höher als bei Neubauten, denn die geringen Betriebsgrößen sind in Österreich fatal", führte Lenikus aus.

Herausforderungen

Steuerberater Lukas Prodinger zeigte mit aktuellen betriebswirtschaftlichen Kennzahlen die faktische Situation von 4-Sterne-Hotels im Hochwinter (Dezember 2022 bis Februar 2023). Die Daten wurden in Relation zum gleichen Zeitraum drei Jahre zuvor gesetzt. Dabei zeigte sich, dass sich die Inflation auf alle Aufwandspositionen negativ auswirke. Am relativ geringsten stieg der Wareneinsatz, der sonstige Aufwand wuchs von 24,2 auf 25,6 Prozent. Entscheidend dafür sei der auf 4,6 Prozent nahezu verdoppelte Energieaufwand. Auch die Personalkosten hätten sich weiter erhöht. Dadurch verschlechterte sich das Ergebnis aus dem operativen Geschäftsbetrieb in den untersuchten Hotels um durchschnittlich drei Prozent.

Diese eher schwierige Winter-Entwicklung untermauerten auch Zahlen von Thomas Reisenzahn, Geschäftsführer der veranstaltenden Prodinger Tourismusberatung, der die wirklich erfolgreichsten Pre-Covid-Monate zum Nächtigungsvergleich summierte. "Je niedriger die Orte, desto schlechter deren Ergebnis", brachte Reisenzahn ein weiteres Detail ins Spiel. Hochgelegene Orte absolvierten den Winter nahezu pari, tiefer gelegene Zentren wie Kitzbühel verzeichneten seiner Berechnung zufolge zweistellige Rückgänge.

Vor einem Jahr habe man außerdem noch nicht gewusst, wie viele Betriebe heute noch am Markt sein werden und wie viele aussteigen würden. "Beachtlich ist, dass die Betriebe in der Vier- und Fünf-Sterne-Hotellerie sogar gestiegen ist." Eine Kategorie sei in den vergangenen Jahren "wirklich durch die Decke gegangen" – die Rede ist von den Ferienhäusern. Hier habe Corona wahrscheinlich sogar als Beschleuniger gewirkt.

Messung der Nachhaltigkeit

Ein Thema, das mittlerweile jede touristische Veranstaltung begleitet, ist die Messung der Nachhaltigkeit, mittels ESG-Kriterien. "ESG ist ein Schwerpunktthema. Insbesondere in der operativen Führung eines Betriebs, aber auch in der Entwicklung sind ESG-Kriterien bereits heute sehr wichtig", so Reisenzahn. "In der Vergangenheit haben sich die Banken nur für die betriebswirtschaftliche Seite eines Projekts interessiert, aber heute muss man auch die Nachhaltigkeitskennzahlen messbar machen."

Kurz: Ohne Nachhaltigkeitskriterien gehe gar nichts mehr. Wer sich noch nicht damit beschäftigt hat, sollte spätestens heute damit beginnen.

Finanzierung der Zukunft

Natürlich wurde auch darüber gesprochen, was die aktuellen Rahmenbedingungen rund um Teuerungen, Zinsanstieg und Immobilienpreisentwicklung für die Finanzierung von Neuprojekten bedeuten. Michael Fröhlich sagte etwa am Summit, dass er der Empfehlung seiner Bank gefolgt sei, das Modell Buy-to-Let umzusetzen, also alternativ zu finanzieren.

Buy-to-Let bedeutet, dass gekauft wird, um anschließend zu vermieten. "Viele Banken stufen dieses Modell als riskant ein und scheuen sich, diese Investitionsstrategie zu finanzieren. Im Falle von Triforêt empfahl die Bank, lediglich einige der Einheiten im Buy-to-Let-Prinzip einzustreuen und den Rest klassisch zu finanzieren. Triforêt setzte auf Chalets und ist damit ein gutes Beispiel für ein gelungenes Investorenmodell", so Reisenzahn.

"Hotel Oma war gestern"

Während ÖHV-Präsident Walter Veit den Wert der flexiblen, kleinen Hotels in Familienbesitz hervorhob, bestätigte Kraus-Winkler, es brauche auch die von Investoren errichteten großen Flaggschiffe, besonders wenn es darum geht, Regionen weiter zu entwickeln. Die vorgestellte Prodinger-Studie "Hotel Oma - alt sein war gestern" zeigte neue Beherbergungsformen für "Best Ager" und belegte den Bedarf für diese neuen, zwischen Service Apartments und klassischer Hotellerie angesiedelten Objekte, die aber ebenfalls eher größere Neubauten sein werden.

www.tourismusberatung.prodinger.at

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