Einkaufsmanager-Index: Rückgang der heimischen Industrieproduktion im Juli

| Tobias Seifried 
| 27.07.2022

Laut einer Analyse der Unicredit Bank Austria ist der rund zweijährige Konjunkturaufschwung der österreichischen Industrie bereits zu Ende gegangen.

Die Rahmenbedingungen für die österreichische Industrie blieben zu Beginn des dritten Quartals 2022 herausfordernd. "Der 'UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex' stieg zwar im Juli geringfügig auf 51,7 Punkte, der Indikator lag damit jedoch erneut klar unter dem langjährigen Durchschnittswert", meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Der Gesamtindikator übertreffe zwar weiter die Neutralitätsschwelle von 50 Punkten, doch einzelne Komponenten würden zeigen, dass der rund zweijährige Konjunkturaufschwung der heimischen Industrie bereits zu Ende gegangen ist. "Die heimischen Betriebe verringerten im Juli die Produktionsleistung, nachdem sich die Auftragslage erneut verschlechtert hatte. Der zeitlich nachlaufende Beschäftigungsanstieg verlangsamte sich. Aufgrund der schwächeren Nachfrage verlangsamte sich der Preisauftrieb geringfügig und auch die Lieferprobleme ließen dadurch etwas nach", fasst Bruckbauer die wichtigsten Ergebnisse der monatlichen Umfrage zusammen.

UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex

Anzahl von Auftragseingängen sinkt

Nach einer zweijährigen Expansionsphase verringerten die österreichischen Industriebetriebe der Analyse zufolge zu Beginn des dritten Quartals die Produktionsleistung den zweiten Monat in Folge. Der Rückgang war aber zumindest etwas schwächer als im Vormonat, der Produktionsindex stieg um einen Punkt auf 49,4 Punkte. Insbesondere die Produktion von Konsumgütern und Vorleistungsgütern wurde gegenüber dem Vormonat reduziert. "Probleme in der Lieferkette, fehlendes Personal und hohe Energiepreise trugen zu einer Verringerung der Produktion der heimischen Betriebe bei. Entscheidend war im Juli jedoch die ungünstige Entwicklung der Auftragseingänge, die den dritten Monat in Folge sanken. Während sich der Rückgang der Aufträge aus dem Inland gegenüber dem Vormonat verlangsamte, sorgte die Verschlechterung des internationalen Umfelds für den stärksten Rückgang des Exportneugeschäfts seit zwei Jahren", sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Im Juli hätten doppelt so viele Unternehmen einen Rückgang der Nachfrage gemeldet wie einen Anstieg, besonders stark im Vorleistungsgüterbereich, was sich in einem erstmaligen Rückgang der Einkaufsmenge seit Ende 2020 niederschlug. Zudem verursachten steigende Preise und Liquiditätssorgen eine Reduktion der Einkaufsmenge durch die Betriebe.

Entspannung der Lieferprobleme

Aufgrund der geringen Anzahl von Auftragseingängen konnten die Industriebetriebe mehr ausstehende Aufträge abschließen, wodurch sich die Auftragsrückstände den zweiten Monat in Folge verringerten. In Kombination mit dem nachlassenden Neugeschäft kam es daher zu einer geringfügigen Verbesserung der Probleme in den Lieferketten. Die Lieferzeiten verlängerten sich im Juli deutlich langsamer als in den Monaten davor. Der entsprechende Index stieg auf ein 20-Monatshoch von 38,7 Punkten.

Nachlassendem Preisauftrieb

Wie aus dem EinkaufsManagerIndex herauszulesen ist, kletterten die Einkaufspreise kletterten im Juli zwar wieder stark nach oben, doch der Rückgang der Nachfrage sorgte für ein geringeres Tempo als im Vormonat. Der Index der Einkaufspreise sank auf 77,2 Punkte, die niedrigste Rate seit eineinhalb Jahren. "Während sich nur für rund einen von zehn Betrieben die Vorleistungspreise reduzierten, meldeten fast sechs von zehn Industriebetrieben vor allem unter den Konsumgüterherstellern im Juli einen Anstieg der Einkaufspreise für Energie und andere Rohstoffe sowie der Transportkosten. Dagegen erhöhten nur vier von zehn Betrieben ihre Abgabepreise. Die heimischen Industriebetriebe gaben den Kostenanstieg somit im Durchschnitt nicht in vollem Umfang an ihre Kunden weiter, sodass sich tendenziell durch die Preistrends die Ertragslage verschlechtert haben dürfte", so Pudschedl.

Jobaufbau verliert an Tempo

Trotz der nachlassenden Nachfrage und der Zurücknahme der Produktionsleistung haben die österreichischen Betriebe zu Beginn des dritten Quartals weiter ihre Personalkapazitäten ausgebaut, um den während der zweijährigen Erholungsphase gestiegenen Bedarf abzudecken. Der Beschäftigungsindex erreichte im Juli 55,7 Punkte, den niedrigsten Wert seit eineinhalb Jahren. Damit setzte sich die Verlangsamung des Jobaufbaus seit dem Jahresbeginn fort. Neben der Abkühlung der Konjunktur sei die Verlangsamung des Beschäftigtenanstiegs auch auf das fehlende Angebot am Arbeitsmarkt zurückzuführen.

Produktionsrückgang dürfte sich fortsetzen

Trotz des leichten Anstiegs des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Juli gegenüber dem Vormonat weise die aktuelle Umfrage zu Beginn des dritten Quartals auf eine anhaltende Abkühlung der Industriekonjunktur hin. Dazu trage die weitere Verschlechterung des externen Umfelds bei. Der Einkaufsmanagerindex der Eurozone für die Sachgütererzeugung sowie für deren Hauptmärkte Deutschland und Frankreich sank im Juli unter die Wachstumsgrenze von 50 Punkten. Dazu würden die sinkenden Auftragseingänge in Österreich passen, insbesondere aus dem Ausland, die eine Zurücknahme der Produktion auslösten. Die Produktion dürfte in den kommenden Monaten ebenfalls wohl weiter sinken.

www.bankaustria.at

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