"Automatisierung ist ein Schlüssel, um Unternehmen wettbewerbsfähig zu halten"

Bei der neuen Ausgabe des "T-Breakfast" von Magenta zeigte der Digital Economist Holger Schmidt die Erfolgsfaktoren der digitalen Transformation auf.

Am 29. März fand erneut das Eventformat "T-Breakfast" von Magenta Telekom in digitaler Form statt. Gemeinsam mit Digital Economist Holger Schmidt diskutierte der Gastgeber Werner Kraus, CCO Business Customers von Magenta Telekom, über die Erfolgsfaktoren der digitalen Transformation, welche Möglichkeiten sich für Unternehmen aller Größen auftun und wie diese praktisch umgesetzt werden können. Zahlreiche Teilnehmer:innen aus der österreichischen Wirtschaft waren digital zu Gast.

Erfolgsfaktoren der digitalen Transformation

Digitale Transformation kratze laut vielen Expert:innen längst nicht mehr nur an der Oberfläche und bedeute mehr als die Optimierung bestehender Prozesse. In der zweiten Welle der digitalen Transformation werde vielfach die komplette Wertschöpfung digitalisiert oder neue digitale Geschäftsmodelle eingeführt.

Unternehmen, die sich als Early Adopter bewiesen und den Einsatz digitaler Technologien schon weit vorangetrieben haben, würden erhebliche Wettbewerbsvorteile gegenüber langsamen und zögerlichen Digitalisierern erreichen. Nun werden ganze Märkte umgebaut: Aus Autoherstellern werden Mobilitätsplattform-Anbieter oder aus Banken werden E-Banking-Plattformen. Die Digitalisierung sei damit endgültig auf der Strategieebene angekommen, der Spitze der digitalen Transformationspyramide. Und auch in der Führungsriege hätten sich die Prioritäten seit Corona verschoben: Noch vor Cybersecurity/Datenschutz (31 Prozent) und Kostensenkung (32 Prozent) sei die digitale Transformation (49 Prozent) der wichtigste Faktor der Unternehmensentwicklung.

"Fast alle erfolgreichen Unternehmen, die sich in den vergangenen Jahren auf digitalen Märkten durchgesetzt haben, haben das mit Hilfe digitaler Geschäftsmodelle geschafft. Der Grad an Innovationen im analogen Bereich nimmt stetig ab. Bei der digitalen Transformation geht es nicht darum, bestehende Geschäftsmodelle digital zu optimieren, sondern wirklich neue Modelle zu entwickeln – in der zweiten Welle der Digitalisierung steht die digitale Innovation im Vordergrund", so Holger Schmidt, Digital Economist und Dozent an der TU Darmstadt.

"Wir leben in einer globalisierten Welt und Österreich ist ein Teil davon. Beim Reifegrad der Digitalisierung sind die großen österreichischen Leitunternehmen bereits sehr gut unterwegs. Viele verwenden verstärkt IoT-Modelle in ihren Prozessen und Produkten und setzen neue digitale Services um. Magenta hat sich selbst seit dem Start 1996 mehrfach transformiert und das Geschäftsmodell immer wieder innovativ weiterentwickelt – von Kundenkommunikation bis zu Produkten und Services. Auch kleinere Unternehmen holen auf, das Innovationsdenken steht immer mehr im Vordergrund", ergänzt Werner Kraus.

Trend hin zur Plattformökonomie

Die Zukunft der Wirtschaft werde sich laut den Experten vermehrt in digital vernetzten Ökosystemen abspielen. Dabei sollen digitale Plattformen zum beliebten Geschäftsmodell werden. Weil die Plattformen viele Wettbewerbsvorteile gegenüber klassischen linearen Unternehmen besitzen würden, setzten sie sich auch in B2B-Märkten immer stärker durch – so würden B2B-Unternehmen z.B. vom vereinfachten Zugang zu Daten, von der größeren Reichweite für den Absatz oder der Kostensenkung profitieren.

Auch Software-as-a-Service (SaaS) und Equipment-as-a-Service (EaaS) Modelle erfahren bei Anwender:innen immer größere Beliebtheit. SaaS ermöglicht es Kunden, abonnementbasierte Cloud-basierte Software zu nutzen, ohne auf eine eigene IT-Infrastruktur zurückgreifen zu müssen. EaaS unterscheidet sich dadurch, dass es sich um die Anmietung von Geräten handelt, bei der der Verkäufer das Produkt nicht nur anbietet, sondern es kontinuierlich überwacht und wartet oder repariert, um es in einem besseren Betriebszustand zu halten und die Betriebszeit für den Kunden zu maximieren. Es bietet die Möglichkeit für Unternehmen, auch neue Technologien auszuprobieren, ohne gleich sehr große Investitionen tätigen zu müssen.

"Als Unternehmen muss ich mir zuallererst die Frage stellen: Wie kann ich mit meinem digitalen Geschäftsmodell Werte schaffen? Plattformen sind mehr als nur Marktplätze. Sie bieten auch kuratierte Services an wie Zahlungsdienste, Logistik, Kundenservices und vieles mehr. Plattformkunden profitieren von deren Dynamik, vom größeren Wettbewerb und den damit verbundenen Vorteilen bei Preis und Auswahl. Hier gilt es, Netzwerkeffekte zu nutzen und ein Ökosystem zu schaffen, das für mein Produkt von Vorteil sein kann – und schlussendlich ein gesamtheitliches Angebot für meinen Kunden anzubieten", meint Schmidt.

"Im Geschäftskundenbereich ist persönlicher Kontakt sehr wesentlich, vor allem bei großen Investitionen – aber insbesondere in der jüngeren Generation werden digitalisierte Prozesse zunehmend bevorzugt. Ganz ohne persönliche Begegnung geht es natürlich nicht, aber Plattformen sind definitiv am Vormarsch", so Kraus.

Routineaufgaben werden automatisiert

Dass Roboter bereits die Routinejobs in der Fabrik erledigen, ist nicht neu. Jetzt können Roboter oder Computer aber auch Routinejobs in den Büros übernehmen, die bisher Controller:innen, Buchhalter:innen, Sachbearbeiter:innen oder Analyst:innen vorbehalten waren. Und die Maschinen werden immer besser darin. Besonders in den Bereichen Transport (28 Prozent), produzierendes Gewerbe (20 Prozent) und Bau (22 Prozent) werden die Auswirkungen der Automatisierung laut den Experten in den nächsten Jahren spürbar sein – viele vorhersehbare physische Tätigkeiten und redundante Routinearbeiten wie Datenverarbeitung oder Produktion werden durch Lösungen wie künstliche Intelligenz automatisiert. Stabile Tätigkeiten wie Geschäftsführung oder Produktentwicklung seien von der Automatisierungswelle kaum betroffen, neu geschaffene Arbeitsfelder wie Datenanalyse, KI oder Robotik profitieren von den Effekten der Digitalisierung.

"Automatisierung ist ein Schlüssel, um Unternehmen wettbewerbsfähig zu halten. Wenn die Generation der Baby-Boomer in den nächsten zehn Jahren aus dem Arbeitsmarkt ausscheidet, müssen wir uns fragen, wo wir die notwendigen Arbeitskräfte herbekommen – wir werden in Zukunft einem noch größeren Fachkräftemangel gegenüberstehen. Es geht also nicht darum, Mitarbeiter durch Automatisierung zu ersetzen, sondern die Fachkräfte, die wir haben, von Routineaufgaben zu befreien und fachspezifisch einsetzen zu können. Automatisierung ist hier ein wesentlicher Treiber, um diese Arbeitskraft zielgerichtet einzusetzen", so der Dozent der TU Darmstadt.

Digital Skills als Wettbewerbsfaktor

Diese Vorhersagen würden nicht bedeuten, dass all diese Tätigkeiten in sehr naher Zukunft auch tatsächlich von Computern oder Maschinen übernommen werden. Sie zeigen aber, dass die Technik es könnte, auch weil die Maschinen sich schneller weiterentwickeln als die Menschen im Job dazulernen können. Also ein weiteres Indiz für die Notwendigkeit, die digitale Weiterbildung von Beschäftigen schneller voranzutreiben.

Um beurteilen zu können, wonach der Markt verlangt, damit Geschäftschancen genutzt und neue Geschäftsmodelle identifiziert werden, brauche es ein grundlegendes digitales Verständnis. Das wirke sich nicht nur positiv auf die Konkurrenzfähigkeit des Unternehmens und des Standorts aus, auch die Mitarbeiter:innen und Kund:innen profitieren davon. Die wichtigsten Kompetenzen, um sich selbstbestimmt in der digitalisierten Welt zu bewegen, seien die eigenständige Aneignung von Wissen und der Transfer von vorhandenem Wissen auf neue Anforderungen. Um mit den ständig fortschreitenden digitalen Entwicklungen und Veränderungen der Arbeitswelt Schritt zu halten, müsse lebenslanges Lernen zur Routine und Gewohnheit werden. Österreich belegt beim EU-Index for Digital Lifelong Learning Readiness einen Platz im oberen Drittel (0,63 bei Index: 0-1).

"Digitale Skills sind vor allem in der Führungsriege ein ganz großes Thema. Digitales Wissen bedeutet nicht nur ‚Wie kann ich eine Maschine bedienen', sondern welche Methoden sind notwendig, um ein Unternehmen digital zu führen. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich Digitalprofis in der Managementebene positiv auf das Unternehmensergebnis auswirken. Sie implementieren eher eine digitale Kultur im Unternehmen, führen mit einem Coach and Communicate-Ansatz, fördern agiles Arbeiten und regen Innovationen an. Das Ergebnis: Die Innovation ist um ein Vielfaches höher", kommentiert Holger Schmidt.

"So können Unternehmer auch in der aktuellen Situation bestehen, den Anforderungen gemäß agil orientieren und weiterhin Marktchancen rasch nutzen", so Werner Kraus abschließend. (ts)

LEADERSNET war beim T-Breakfast mit Holger Schmidt mit dabei. Eindrücke finden Sie in der Galerie.

www.magenta.at

 

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