Russische Zensur: Auch ORF-Berichterstatter:innen in Gefahr

| 06.03.2022

Bis zu 15 Jahre Haft drohen für die Verbreitung von angeblichen "Falschinformationen" in Russland über den Krieg. Auch ausländische Sender könnten betroffen sein.

Seit Freitag stehen das Verbreiten vermeintlicher "Falschinformationen" über russische Soldaten, das Diskreditieren russischer Streitkräfte und auch Aufrufe zu Sanktionen gegen Russland unter harten Strafen. Bis zu 15 Jahre Gefängnis drohen bei Verstößen.

Auch Konsequenzen für ausländische Sender

Die russische Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor teilte am Freitag mit, dass von dem Schritt neben dem deutschen Auslandssender auch die Websites des britischen Rundfunksenders BBC, der in Lettland ansässigen russisch- und englischsprachigen Nachrichtenwebsite Medusa und von Swoboda betroffen, berichtet der Horizont. Swoboda ist der russischsprachige Sender von Radio Free Europe/Radio Liberty, einem vom US-Kongress finanzierten Medium.

Aber wie weit sind davon die Berichterstattungen des ORF und anderer westlicher Sender betroffen? Paul Krisai, Leiter des ORF-Korrespondentenbüros in Moskau, zeigte sich im Ö1-Mittagsjournal am Freitag besorgt und verwies auf Aussagen eines russischen Abgeordneten, nach denen auch nicht-russische Medien unter das Gesetz fallen würden. Krisai: "Ab morgen dürfen wir nach Ansicht der Rechtsexperten, mit denen wir bisher gesprochen haben, nicht mehr so berichten wie bisher. Wir dürfen den Krieg nicht mehr als solchen bezeichnen. Es ist bedenklich, wie schnell wir hier angelangt sind."

Berichterstattung sichern

Am Küniglberg betonte man, dass die Berichterstattung aus Moskau gewährleistet sei, so der Horizont. Allerdings: Um die Berichterstattung in jedem Fall aufrecht zu erhalten, reist Korrespondentin Miriam Beller vorübergehend nach Wien. Büroleiter Paul Krisai und Carola Schneider, die das Team vorübergehend verstärkt, bleiben in Moskau.
 
Ziel sei es, unter den gegebenen Umständen weiterhin die gewohnt hochqualitative Berichterstattung aus Russland zu sichern. "Die Lage wird dabei selbstverständlich laufend neu bewertet", so der ORF in einem Statement gegenüber HORIZONT. Und: Auch angesichts des neuen Zensur-Gesetzes sei "die Sicherheit der ORF-Korrespondentinnen und -Korrespondenten und ihrer Teams immer oberstes Gebot". Hintergrund der Maßnahme: Diese erhöht die Flexibilität der Berichterstattung, da Miriam Beller auch kurzfristig in andere Nachbarländer der Ukraine reisen kann. (ca)
 

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