Welche Auswirkungen hat Covid-19 auf Geldanlagen und wie können Investoren reagieren?

Gastkommentar von Sven Rischko, Geschäftsführer Kronos Advisory.

Die Covid-19 Pandemie ist sicher ein "Game-Changer" für Sparer und Investoren. Die Auswirkungen sind vielfältig und dramatisch. Leider wird dieser Fakt jedoch von vielen Sparern und Investoren bisher nicht beachtet. Sie bleiben ihren bisherigen Anlagen treu und agieren somit nach der "Vogel-Strauss-Methode", also Kopf in den Sand stecken, es wird schon alles gut werden. Professionelle Investoren, wie Pensionskassen, Versicherungen, HNWI´s, usw. reagieren umfassend auf die geänderten Rahmenbedingungen durch deutliche Umschichtungen in ihrer Veranlagungsstruktur. In meinem ersten Beitrag zu diesem Thema konzentriere ich mich auf das Thema Zinsen und entsprechende Zinsanlagen.

Schon vor der Corona Pandemie konnten Anleger mit Anleihen und Sparbüchern kaum positive Zinsen erzielen und mussten nach Kosten, Steuern und Inflation i.d.R. einen Vermögensverlust in Kauf nehmen. Aber es gab die Hoffnung auf zeitnah steigende Zinsen. Diese Hoffnung ist nun begraben. Die weltweiten Corona-Hilfen der Staaten bei gleichzeitigem Einbruch der Steuereinnahmen durch die Rückgänge beim BIP haben zu weiteren erheblichen Löchern in den Staatshaushalten geführt. Die durchschnittlichen Staatsverschuldungen sind heute wesentlich höher als vor 10 Jahren, wo man von der Staatsschuldenkrise gesprochen hat.

Steigende Zinsen würden noch höhere Belastungen für die Staaten bedeuten und sind politisch kaum gewollt, da dieses viele Staaten entweder an den Rand des Ruins, oder sogar in die Zahlungsunfähigkeit führen würde. Zahlungsausfälle mehrerer Staaten würde wiederum zu einem Kollaps des Finanzsystems führen, da z.B. Banken, Versicherungen oder Pensionskassen in den Büchern haben und ein Ausfall solcher Anleihen in erheblichen Ausmaß zu entsprechenden Insolvenzen dieser Institutionen führen würde.

Erhalt der Kaufkraft

Das bedeutet, dass Anleger umdenken müssen, wenn sie nicht "sicher" verlieren wollen. Sparbücher, Anleihen guter Bonität (z.B. österreichische Staatsanleihen), usw., erfüllen heute weder den Zweck Vermögen zu vermehren noch zu erhalten und sollten somit nur für den Teil des Vermögens als Anlage dienen, der kurzfristig für Ausgaben liquide sein muss.

Konnte man früher mit einer Anlagestruktur von 30 Prozent reale Vermögenswerte (z.B. Aktien, Immobilien, usw.) und 70 Prozent Geldwerte (Spareinlagen, Anleihen, usw.) über einen mittelfristigen Horizont sein Vermögen erhalten, bzw. sogar vermehren, ist dieses heute kaum realistisch. Ebenso können 70 Prozent Geldwerte mit 0 Prozent, oder sogar negativen Zinsen, auch nicht mehr negative Kursschwankungen von z.B. Aktien ausgleichen.

Bei durchschnittlich 4 Prozent Zinsen haben 70 Prozent Geldwerte noch Verluste bei 30 Prozent Aktien von knapp 10 Prozent kompensiert.  Die Modelle der Vergangenheit zur Verteilung der Anlage sind Vergangenheit!

Sparen, bzw. Anlegen/Investieren soll mind. Zum Erhalt der Kaufkraft führen und nicht zu einem Kaufkraftverlust. 0 Prozent Zinsen und z.B. 2 Prozent Inflation führen über zehn Jahre zu einem effektiven Kaufkraftverlust von über 18 Prozent.

In meinem nächsten Beitrag werde ich auf Entwicklungen bei Aktien und Immobilien eingehen.

Ihr Sven Rischko

 

www.kronos-advisory.com


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