Radiotest 2020: Corona schrumpft Hörerzahlen

Geringere Mobilität resultiert in geringerer Nutzung der Radiosender – vor allem junge Zielgruppe betroffen.

Seit Ausbruch der Pandemie hört Österreich weniger Radio: Wie die Ergebnisse des aktuellen Radiotest für 2020 bescheinigen, hören Herr und Frau Österreicher gegenüber dem Vorjahr gesamt rund 1,6 Prozent weniger Radio, die Gesamt-Tagesreichweite schrumpfte von 77, 3 auf 75, 7 Prozent gegenüber 2019. Auch die tägliche Nutzung gestaltete sich etwas geringer als noch im Jahr zuvor, und zwar um rund fünf Minuten: Während Hörer älter als zehn Jahre 2019 noch 201 Minuten pro Tag das Radio eingeschaltet hatten, war das 2020 im Schnitt noch 196 Minuten pro Tag der Fall.

Als einer der ausschlaggebenden Gründe für das verringerte Nutzungsverhalten liegt die eingeschränkte Mobilität durch die Lockdowns nahe: Da Herr und Frau Österreicher durch die Corona-Pandemie weniger Auto fahren (und das Radiohören im Auto neben dem "Aufweckradio" am Morgen und dem Radiohören in manchen Betrieben zu den beliebtesten Nutzungszeiten für das Medium gehören – Anm. d. Red.) und mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbringen, spiegelt sich dieser Umstand in den aktuellen Zahlen des Radiotests wider.

Die Reichweiten der Radiosender im Vergleich

Trotz verringerter Radionutzung in der Gesamtbevölkerung zeichnet sich im Detailblick wenig Veränderung ab, was die Beliebtheit bzw. Reichweiten der einzelnen Sender betrifft: Als Gesamtheit erreichten die ORF-Radios eine gebündelte Tagesreichweite von 61,6 Prozent, was im Vergleich zu 2019 einen Abfall um 1,6 Prozent (63,2 Prozent) bedeutet, die öffentlich-rechtlichen Sender aber nach wie vor als die insgesamt am meisten gehörte Radiosendergruppe bestätigt.

Rund drei von vier gehörten Radiominuten entfallen auf die Sender des ORF. Der Marktanteil des ORF liegt bei 74 Prozent, geht aus den gestern veröffentlichten Radiotest-Daten für 2020 hervor. Reichweitenstärkster Sender ist Ö3, er erreicht über 2,4 Millionen Österreicherinnen und Österreicher.

Ö3 erreicht mit seinem Programm jeden Tag im Schnitt mehr als 2,4 Millionen Österreicherinnen und Österreicher ab 10 Jahren. Die Reichweite von Ö3 liegt mit 31,1 Prozent mehr als dreimal so hoch wie jene des stärksten nationalen Privatradios (8,8 Prozent) und deutlich über der Reichweite aller inländischer Privatradios zusammen (26,6 Prozent). Ö3 erzielt in der Gesamtbevölkerung einen Marktanteil von 30 Prozent. In der Altersgruppe der 14- bis 49-Jährigen erreicht Ö3 einen Marktanteil von 40 Prozent.

Zielgruppenspezifisch sind die größten Verluste an Hörerinnen und Hörern vor allem in der werberelevanten jungen Zielgruppe zwischen 14 und 49 Jahren zu verbuchen: Waren es 2019 noch 54,6 Prozent an jungen Radiohörerinnen und Hörern, so kam der Prozentsatz an Radionutzenden in dieser Altersgruppe 2020 nur noch auf 51, 2 Prozent. Analog zu den öffentlich-rechtlichen Sendern mussten auch die Privatradios Verluste bei der werberelevanten jungen Zielgruppe hinnehmen: Erzielten die Privaten 2019 gesamt noch 35,8 Prozent Reichweite, waren es 2020 nur noch 33,6 Prozent in dieser Zielgruppe.

In der Bundeshauptstadt erzielt die RMS TOP Kombi auch in Pandemiezeiten einen Spitzenplatz und kann mit einer Reichweite von 26,8 Prozent in der Kern-Zielgruppe Platz 1 in Wien sichern (Ö3: 20,2 Prozent). Auch beim Marktanteil schafft es die Privatradio-Kombi mit 39 Prozent aufs Spitzentreppchen und kann großen Abstand zum Zweitplatzierten halten (Ö3: 28 Prozent). "Die aktuellen RMS Werte im Radiotest beweisen, RMS ist auch 2021 unverzichtbar. Ob man weiter am Gas bleibt, das Gaspedal noch stärker durchdrückt, neu startet oder neu durchstartet: um die Kauflust der ÖsterreicherInnen zu stimulieren, die Wirtschaft zu unterstützen und zu stärken, bringt die Marktkraft der RMS den nötigen Schub. Über 2 Mio. NutzerInnen wollen täglich zum Kauf aktiviert werden und in Kombination mit unserer partnerschaftlichen Haltung können alle Auftraggeber sicher sein, dass ihr Werbeinvestment optimal und effizient platziert wird", kommentiert Joachim Feher, Geschäftsführer RMS Austria.

"Kronehit" als stärkster Privatsender

Die Gesamtheit der Privatsender kam 2020 auf 26,6 Prozent (2019: 28,3 Prozent). Kronehit kann vor allem bei der Elektro- und Festivalaffinen jungen Zielgruppe punkten und kommt 2020 auf 8,8 Prozent Gesamtreichweite (2019 waren es noch 10,7 Prozent). 

Kronehit-Geschäftsführer Ernst Swoboda sieht die Entwicklung im Angesicht der Krise positiv: "2020 war für die Radionutzung ein durchaus schwieriges Jahr. Vor allem im Büro und Auto wurde aufgrund der starken Einschränkung der Büroarbeit durch Homeoffice natürlich weit weniger Radio gehört als in einem 'normalen' Jahr. Und Kronehit fehlten darüber hinaus die vielen Veranstaltungen, Festivals, Konzerte und so weiter, über die wir mit unseren Hörern besonders stark verbunden sind. Dass wir trotz all dieser Widrigkeiten unsere hohen Reichweiten fast halten konnten und weiterhin die private Nummer 1 nicht nur bundesweit sondern auch in fünf Bundesländern sind, zeigt die Stärke von Kronehit auch in der Pandemie sehr deutlich. Nach wie vor leidet allerdings der Radiotest weiter unter dem Problem, in seiner bisherigen Form eine immer größer werdende Gruppe vor allem jüngerer Menschen mit relativ hoher Audionutzung nicht mehr zu erreichen, weshalb die im Radiotest abgebildeten Reichweiten nur mehr ein Teil des Gesamtbildes der Radionutzung in Österreich sind.“ 

Gegen den Strom: "88.6", "Ö1" und "FM4" legen in der Pandemie zu

Entgegen dem Trend konnte Ö1 auf 10,5 Prozent zulegen (9,3 Prozent). Hier dürfte vor allem das starke Informationsbedürfnis im Vorjahr durchschlagen. Auch FM4 steigerte sich leicht auf 3,5 Prozent (3,2 Prozent). In der werberelevanten jungen Zielgruppe blieb Ö1 mit 5,7 Prozent (5,8 Prozent) weitgehend stabil, FM4 kommt auf 5,5 Prozent nach 5 Prozent in 2019.

Unter den Regionalsendern konnte sich Radio 88.6 seit 2018 erneut die bundesweite Spitzenposition sichern, und im Vergleich zu den Ergebnissen des letzten Quartals 2019 seine tägliche Hörer- und Hörerinnenschaft in der werberelevanten Zielgruppe sogar um zusätzliche 18.000 Personen steigern: "Die jährlich steigenden Zahlen zeigen, dass wir mit Radio 88.6 auf dem richtigen Weg sind und uns die HörerInnen selbst in Krisenzeiten die Treue schenken. Dass wir mit unserem Marktanteil nicht nur in Niederösterreich eine Top-Position einnehmen, sondern diesen sogar im hartumkämpften Wiener Radiomarkt auf 11 Prozent steigern konnten, ist dafür der beste BeweiIch bin sehr stolz darauf, dass das Team trotz dieser schweren Zeiten ein so gutes Ergebnis erzielen konnten", freut sich Ralph Meier-Tanos, der Geschäftsführer von Radio 88.6. 

Ein Blick auf die Regionalsender des ORF zeigt, dass diese österreichweit 29,3 Prozent (29,6 Prozent) erreichen konnten, die von der RMS vermarkteten Privaten (RMS Top) kamen 2020 auf 25,9 Prozent (2019. 27,8 Prozent). In der werberelevanten jungen Zielgruppe kamen die RMS-Top-Sender 2020 auf 33,1 Prozent (2019: 35,4 Prozent). und die ORF-Regionalen liegen mit 14,8 Prozent (15,7 Prozent im Vorjahr).

Moderator Manolito Licha @work (Life Radio Tirol) © Life Radio Tirol

Regional im Detail: Signifikanter Zuwachs im Westen bei Life Radio

Ebenfalls über ein Plus dem Trend entgegen kann sich Life Radio Tirol freuen: Der Tiroler Regionalsender verbuchte laut eigenen Angaben mit den Ergebnissen des Radiotests 2020 "schon wieder einen Hörer-Rekord". 87.000, und "damit so viele Menschen wie noch nie", so der Sender in einer Aussendung, schalteten demnach im letzten Jahr täglich bei Life Radio ein. Im Vergleich zum Vorjahr konnte der Sender der Moser Holding sowohl bei der Reichweite als auch bei den Marktanteilen signifikant um mehr als 20 Prozent zulegen. Mit seit Jahren steigenden Hörerzahlen konnte sich Life Radio so zum beliebtesten Privatradio Tirols entwickeln.

Hermann Petz, Vorstandsvorsitzender der Moser Holding gratuliert: "42.000 tägliche Hörer hatte Life Radio vor zehn Jahren, heute sind es mit 87.000 mehr als doppelt so viele. Das sind die Früchte konsequenter Programmarbeit, großer Innovationsbereitschaft und einer für uns HörerInnen spürbaren Freude am Radiomachen. Das Team von Life Radio Tirol zeigt, wie es gelingen kann, auch junge Menschen für dieses Medium zu begeistern."

Marktanteile stabil

Ein Blick auf die Marktanteile 2020 zeigt wenig Bewegung im Vergleich zum Vorjahr: Der Marktanteil der ORF-Sender blieb mit 74 Prozent stabil. Dabei lagen die öffentlich-rechtlichen Regionalsender (stabil mit 35 Prozent) sogar vor Reichweitenkaiser Ö3, der 2020 30 Prozent der Marktanteile für sich verbuchen konnte (2019: 33 Prozent). Die Privatsender erzielten gemeinsam 24 Prozent Marktanteil (2019: 25 Prozent).

Was die werberelevante jüngere Zielgruppe betrifft, so können die ORF-Radios hier 63 Prozent Marktanteil für das Jahr 2020 (2019: 65 Prozent) für sich verbuchen, während die Privatradios 35 Prozent (2019: 36 Prozent) erzielen konnten.

Der Radiotest wird Jahr für Jahr vom ORF sowie von den österreichischen Privatradios beauftragt und ist somit eine multi client-Studie. (rb)

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