Impfpflicht, Testen, Homeoffice? Auf welche dieser Maßnahmen österreichische Top-Unternehmen setzen

LEADERSNET hat sich bei HDI, Drei, IP Österreich, JTI Austria, Mazars und Co. umgehört.

In den vergangenen Tagen häuften sich Medienberichte über Angestellte, die anonym darüber berichten, dass sie trotz Corona-Pandemie und der Möglichkeit, ihre Tätigkeiten eigentlich im Homeoffice zu verrichten, jeden Tag ins Büro müssten, und auch in den sozialen Netzwerken sind teils hitzige Diskussionen über diese Problematik entbrannt. Wie sieht die Lage in Österreich aus, wie stehen die heimischen Top-Unternehmen zu Home Office, Testungen und Impfungen? Welche Maßnahmen werden gesetzt? LEADERSNET hat mit Entscheidungsträgern aus verschiedensten Branchen gesprochen.

"Entsprechend unserer lebenswerten Unternehmenskultur haben wir bei HDI LEBEN von Beginn der Pandemie an – situationsgerecht – auf eine Kombination aus Homeoffice und Anwesenheit in der Direktion gesetzt. Diese Regelung werden wir bis auf Weiteres auch beibehalten. Von einem Impfzwang für Mitarbeitende, die ins Büro kommen, halte ich persönlich wenig. Vielmehr setzen wir auf Sensibilisierung, Aufklärung und die gesellschaftliche Verantwortung des Einzelnen. So ermutigen wir unsere Mitarbeitenden dazu, einen aktiven Beitrag zu unser aller Gesundheit zu leisten", so Michael Miskarik, Hauptbevollmächtigter der HDI Lebensversicherung AG. Als lebenswertes Unternehmen unterstütze HDI LEBEN nicht nur Geschäftspartner, sondern auch Mitarbeitende mit raschen, einfachen und digitalen Lösungen sowie mit ganz viel Zuversicht. Die neue Zeit des Abstandhaltens macht für Miskarik kontaktlose Abläufe wichtiger denn je – sowohl im Büro als auch im täglichen Kontakt mit unseren Qualitätsvermittlern und Kunden. Um das Tagesgeschäft zu vereinfachen, bietet HDI LEBEN anwenderfreundliche Dienstleistungen wie Videoberatung und digitale Unterschriftsmöglichkeiten. Diese Services werden auch in Zukunft ein fester Bestandteil unserer neuen Arbeitswelt sein. "So wollen wir eine nachhaltig stabile Konstante sein und das Leben aller mit unseren Leistungen und Services ein Stück weit lebenswerter gestalten", so Miskarik weiter.

Das Modell "Flexibles Homeoffice" wird uns auch in Zukunft begleiten, "das ist eines unserer Key-Learnings aus dem vergangenen Jahr", so Peter Wundsam, Geschäftsführer Mazars Austria, im Gespräch mit LEADERSNET. "Der Zukunft blicken wir positiv entgegen, denn die Impfung wird es wieder möglich machen, dass wir unsere Klientinnen und Klienten auch wieder vor Ort betreuen können, da der persönliche Kontakt und Austausch einen großen Teil unserer Arbeit als Berater und Wirtschaftsprüfer ausmacht", sagt Wundsam. 

Auch Werbezeitenvermarkter IP Österreich setzt auf flexibles Arbeiten und hat ein ausgeklügeltes System eingeführt: Nachdem ersten Lockdown im März, wo sich gezeigt habe, dass Homeoffice sehr gut funktioniert, da die IT Strukturen schon gegeben waren (jeder hat einen Laptop, alle sind auf dem gleichen Server in Köln), wurden mit Anfang Juni die Home Office Regelungen offiziell bis auf weiteres erweitert: auf acht Mobile Office Tage/Monat. Dies bedeutet, es kann von überall gearbeitet werden, vorausgesetzt eine gute Internetverbindung ist gegeben. "Momentan haben wir unsere Mobile Office Regelungen nach dem Ampelsystem aufgezogen", so IP-Geschäftsführer Walter Zinggl. Konkret bedeutet das: Ampel auf Grün: Es gibt die IP-standardmäßigen acht Mobile Office Tage im Monat. Steht die Ampel auf Orange sind es 15 Mobile Office Tage im Monat, ins Büro kann man dann nur nach Absprache kommen, damit die Personenanzahl im Office nicht überschritten wird. Wenn die Ampel rot zeigt, bedeutet das Mobile Office und ins Büro nur in dringenden Fällen und nach Absprache.

Impfen durch Betriebsärzte

JTI Austria setzt ebenso seit dem ersten Lockdown im März 2020 auf Homeoffice, wo es möglich ist. "Das Arbeiten im Büro basiert bei uns auf Freiwilligkeit, wobei wir die höchsten Sicherheitsstandards implementiert haben. So gilt bei uns zum Beispiel von Anfang an ein Mindestabstand von zwei Metern. Bei der Ausstattung ihrer Homeoffices unterstützen wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Das geht vom vollständigen IT-Equipment bis hin zu höhenverstellbaren Schreibtischen und ergonomischen Bürostühlen.  Was aber trotz aller Flexibilität nicht vergessen werden soll, ist die Bedeutung des Miteinanders. Es bedarf hier ausgeklügelter Konzepte, um die Vorteile des Homeoffice zu nutzen und gleichzeitig eine effektive, gerechte, teamorientierte und unternehmensverbindende Kultur zu bilden und zu fördern", ist sich Ralf-Wolfgang Lothert, Mitglied der Geschäftsleitung JTI Austria, sicher.

"Das Management von JTI Austria hält das Impfen für einen wichtigen Schritt bei der Bekämpfung der Pandemie. Wir haben unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern daher bereits empfohlen, sich in ihren jeweiligen Bundesländern zur Impfung vorzumerken", so Lothert weiter. Gleichzeitig bemüht sich das Unternehmen über die Betriebsärzte das Impfen auch im Unternehmen selbst anbieten zu können, sobald dies möglich sein wird. Darüber hinaus wurden bereits regelmäßige freiwillige Inhouse-Testmöglichkeiten implementiert. "Selbstverständlich nehmen wir bei allen unseren Handlungen auf Angehörige von Risikogruppen Rücksicht", sagt Lothert.

"Leistung funktioniert auch zu Hause"

In der PR-Branche sind persönliche Kontakte ein wichtiger Faktor. LEADERSNET hat bei Martina Fleischer-Kücher, Geschäftsführerin von Brilliant Communications, nachgefragt, wie sie diese Herausforderung meistert: "Homeoffice war für uns organisatorisch nie schwierig, weil alle im Team bereits mit der nötigen Hard- und Software (Laptops, VPN-Zugang etc.) ausgestattet waren. Organisatorisch haben wir auch schnell einen Weg gefunden, unseren WorkFlow von zu Hause aus neu zu gestalten. Wir sind daher nach wie vor flexibel entweder im Office oder Homeoffice – die klare Präferenz liegt aber natürlich darauf, uns auch persönlich zu sehen."

Im Office setzt sie auf den Einsatz von Antigen-Schnelltests und das eigens dafür entwickelte Sicherheitskonzept. "Wir testen auch selbst, damit wir unabhängig von den öffentlichen Testmöglichkeiten sind", verrät Fleischer-Kücher. Die Homeoffice-Möglichkeit werde sicher auch in der Zukunft genutzt, "denn eines hat uns 2021 gezeigt – wir brauchen keine physische Anwesenheit, um unsere Leistungen zu erbringen." Sobald es eine Impfmöglichkeit gibt werden außerdem alle davon Gebrauch machen.

"Sicherheit ist das oberste Gebot"

Die Covid-19 Krise und die damit verbundenen Lockdowns bestimmen unser Arbeitsleben seit nunmehr zehn Monaten. In diesen herausfordernden Zeiten sind Telekommunikationsdienste mehr denn je gefragt, um in Verbindung zu bleiben. "Aus diesem Grund waren und sind wir auch durchgehend für unsere Kunden da, sei es mit unserem Außendienst, in unseren Drei Shops in ganz Österreich, die auch während des Lockdowns geöffnet haben dürfen oder auch in unserem Kundenservice", sagt Elisabeth Rettl, Leiterin Geschäftskundenbereich bei Drei. Man habe sich daher bewusst dazu entschieden, niemanden in Kurzarbeit zu schicken. "Weil uns die Österreicherinnen und Österreicher gerade jetzt besonders brauchen, benötigen wir auch jeden unserer Mitarbeiter", so Rettl weiter.

Meetings per Microsoft Teams bzw. Zoom sind ein fixer Bestandteil

Die Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter war und ist oberstes Gebot beim Mobilfunker Drei. Daher arbeiten alle Drei Mitarbeiter, mit Ausnahme jener Kollegen in den geöffneten Shops, hauptsächlich von zu Hause aus. "Home Office funktioniert seit März 2020 bei Drei problemlos. Alle Mitarbeiter wurden mit entsprechendem IT Equipment ausgestattet und Meetings per Microsoft Teams bzw. Zoom zum fixen Bestandteil unseres Alltags", erzählt Rettl aus dem Arbeitsalltag.

In den Shops wird für die entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der Kunden und Mitarbeiter gesorgt: Abstandhalten und Desinfektionsmittel schützen ebenso wie Plexiglas-Wände und Mundnasenschutz – demnächst auch in Form von FFP2 Masken – sowie regelmäßige Tests der Mitarbeiter.

"Wie ganz Österreich warten auch wir auf den ersehnten Impfstoff, der uns hoffentlich irgendwann wieder ein normales Arbeitsleben im Büro mit allen Facetten ermöglicht. Als Unternehmen der kritischen Infrastruktur bereiten wir uns darauf vor, die Impfungen betriebsintern anzubieten. Es steht derzeit nicht fest, bis wann, in welcher Menge und welcher Impfstoff konkret bei Drei sein wird. Wir sind jedoch in engem Austausch mit den verantwortlichen Stellen. Wir hoffen, dass wir in ein paar Wochen und Monaten nach fast einem Jahr der Distanz wieder Schritt für Schritt in physischen Kontakt mit unseren Kollegen treten dürfen. Denn trotz gut funktionierendem Arbeiten von Zuhause aus, fehlt uns allen der soziale Kontakt zu Kollegen, das gemeinsame Essen, das Plaudern in der Kaffeeküche, das Feiern und Lachen", so Rettl abschließend.

"Ohne Impfung wird es ein ständiges hin und her"

Diplomkurse und Gruppenkurse sowie Club Activities finden beim Cambridge Institute Vienna via Zoom statt, Teacher Lessons können auch 1:1 im Institut abgehalten werden. "Wir hoffen sehr, dass eine überwiegende Mehrheit der Menschen die Sinnhaftigkeit einer Impfung erkennt. Ohne Impfung wird es ein ständiges hin und her zwischen erkaufter Freiheit und Lockdown geben. Bis dahin sind wir aber sehr froh, dass sich Online - Unterricht gut etabliert hat. Aber natürlich freuen sich alle wieder auf persönliche Kontakte. Wir sind ja schließlich soziale Wesen", merkt Cambridge Institute Vienna-Chef Florian M. Karnutsch an. "Wir sind im regelmäßigen Kontakt mit sehr vielen Kunden und haben bemerkt, dass ständiges 'Homeoffice', in unserem Fall auch 'Home-Learning' nicht für alle geeignet ist. Viele benötigen die Atmosphäre eines Instituts, um effizient lernen beziehungsweise arbeiten zu können. Natürlich gibt es auch Vorteile, aber ich bin sicher, dass wir langfristig gesehen nicht den ganzen Tag zuhause hocken wollen", so Karnutsch. (jw)

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