Jugend Trend Monitor: Junge haben – noch – keine Angst vor Corona

Hohe Zustimmung zu COVID-19-Maßnahmen und Regierungsarbeit – Nachtgastronomie spaltet die Jungen.

Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr untersuchten DocLX und Marketagent im Rahmen des "Jugend Trend Monitor" die Einstellungen junger Österreicher zu COVID-19 und den Maßnahmen (hier geht's zu den Ergebnissen der ersten Studie – Anm. d. Red.). Für die aktuelle repräsentative Studie wurden 2.658 junge Menschen im Alter zwischen 14 und 24 Jahren zwischen Ende September und Ende Oktober 2020 befragt. Damit liegt zu Beginn des Wintersemesters eine Untersuchung vor, die sich mit dem Shutdown und dem Leben in der neuen Normalität befasst.

"Jugend-Bashing ist fehl am Platz"

"Das Jugend-Bashing ist fehl am Platz. Österreich kann stolz auf seine Jugend sein. Obwohl junge Menschen stark unter den Einschränkungen sozialer Kontakte leiden, werden die Maßnahmen positiv bewertet und mitgetragen. Ausbildung und Berufseinstieg gestalten sich für den 'Corona-Jahrgang' sehr schwierig. Diese Generation wird noch lange an den Auswirkungen der Pandemie leiden", fasst DocLX-Gründer Alexander Knechtsberger zusammen. "Junge Menschen mussten besonders viele Entbehrungen in Kauf nehmen und auch auf Abschlusszeremonien und Feiern jeder Art, die einen hohen sozialen Stellenwert haben, verzichten. Sie sehnen sich wieder nach Freiheit, Reisen und gemeinsamer Zeit."

Marketagent-Geschäftsführer Thomas Schwabl: "Junge Frauen beschäftigt COVID-19 intensiver als Männer. Sie sind vorsichtiger und risikobewusster im Umgang mit dem Virus und halten sich strenger an die Maßnahmen. Sie leiden stärker unter den sozialen Einschränkungen", geht Marketagent-Geschäftsführer Thomas Schwabl ins Detail.

Negative Auswirkungen auf Lebenszufriedenheit

Die Einschränkungen der sozialen Kontakte wirken sich für 55,2 Prozent der Jungen negativ auf die Lebenszufriedenheit aus, wobei Frauen (62,9 Prozent) die Situation negativer empfinden. Nur 12,5 Prozent können den COVID-19-Maßnahmen auch etwas Positives abgewinnen. Für 57,6 Prozent ist Fortgehen ein wichtiger Teil ihrer Freizeitgestaltung. 52,9 Prozent fühlten sich während des Shutdown einsam. Fünf Freunde trafen die jungen Österreicher im Mittel pro Woche noch in der alten Normalität.

© DocLX/Marketagent

"Während des Shutdowns im Frühjahr reduzierte sich die Zahl der wöchentlichen Treffen auf eine Person. Derzeit erreicht sie mit vier Freunden zwar fast wieder den alten Wert. Alles in allem bleibt die Jugend derzeit aber dennoch bevorzugt zuhause oder im privaten Umfeld", so Schwabl weiter. Fast die Hälfte gibt an, in der letzten Woche gar nicht ausgegangen zu sein und nur ein Viertel war in den letzten sieben Tagen an zumindest einem Abend aus. Besonders diszipliniert sind die 20- bis 24-Jährigen, von denen sogar 54 Prozent angeben, nicht ausgegangen zu sein.

Drei große Lager

Frühe Sperrstunden, geschlossene Clubs und ein weitgehender Stillstand der Nachtgastronomie spalten das junge Österreich in drei ähnlich große Lager. 35,6 Prozent leiden kaum bis gar nicht darunter, 39,2 Prozent verspüren einen Leidensdruck. Insbesondere Jüngere und Frauen würden gerne wieder zu später Stunde das Tanzbein schwingen. 51,9 Prozent sind der Meinung, dass die Maßnahmen in der Gastronomie vor allem junge Menschen treffen.

"Ausgefallene Abschlussfeiern haben vielen jungen Menschen sozial wichtige Momente beim Start in einen neuen Lebensabschnitt geraubt. Freunde und gemeinsame Erlebnisse sind für die persönliche Entwicklung sehr bedeutsam. Trotz der großen Bereitschaft, bei den Maßnahmen mitzumachen, braucht Österreichs Jugend eine Perspektive. Mit zunehmender Dauer der Maßnahmen sinkt die Motivation, sie auch voll zu unterstützen", stellt Knechtsberger fest. Schwabl dazu: "Kurzfristig kann man sich vorstellen, das Ausgehverhalten zugunsten der Pandemiebekämpfung einzuschränken. Mit anhaltender Dauer nimmt die Bereitschaft jedoch signifikant ab. So ist es für 84,6 Prozent denkbar, in den nächsten drei Monaten weniger auszugehen. Ein ganzes Jahr lang auf die Abendgestaltung zu verzichten, können sich jedoch nur mehr 37,2 Prozent vorstellen."

Persönlicher Kontakt mit Freunden ist 91,2 Prozent der Befragten wichtig. Beim Fortgehen mit Freunden können 74,7 Prozent ihre Sorgen kurzfristig vergessen. Familie und Freunde haben durch COVID-19 für 73,1 Prozent einen höheren Stellenwert gewonnen. Ebensoviele zeigen sich besorgt, dass ältere Familienmitglieder am Virus erkranken könnten und 64,9 Prozent fürchten, selbst zu erkranken. 60,1 Prozent sind jedoch besorgt, durch die Maßnahmen einen Teil ihrer Jugend zu verpassen.

Noch keine tiefen Sorgenfalten bei Österreichs Jugend

Hinsichtlich ihrer beruflichen Zukunft machen sich 55,3 Prozent der jungen Österreicher derzeit wenig bis gar keine Sorgen. Nur elf Prozent sind jetzt schon tiefe Sorgenfalten ins Gesicht geschrieben. Etwas besorgter sind Frauen und die 20- bis 24-Jährigen, die schon am Start ins Berufsleben stehen. "Die 'Corona-Generation' geht sehr pragmatisch mit der Krise um und scheint noch nicht sehr besorgt über ihre Zukunft zu sein. Es ist aber Fakt, dass diese Generation besonders stark unter den Folgen der Pandemie leiden wird. Viele scheinen sich dieser Auswirkungen noch nicht bewusst zu sein", ist Knechtsberger überzeugt.

87,5 Prozent sind überzeugt, dass COVID-19 die Situation für Berufseinsteiger besonders schwierig macht. Über zwei Drittel halten die Maßnahmen der Bundesregierung, um die beruflichen Chancen der Jugend in der Situation zu verbessern, für nicht ausreichend. Immerhin knapp die Hälfte sieht in der Pandemie auch eine Chance, sich über die eigene berufliche Zukunft klar zu werden. Zwei Drittel machen sich keine Sorgen, als "Generation Corona" den Anschluss zu verlieren. Dem steht jedoch ein besorgtes Drittel gegenüber, das meint, die Zugehörigkeit zum Erwachsensein durch die Pandemie und die Maßnahmen zu verlieren.

Qualität der Ausbildung leidet unter der Pandemie

Während 20 Prozent meinen, dass sich Homeschooling und Co. positiv auf die Qualität der Ausbildung auswirken, sieht knapp die Hälfte negative Auswirkungen. Auch hier schätzen junge Frauen die Situation etwas negativer ein. 76,3 Prozent stellen ihren Ausbildungsstätten ein gutes Zeugnis aus, wenn es um die Einhaltung von COVID-19-Schutzmaßnahmen nach dem Shutdown geht. 65,1 Prozent sind mit der Einrichtung des Distance Learnings zufrieden und 59,2 Prozent mit der Ausbildungsqualität im Distanzunterricht.

Zwei Drittel konnten ihre Ausbildung trotz des Virus zur geplanten Zeit abschließen. Gefeiert werden konnte der Abschluss von 83 Prozent jedoch (noch) nicht. Für 46,4 Prozent gab es eine Totalabsage und 36,7 Prozent hoffen auf einen neuen Termin. Nur 17 Prozent konnten zumindest im kleinen Rahmen feiern. Dabei genießen Abschlussfeiern für knapp acht von zehn einen hohen oder sehr hohen Stellenwert in der Gesellschaft. Ähnlich viele sehen sie auch als einmalige Gelegenheit, um in einen neuen Lebensabschnitt zu starten, und als sozial verbindendes Element.

Hohe Zustimmung zu COVID-19-Maßnahmen

Nach wie vor verfolgen 16,3 Prozent der jungen Österreicher Nachrichten zur Pandemieentwicklung aufmerksam. Ihnen stehen 10,5 Prozent gegenüber, die das Interesse an COVID-19-Nachrichten verloren haben. 38 Prozent beurteilen die Arbeit der österreichischen Bundesregierung positiv, nur 5,4 Prozent stellen ihr ein "Nicht Genügend" aus. 87,2 Prozent wissen, dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen müssen, um die Verbreitung der Pandemie einzudämmen.

Die aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung der Virusverbreitung werden überwiegend positiv beurteilt: 88,3 Prozent sprechen sich für die Mund-Nasen-Schutz-Pflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln aus, rund 85 Prozent für Hygieneregeln und Babyelefanten-Abstand. 78,7 Prozent begrüßen die verschärften Regeln zum Tragen des Mund-Nasen-Schutzes im Handel und der Gastronomie. Mehr als die Hälfte erachtet auch die Personenobergrenzen bei Veranstaltungen als sinnvoll. Nur 46,6 Prozent finden die Corona-Ampel sinnvoll und lediglich 36,7 Prozent begrüßen die frühe Sperrstunde in der Gastronomie.

"78 Prozent der jungen Österreicher halten sich an die Maßnahmen, vor allem an die Mund-Nasen-Schutz-Pflicht in den öffentlichen Verkehrsmitteln, in Geschäften und Lokalen. Allerdings gelingt es nur rund einem Drittel, immer einen Babyelefanten zwischen sich und andere zu stellen. Frauen sind bei der Einhaltung der Maßnahmen etwas konsequenter und rigoroser", erläutert Schwabl.

Ein Blick in die Zukunft der Freizeit

Ab Mai 2021 können sich 86,7 Prozent der jungen Österreicher wieder Kurzstreckenreisen innerhalb Europas vorstellen und 69,1 Prozent einen Besuch von Konzerten sowie 57,2 Prozent von Festivals. Etwas zurückhaltender ist Österreichs Jugend bei Langstreckenreisen. Nur die Hälfte der Befragten kann sich vorstellen, schon nächstes Jahr wieder andere Kontinente anzusteuern.

"Österreichs Jugend braucht einen Hoffnungsschimmer am Horizont. Sie will und braucht wieder die gewohnte soziale Interaktion", hält Knechtsberger fest. Besonders wichtig ist den jungen Österreichern bei der Planung ihrer Aktivitäten eine Geld-zurück-Garantie bei Stornierung (78,4 Prozent), COVID-19-Schnelltests vor der Veranstaltung oder Reise (50,8 Prozent) und Präventionsmaßnahmen wie Desinfektionsmöglichkeiten (44,2 Prozent), Fiebermessung (37,6 Prozent) und ausreichend Distanz (31,1 Prozent). Auch beim Blick in die Zukunft zeigt sich bei jungen Frauen ein wesentlich höher ausgeprägtes Sicherheitsdenken.

www.doclx-holding.com

www.marketagent.com

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