Geniale Idee oder eher doch Grusel-Gadget? Über die neueste Erfindung "Chamaeleon-Mask" des hauptamtlich bei Sony tätigen Forschers Jun Rekimoto lässt sich streiten, sein Sinn und Zweck könnte hartgesottene Couchpotatoes und Sozialmuffel dennoch begeistern: auch "Human Uber", also "menschliches Uber" genannt, erlaubt sie es Menschen, ihre Identität via iPad-Maske an andere Menschen weiterzugeben, die das eigene virtuelle Konterfei so via Bildschirm vor sich hertragen
iPad statt Brett vorm Kopf
Das Prinzip ist simpel: Das Gesicht des Auftraggebers wird, wie bei einem Telepräsenzroboter, auf dem Display des iPads angezeigt, der Träger fungiert als dessen körperlicher "Stellvertreter". Das System soll laut Rekimoto "erstaunlich natürlich" funktionieren, die Kommunikation wird über zwei Kanäle abgewickelt. Über einen privaten Kanal kann der Auftraggeber seinem "menschlichen Uber" Anweisungen geben, über den öffentlichen Kanal kann der via Facetime mit anderen kommunizieren. Im Vergleich mit einem klassischen Telepräsenzroboter sollen durch den menschlichen Ersatz zahlreiche Limitationen wegfallen.
Amtswege oder Oma-Besuche
Als Einsatzbeispele nennt das Rekimoto Lab etwa die Erledigung von Amtswegen oder den Besuch bei einer weit entfernt wohnenden Großmutter, mit der man sich so dennoch "persönlich" unterhalten möchte. Im Moment ist die Chameleon Mask ein reines Experiment. Laut Rekimoto soll das menschliche Uber in zwei Feldversuchen akzeptiert worden sein, auch wenn bislang noch ungeklärt ist, wie der Auftraggeber seine Umwelt wahrnimmt und der Stellvertreter mit dem iPad vorm Kopf sehen kann. Die "Chamaeleon Mask" befindet sich aktuell noch in der Testphase, eine Weiterentwicklung zu einem kommerziellen Service ist zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht ausgeschlossen. (rb)
www.lab.rekimoto.org