Wrabetz will Anteil österreichischer Programme auf ORF eins "deutlich ausbauen"

| 10.04.2018

ORF-Generaldirektor gibt Einblick in seine Pläne für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Seit die neue Regierung kurz vor Weihnachten 2017 angelobt wurde, hat sich der Druck auf den ORF und seinen Generaldirektor Alexander Wrabetz massiv erhöht. Der Medienmanager lässt sich davon jedoch nicht beirren und gewährt jetzt in einem Interview mit TV Media Einblick in seine Zukunftspläne für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Keine Spielfilme zur Primetime auf ORF eins

Für ORF eins kündigt der 58-jährige an, dass der Anteil österreichischer Programme "deutlich ausgebaut" werden soll. Kernstück des Umbaus des Senders soll ein werktägliches Info-Magazin um 21 Uhr sein. Das würde bedeuten, dass unter der Woche keine Spielfilme mehr zur Hauptsendezeit auf ORF eins laufen werden. Wrabetz glaubt nicht, dass dies ein Problem werden könnte:  "Für die angesprochenen 90-Minuten-Filme haben wir ja immer noch die Primetime am Sonntagabend."

Das werktägliche Info-Magazin, das ZiB 21 genannt werden könnte, hält der ORF-Chef für ein "sehr, sehr spannendes Konzept, das den ORF im Informationsfernsehen insgesamt weiterentwickeln wird und auch die Frage, ob ORF eins ein öffentlich-rechtlicher Sender ist, beantworten wird". Ziel solle jedenfalls sein, an "praktisch jedem Hauptabend eine österreichische Sendung zu zeigen". Der Samstag soll den großen Shows, auch in Koproduktion mit deutschen Partnern, gewidmet werden.

Mit dem Publikum kommunizieren

Auch in ORF 2 soll es Änderungen geben. "Durch den Entfall von Bingo und der Brieflos-Show haben wir bald zusätzliche Sendeflächen am Samstag und Sonntag, die unsere Landesstudios bespielen sollen", erklärt Wrabetz. "Wir streben an einem der beiden Tage eine regionalisierte 'Thema der Woche'-Sendung an – in jedem Bundesland soll es ein Magazin oder eine Talksendung geben, die das regional relevante Thema behandelt." Am Mittwoch vor der ZiB 2 soll ebenfalls ein regionales Fenster mit chronikalen Nachrichten ausgetestet werden, auch wenn dies konstenintensiv sei.

Darüber hinaus hofft der ORF-General, dass die Diskussion über die Finanzierung des Staatsfunks und die Gebühren so geführt werde, dass sie "dann für die nächsten zehn Jahre wieder beendet ist und wir Planungssicherheit haben". Der ORF müsse zeigen, dass für den theoretischen Fall einer Volksabstimmung über die Gebühren, diese genauso gewonnen werden könne, wie sie das Schweizer Fernsehen gewonnen hat. Wrabetz: "Dazu müssen wir aber mit unserem Publikum kommunizieren: Welche sind die Erwartungen des Publikums, was stört das Publikum, was möchte es anders haben?"

Klare Verantwortung in der Struktur

Die Ausschreibung für die Channel-Manager ist am Dienstag zu Ende gegangen. "Die meisten unserer erfolgreichen Sender sind nach dem Channel-Prinzip organisiert. Nur unsere beiden wichtigsten Kanäle im Fernsehen haben im Gegensatz etwa zu Ö3, Ö1 oder ORF III bisher keine klare Verantwortung in der Struktur. Deshalb ordnen wir das neu. Künftig soll es je eine Person geben, die ausschließlich an das jeweilige Programm und sein Zielpublikum denkt." (as)

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