Ausstellung
Photographic Sculptures – Erwin Wurm in Linz

| Gerhard Krispl / LEADERSNET-ART Herausgeber 
| 01.03.2025

Vom Gewöhnlichen zum Einzigartigen: Wurm redefiniert zeitgenössische Bildhauerei.

Erwin Wurm begann in den 1980er- und 1990er-Jahren, das Konzept Skulptur neu zu denken. Ausgehend von der Frage, wie zeitgenössische Bildhauerei aussehen kann, sezierte er die Grundparameter des klassischen Skulpturenbegriffs. Alltägliche und gewöhnliche Objekte sowie der menschliche Körper selbst dienten als Material, das auf Eignung und Formbarkeit getestet wurde. Wurms Dekonstruktion kunsthistorischer Gewissheiten führte schließlich zu einer Auffassung von Skulptur, die Temporäres, Ephemeres sowie Performatives einschließt.

Medien wie Fotografie und Video spielen eine wesentliche Rolle in Erwin Wurms OEuvre, weil sie sich eignen, ebendiesen prozesshaften Charakter seiner "skulpturalen Handlungen" festzuhalten und mitunter wieder in das Objekthafte zu überführen. Folgerichtig bezeichnet der Künstler seine fotografischen Arbeiten auch als "Photographic Sculptures". Neben dem dokumentarischen Wert und dem Vorteil der Reproduzierbarkeit, der ihm erlaubt, Motive neu zu sortieren oder wiederaufzunehmen und neu zu interpretieren, sind Fotografie und Video vor allem in seinen frühen Arbeiten integrale Bestandteile jener Werke, die sich mit der Qualität von Zeit bzw. Dauer auseinandersetzen.

Erwin Wurm
Erwin Wurm, Outdoor Sculpture, 186x126,5 cm ©Erwin Wurm, Bildrecht, Wien 2025

Das Frühwerk
Wurms fotografische Experimente in den 1980er-Jahren kreisen um den Nullpunkt der Skulptur; sie beschäftigen sich mit Fragen wie: Was ist Bildhauerei? In der Serie Dust Sculptures ist es das vermeintlich indexikalische Fehlen von Staub auf Tischen, Stühlen, Podesten oder auf der Straße, das auf ein Objekt schließen lässt, das sich dort befunden haben muss. Das Werk ist nicht ein Objekt, sondern der Staub bzw. das Bild des Staubs, der das Vorhandensein eines Objekts suggeriert. Ebenso minimalistisch sind die frühen Arbeiten Still oder Fabio Sleeping. Der Künstler konzentriert sich auf den Aspekt der Dauer: Wenn der Körper selbst das Material ist, wie lange muss er statisch in einer Pose verharren, um das Werk als Skulptur zu begreifen?

Textilien und die plastische Qualität alltäglicher Handlungen
Wurm setzt sich intensiv mit der Entstehung plastischer Qualitäten durch einfachste alltägliche Handlungen oder Motive auseinander, die er aus ihrem Kontext herauslöst und in den Kunstkontext überführt. Kleidungsstücke, in ihrer Funktion als elastische Hülle und Begrenzung des Körpers nach außen, spielen eine zentrale Rolle in seinen Experimenten. Er beschäftigt sich mit dem alltäglichen Vorgang des Anziehens, der Aussehen und Volumen eines Körpers verändert. Körper verharren in teils absurden Haltungen, eingezwängt in Kleidungsstücke. Mit der dysfunktionalen Verwendung und der daraus resultierenden merkwürdigen Posen spielt Wurm auch ironisch auf die soziale Funktion von Kleidung als "Verkleidung", Schönheits-, Status- und Zugehörigkeitssymbol an.

One Minute Sculptures
Zu Wurms bekanntesten Werkgruppen zählen die One Minute Sculptures. Mittels Handlungsanweisungen in schriftlicher oder zeichnerischer Form animiert der Künstler die Betrachter:innen, selbst für kurze Zeit zum Kunstwerk zu werden. Diese absurde, manchmal groteske Handlung katapultiert sowohl Akteur:in als auch Gegenstand aus dem Kontext der Alltagswelt und stellt sie in einen neuen Bezug zueinander.

Erwin Wurm
Erwin Wurm, One Minute Sculpture, 1997, c-print, 45x30 cm ©Erwin Wurm, Bildrecht, Wien 2025

"Bei jeder One Minute Sculpture gibt es einen Akteur oder eine Akteurin, den oder die ich mit einem Gegenstand in paradoxer Weise zusammenführe und kurzfristig einfriere. Zu Beginn hat mich dabei besonders die Frage nach der Autorenschaft beschäftigt. Später kamen Fragen zum Verhältnis zwischen Objekt und Subjekt hinzu." – Erwin Wurm

Wirtschaftspartner der Ausstellung ist die Energie AG Oberösterreich:
"Auch 2025 setzt die Energie AG ihre Zusammenarbeit mit der OÖ Landes-Kultur GmbH fort und unterstützt als Partnerin bedeutende Ausstellungen. Besonders freuen wir uns auf die Präsentationen von Erwin Wurm in Linz, Bad Ischl und Gmunden. Sie bieten einen umfassenden Einblick in sein Schaffen – von frühen Arbeiten bis hin zu neuen, teils erstmals gezeigten Werken. Wir sind stolz, seine Kunst gemeinsam mit der OÖ Landes Kultur GmbH einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, und wünschen der heute im Francisco Carolinum startenden Einzelausstellung viel Erfolg." – CEO Leonhard Schitter, Energie AG

Erwin Wurm – Photographic Sculptures
07. März – 07. September
Francisco Carolinum Linz, Museumstraße 14, 4020 Linz
www.ooekultur.at

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Herausgeber von LEADERSNET-ART ist Gerhard Krispl.

 

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