"Insgesamt sind bereits 30 Prozent unserer verkauften Neuwagen elektrifiziert"

| Tobias Seifried 
| 02.10.2022

Im LEADERSNET-Interview spricht Martin Labaye, Generaldirektor Renault Österreich, u.a. über den neuen Megane E-Tech Electric, aktuelle Lieferzeiten, Boni für Firmenkund:innen beim Kauf von E-Nutzfahrzeugen, die Neuauflagen von R4 und R5 sowie über Kreislauftwirtschaft und eine eigene Batteriefabrik.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Labaye, Renault zählt zu den Pionieren in Sachen Elektromobilität. Der bereits im Jahr 2013 gestartete ZOE war viele Jahre lang das meistverkaufte E-Auto Europas. Nun haben Sie mit dem neuen Megane E-Tech Electric auch ein eine Klasse größeres Elektroauto, das wieder auf einer speziellen E-Plattform basiert, im Programm. Wie fällt die Resonanz der Kund:innen auf das neue Modell aus?

Labaye: Der Renault Megane kam bei den Kund:innen - über alle vier Generationen hinweg - sehr gut an. Seine Weiterentwicklung, der neue vollelektrische Megane E-Tech Electric - das erste Fahrzeug unseres Renaulution-Plans - kam zum richtigen Zeitpunkt auf den Markt und markiert einen wichtigen Schritt in unserer Rückeroberung des Kompakt-Segments. Wir haben in den Monaten vor der Markteinführung gesehen, dass sich die Kund:innen schon im Vorfeld auf das Auto gefreut haben und jetzt, nach den ersten Monaten mit ihren Autos einfach begeistert sind.

LEADERSNET: Welche Eigenschaften kommen dabei besonders gut an – das Design, die Reichweite, das Raumkonzept? Und wie viele Käufer:innen entscheiden sich eigentlich für die größere Batterie, die auch eine höhere Reichweite bietet?

Labaye: Es ist eine Kombination all dieser Punkte. Er strahlt französische Eleganz aus (wir nennen das Sensual-Tech), besticht durch Hightech – beim Infotainment System und beim Antrieb - und mit einer Reichweite von bis zu 450 Kilometern, ist der Megane E-Tech Electric mehr als alltagstauglich. Die Kund:innen entscheiden sich zu 97 Prozent für die größere Batterie mit einer Kapazität von 60 kWh und zu 90 Prozent für den 220 PS starken Elektromotor. Und über 80 Prozent der Käufer:innen entscheiden sich für die beiden höchsten Ausstattungslinien Techno und Iconic.

LEADERSNET: Alle Autohersteller kämpfen momentan mit den - durch die multiplen Krisen (Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg) hervorgerufenen - Problemen (unterbrochene Lieferketten, Chipmangel, ansteigende Rohstoffpreise, etc.). Mit welchen Lieferzeiten müssen Ihre Kund:innen derzeit rechnen – speziell beim neuen Megane E-Tech Electric?

Labaye: Die Lieferprobleme betreffen die gesamte Branche, niemand wird verschont. Beim Megane E-Tech Electric, er ist im Moment sehr gefragt, kann es momentan schon sein, dass Sie bis zu sechs Monate warten müssen, abhängig von der gewählten Version. Auch bei unseren beliebten Modellen Clio, Captur und Arkana oder Kangoo beträgt die Wartezeit drei bis vier Monate bei einer Bestellung ab Werk. Natürlich haben wir aber auch viele sofort verfügbare Neuwagen bei den Händler:innen.*

LEADERSNET: Beim Betriebssystem setzt Renault bei neuen Modellen auf keine vollständige Eigenentwicklung, sondern auf eine adaptierte Version von Google Automotive. Worin sehen Sie die Vorteile in dieser Software-Partnerschaft?

Labaye: Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Das System ist intuitiv, einfach zu bedienen und unsere Kund:innen finden sich darin sehr schnell zurecht, weil sie es vom Handy kennen. Google Maps etwa lässt sich genau so einfach bedienen, wie am Smartphone. Dank der Sprachbedienung muss man den Blick nicht von der Straße abwenden. Sie sagen "Google – fahr mich zur nächsten Ladestation" oder "zum Restaurant X" und das Navi programmiert sich selbst.

LEADERSNET: Mit dem neuen Kangoo E-Tech Electric hat Renault ein weiteres brandneues Modell für Privatkund:innen im Programm. Dieses gibt es aber auch in einer Transporter-Version für Firmenkund:innen. Darüber hinaus hat Renault auf der IAA Transportation in Hannover soeben weitere neue Elektro-Fahrzeuge für den Gewerbebereich vorgestellt. Wie hoch ist hier der Marktanteil in Österreich?

Labaye: Der Marktanteil lag 2022 von Jänner bis August bei 23 Prozent. Renault ist in diesem Marktsegment weiterhin führend, und das schon seit vielen Jahren.

LEADERSNET: Der Firmenkund:innen Markt ist hart umkämpft. Setzt Renault hier auf spezielle Angebote, um den Marktanteil weiter zu erhöhen und wenn ja, auf welche?

Labaye: Wir haben derzeit ein spezielles Lancierungs-Angebot beim Kangoo E-Tech Electric. Hier gibt es einen On Top FInanzierungsbonus von 500 Euro brutto. Als jahrelanger Marktführer im elektrischen Nutzfahrzeugsegment lassen wir unsere Produkte und unsere Erfahrung und Know-How in E-Mobilität für sich sprechen.

LEADERSNET: Zurück zu den herkömmlichen Elektroautos. Hier hat Renault noch ein echtes Highlight in der Pipeline. Kann man davon ausgehen, dass auf der Pariser Motorshow 2022 (17. bis 23. Oktober) die elektrische Variante des R5 erstmals vor Publikum präsentiert wird? Konzern-Chef Luca de Meo hat bereits bestätigt, dass die seriennahe Studie, die in der Fachpresse und bei Autofans enorm gut ankam, fast 1:1 auf die Straße kommen wird. Das modern interpretierte Retro-Design löste bei vielen Menschen einen "Will-ich-haben-Effekt" aus, den man bisher nur von Fiat 500e, VW ID.Buzz oder Mini Cooper SE kannte. Wie schätzen Sie das Potenzial der Serienversion ein? Könnte die Elektro-Variante des R5 einen ähnlichen Legendenstatus erreichen wie das kultige Original?

Labaye: Der neue R5 wird noch nicht in Paris sein, aber was wir zeigen werden, wird nicht weniger spannend sein. Mit der Neuinterpretation des legendären Renault 4 werden wir nicht nur ein konkurrenzfähiges Elektrofahrzeug im Kleinwagen-SUV Segment haben, es wird wie später auch der R5, mit seinem gelungenen Retrocharme um Kund:innen werben. Beide Fahrzeuge werden auf eine charmante und französische Art und Weise überzeugen. Eine sportliche Turbo-Variante des R5 Showcars wird aber auch in Paris zu sehen sein. Verpassen Sie nicht es zu googeln, es ist ein echter Hingucker.

LEADERSNET: Neben den reinen Elektroautos setzt Renault bei seiner Elektrooffensive auch stark auf Voll- und Plug-in-Hybridmodelle. Jüngstes Beispiel ist der brandneue SUV Austral, der Anfang 2023 in den Handel kommen wird und den es nur noch mit Hybridantrieb geben wird. Wie hoch ist bei Renault in Österreich aktuell der Anteil an elektrifizierten Fahrzeugen? Und entscheiden sich die Kund:innen bei Modellen, bei denen sie die Wahl haben, eher für die Voll- oder die Plug-in-Hybridtechnologie.

Labaye: Bei Renault haben wir den Vorteil, dass wir allen Kund:innen den für sie passenden Elektrifizierungsgrad anbieten können, der für sie und ihre Mobilitätsbedürfnisse passt. Insgesamt sind bereits 30 Prozent unserer verkauften Neuwagen elektrifiziert. Bei Privatkund:innen und Firmenkund:innen ist der Vollhybrid – sie fahren im städtischen Verkehr fast immer elektrisch, ohne aufladen zu müssen – sehr beliebt. Rund 22 Prozent entscheiden sich heute für diesen Antrieb und sparen so innerstädtisch rund 40 Prozent beim Verbrauch.

LEADERSNET: Abschließend noch eine allgemeine Frage zum Thema Nachhaltigkeit. Welche Maßnahmen setzt der Renault-Konzern diesbezüglich abseits der Elektro-Offensive? Spielen hier mittlerweile auch Recycling, Kreislaufwirtschaft, Carsharing-Angebote, eigene Stromproduktion, etc. eine Rolle?

Labaye: Die Renault Group ist federführend, was das Thema Nachhaltigkeit im Automobilbau angeht. Schon vor 30 Jahren wurde Kunststoff in unseren Fahrzeugen recycelt. Beim Megane E-Tech Electric sind 28 Kilogramm an recycelten Kunststoffen verbaut. Bis zum Jahr 2030 will die Renault Group 33 Prozent an Recyclingmaterialien in ihren Fahrzeugen verwenden. Wie das aussehen kann, zeigt unsere Studie Scenic Vision (Anm.: Hier der Link zur LEADERSNET-Story).

Besonders stolz sind wir beim Thema Kreislaufwirtschaft auf das Werk in Flins, dass etwas außerhalb von Paris liegt. Die "ReFactory", wie wir sie nennen, ist für die Wiederaufbereitung von Gebrauchtfahrzeugen oder deren Umrüstung auf Elektroantrieb zuständig. Sollte eine Antriebsbatterie, nach ihrem zweiten Leben als lokaler Energiespeicher nicht mehr einsatzfähig sein, wird sie in Flins recycelt und die Rohstoffe gehen erneut in den Produktionskreislauf.

In der ElectriCity, unserer Business Unit für Elektrofahrzeuge, entsteht zurzeit eine neue Batterie-Gigafactory. Das Zusammensetzen der Batterie-Module für den Megane E-Tech Electric, bei dem 70 Prozent aller Materialien aus Europa kommen, findet schon im Produktionswerk in Douai statt.

Mit der Marke Mobilize bieten wir innovative und urbane Shared-Mobility-Lösungen für die Personen- und Güterbeförderung an. Renault ist führend bezüglich Elektroautos im Shared-Mobility-Einsatz: mehr als 10.000 Renault Elektrofahrzeuge sind in Europa bereits im Einsatz.

www.renault.at

Antwort korrigiert

*Kurz nach der Veröffentlichung des Interviews hat Martin Labaye seine Antwort auf die Frage noch einmal etwas korrigiert. Die Originalantwort lautete: 

Die Lieferprobleme betreffen die gesamte Branche, niemand wird verschont. Beim Megane E-Tech Electric sieht es aber recht gut aus. Wenn du heute einen Megane E-Tech Electric bestellst, hast du gute Chancen, ein Weihnachtsgeschenk zu bekommen. Auch bei unseren beliebten Modellen Clio, Captur und Arkana oder Kangoo beträgt die Wartezeit nur die üblichen drei bis vier Monate bei einer Bestellung ab Werk. Natürlich haben wir auch viele sofort verfügbare Neuwagen bei den Händler:innen.

Sehr interessantes Thema.

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Antwort korrigiert

*Kurz nach der Veröffentlichung des Interviews hat Martin Labaye seine Antwort auf die Frage noch einmal etwas korrigiert. Die Originalantwort lautete: 

Die Lieferprobleme betreffen die gesamte Branche, niemand wird verschont. Beim Megane E-Tech Electric sieht es aber recht gut aus. Wenn du heute einen Megane E-Tech Electric bestellst, hast du gute Chancen, ein Weihnachtsgeschenk zu bekommen. Auch bei unseren beliebten Modellen Clio, Captur und Arkana oder Kangoo beträgt die Wartezeit nur die üblichen drei bis vier Monate bei einer Bestellung ab Werk. Natürlich haben wir auch viele sofort verfügbare Neuwagen bei den Händler:innen.

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