Frauenanteil in Österreichs Vorständen erreicht Höchststand – auf bescheidenem Niveau

| Christoph Aufreiter 
| 16.08.2022

Besonders in der Immobilienbranche wächst der Anteil weiblicher Führungskräfte. Keine einzige Vorständin gibt es allerdings in fünf Branchen.

Die Anzahl weiblicher Vorstandsmitglieder in Österreichs börsennotierten Unternehmen ist im Vergleich zum Jahresanfang 2022 um eine Frau auf nun 17 gestiegen.

17 weibliche und 172 männliche Vorstandsmitglieder

Somit stehen in den im Wiener Börse Index notierten heimischen Unternehmen 17 weibliche Vorstandsmitglieder 172 männlichen gegenüber. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Anstieg von 7,1 auf 9,0 Prozent.

Bei Beginn der Untersuchungen des Mixed Leadership Barometer des Beratungsunternehmens EY im Juli 2015 lag der Frauenanteil in Vorständen noch bei 4,1 Prozent. In absoluten Zahlen ist die Anzahl an weiblichen Vorstandsmitgliedern innerhalb der letzten sieben Jahre damit um zehn Personen gestiegen.

"Trendwende geht zu langsam"

"Der Frauenanteil bei Vorstandsmitgliedern der österreichischen börsennotierten Unternehmen ist im letzten halben Jahr leicht gestiegen – somit ist aktuell jedes elfte Vorstandsmitglied weiblich. Dass das einen neuen – wenn auch bescheidenen – Höchstwert bedeutet, ist zwar ein positives Zeichen auf dem Weg zu mehr Diversität, doch die Trendwende geht viel zu langsam und der Frauenanteil ist noch deutlich zu niedrig. Das Ziel – Parität – liegt in weiter Ferne", kommentiert Helen Pelzmann, Partnerin (EY Law) und Verantwortliche für die Initiative "Women. Fast Forward" bei EY Österreich, die Ergebnisse.

Ausschlaggebend für einen Wandel sei es auch, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern: "Der größte Hemmschuh für viele Frauen in Führungspositionen ist noch immer das Umfeld. Es fehlen Lenkungsmaßnahmen und Modelle, die es möglich machen, Arbeit und Familie besser zu vereinbaren. Hier sind sowohl Arbeit- als auch Gesetzgeber gefordert. Ein flexibles Arbeitsumfeld, mehr Unterstützung bei der Kinderbetreuung sowie mehr Akzeptanz und Beistand von den Unternehmen für individuelle Lebensmodelle von Frauen und Männern sind nur einige wichtige Elemente für einen Umbruch. Eine Schwangerschaft darf nicht mehr Bremse oder sogar die Endstation eines Karrierewegs sein."

In der Immobilienbranche ist die Chefetage am "weiblichsten"

Die meisten Frauen sind momentan übrigens in den Chefetagen in der Immobilienbranche anzutreffen, wo ihr Anteil bei 20 Prozent liegt. An zweiter Stelle folgt die Konsumgüterbranche (19 Prozent) und an dritter Stelle die Industrie (9,5 Prozent). Keine einzige Vorständin gibt es in fünf Branchen: Automobil, Informationstechnologie, Rohstoffe, Telekommunikation und Transport. Fünf Frauen arbeiten aktuell als Finanzvorstand und vier als CEO. So etwa Elisabeth Stadler, Generaldirektorin der Vienna Insurance Group.

Aufsichtsräte zu einem Drittel weiblich besetzt

Etwas besser sieht es bei dem Anteil der Frauen in Österreichs Aufsichtsräten aus. Von den 539 Aufsichtsratsposten sind laut EY aktuell 163 von Frauen besetzt, das sind 30 Prozent. Bei 89 Prozent der Unternehmen sitzt zumindest eine Frau im Aufsichtsrat. Am höchsten ist der Anteil weiblicher Aufsichtsratsmitglieder mit 37 Prozent in der Transport-&-Logistik-Branche, gefolgt von der Energie-Branche mit 34,9 Prozent und der Telekom-Branche mit 33,3 Prozent. 

www.ey.com

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