Zwei Drittel der heimischen Händler waren bereits Opfer von Online-Betrug

Handelsverband, BMI und Bundeskriminalamt luden zum Sicherheitsgipfel mit hochkarätigen Expert:innen.

Cybercrime wächst rasant, 2021 ist die Zahl der Delikte um 26 Prozent angestiegen. Zwei Drittel der heimischen Händler:innen waren bereits Opfer von Online-Betrug. Pandemie, Ukraine-Krise und Inflation erhöhen das Risiko zusätzlich. Auch die Gefahr eines Blackouts (breitflächiger Stromausfall) ist laut Expert:innen real, zumal wenn Cyberkriminelle ihre Finger im Spiel haben. Wie können Wirtschaft, Handel und Politik darauf reagieren? Wie kann unsere Cyberresilienz gestärkt werden? Darüber diskutierten heimische Sicherheitsexpert:innen mit rund 100 hochkarätigen Gästen am 24. Mai beim Sicherheitsgipfel 2022 im Bundeskriminalamt in Wien. Moderatorin und Journalistin Gabriele Jiresch (retailreport.at) führte durch die gesamte Veranstaltung.

Heimische Händler Opfer von Betrug im Netz

Wie die aktuelle Kriminalstatistik zeigt, nehmen Cybercrime & Betrug im eCommerce zu. Im Vorjahr ist die Zahl der weltweiten Ransomware-Angriffe mit 435 Prozent gestiegen. "Ein Drittel aller heimischen Konsument:innen hat bereits negative Erfahrungen mit Cybercrime gemacht hat. Jeder Zweite schätzt die Gefahren als hoch ein. Der eCommerce-Boom hat zu häufigeren Delikten, neuen Betrugsmaschen und auch zu deutlich höheren Schäden geführt. Manche Unternehmen werden mit DDOS Attacken beschossen, sodass keine Bestellungen mehr möglich sind. Anderen werden die Daten von Hackern verschlüsselt oder gesperrt – verbunden mit einer Bitcoin-Lösegeld-Forderung. Wieder andere sehen sich mit Millionenstrafen konfrontiert, weil durch Hacks personenbezogene Daten entwendet und veröffentlicht wurden", so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will in seiner Eröffnungsrede. "Wir Händler müssen die größtmögliche Sicherheit im digitalen Raum gewährleisten, um Neukunden zu gewinnen und Stammkunden nicht zu verlieren. Vorbereitung ist dabei die halbe Miete – je besser die Vorbereitung, desto besser werden die Geschäfte laufen."

"Das große Interesse am Sicherheitsgipfel zeigt, wie wichtig das Thema Cyberkriminalität in den letzten Jahren geworden ist. Die Digitalisierung öffnet uns zwar viele Türen, doch leider mit einem bitteren Beigeschmack. Egal ob Schadsoftware, Datendiebstahl oder digitale Erpressung, die Möglichkeiten von Cyber-Kriminellen nehmen gerade in diesem Bereich rasant zu. Umso wichtiger ist der laufende Austausch mit dem Handel und die langjährige Zusammenarbeit mit dem Handelsverband", bestätigte Manuel Scherscher, Vizedirektor des Bundeskriminalamts und Leiter der Initiative Gemeinsam.Sicher. in seinem Eingangsstatement.

"Das Wissen über Cybercrime und eCommerce Fraud allein reicht aber nicht, man muss auch anwenden. 62 Prozent der österreichischen Handelsbetriebe sind bereits Opfer von Betrug im Netz geworden, ein Viertel der Unternehmen sogar schon mehrmals. Daher appelliere ich an alle Händler: Investieren Sie in eine hochwertige, sichere IT-Infrastruktur und schulen Sie Ihre Mitarbeiter:innen", ergänzte Handelsverband-Präsident Stephan Mayer-Heinisch.

Kriminelles Massenphänomen

Welche großen Herausforderungen die Abwehr von Datendiebstahl, Ransomware und anderen Cyberattacken mit sich bringe, darüber sprachen Gerald Reischl (AT&S) und Lukas Spitaler (Microsoft) in ihren Keynotes. Hierzulande habe rund ein Fünftel der Konsument:innen bereits unliebsame Erfahrungen mit Fake-Webshops machen müssen. Gleichzeitig sei IT-Sicherheit für Online-Shopper eines der wichtigsten Kaufkriterien. Worauf Konsument:innen beim Online-Shopping besonders achten müssten, welche Betrugsformen am häufigsten auftreten und wie sinnvoll eCommerce-Gütesiegel tatsächlich seien – das waren die Kernfragen der ersten Podiumsdiskussion "Gemeinsam sicher im Handel" mit Philipp Ast (Blue Tomato), Gerald S. Eder (CRIF), Thomas von der Gathen (PSA), Heinz Schiller (Österreichische Post), Bernhard Schafrath (Bundeskriminalamt) und Patricia Grubmiller (Handelsverband). Fazit: Sicherheit kostet Geld, aber keine Sicherheit kostet noch viel mehr Geld.

Bedrohung Blackout

Der zweite Teil des Sicherheitsgipfels stand im Zeichen des beunruhigenden Themas eines Blackouts - also ein überregionaler Zusammenbruch der Stromversorgung. Ohne Stromversorgung würden weite Teile der Wirtschaft und der Gesellschaft nicht mehr funktionieren, mit dementsprechend gravierenden Folgen – mahnte Blackout-Experte Herbert Saurugg (Österreichische Gesellschaft für Krisenvorsorge) in seinem Vortrag.

Die Wahrscheinlichkeit, dass es in den kommenden fünf Jahren zu einem größeren Stromausfall in Österreich kommen werde, liege laut Bundesheer bei 100 Prozent. Wie ein breitflächiger Blackout ablaufen könnte, welche Folgen das für uns alle hätte und welche Präventionsmaßnahmen empfehlenswert seien – darüber sprach der Leiter des Handelsverband-Ressorts "Sicherheit im Handel" Robert Spevak (Metro) mit Brigadier Philipp Eder (Bundesministerium für Landesverteidigung), Ministerialrat Jürgen Dachauer (Direktion Staatschutz und Nachrichtendienst, DSN), Johanna Ullrich (SBA Research), Bernhard Zacherl (EY Österreich) und Herbert Saurugg. (red)

LEADERSNET war beim Sicherheitsgipfel mit dabei. Eindrücke finden Sie hier.

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