"Den Mutigen gehört die Welt!"

Gastkommentar von Ralf-Wolfgang Lothert, Mitglied der Geschäftsleitung und Director Corporate Affairs & Communication von JTI Austria.

Entscheidungen zu treffen, erfordert manchmal Mut. Das ist insbesondere der Fall, wenn sie umstritten oder hart sind. Ich will gar nicht behaupten, dass das früher alles einfacher war, geschweigen denn, dass früher sogar alles besser war, aber seien wir ehrlich: zu beneiden sind die Entscheidungsträger:innen heutzutage wirklich nicht. Es gilt, mutig und beherzt eine Vielzahl von Entscheidungen zu treffen, sowohl zu den vielen kleinen als auch den aktuell großen Fragen Covid-Pandemie, Ukraine-Konflikt oder Klima-Krise.

Gerade lassen die recht milden Temperaturen eine leichte Verschnaufpause in Hinblick auf die strengen Maßnahmen zu – aber wie lange noch? Was muss jetzt getan werden, damit wir im Herbst nicht wieder vor derselben Situation wie 2020 und 2021 stehen? Muss an der Impfpflicht festgehalten werden? Wenn ja, wer sollte sich impfen lassen? Wie können wir gegensteuern, um nicht dieselben Fehler immer und immer wieder zu machen? Es ist, so glaube ich, unbestritten, dass in Sachen Corona-Pandemie mehr unpopuläre als gefällige Entscheidungen getroffen wurden. Denken wir an den Beginn zurück – besonders die Entscheidung zum harten Lockdown war damals extrem mutig, auch wenn sie (wie wir heute leider wissen) nicht das Ergebnis gebracht hat, das wir uns alle erhofft hätten.

Entschlussfähigkeiten als Muss

Insbesondere auch der Krieg in Europa erfordert Entschlussfähigkeiten. Sanktionen? In welchem Ausmaß? Neutralität? Mehr Flagge zeigen? Wieviel Mut können die einzelnen Staaten an den Tag legen, wenn sie sich mit dem großen Aggressor anlegen? Diese Entscheidungen betreffen ja nicht nur die jeweiligen Staaten und die Politik, auch global agierende Unternehmen stehen hier vor mehr als schwierigen Entscheidungen, die immer drängender werden. Hatten viele zu Beginn noch gehofft, dass dieser Konflikt nur von kurzer Dauer und spätestens zum viel beschworenen 9. Mai beendet sein würde, müssen wir nun leider zur Kenntnis nehmen, dass dem ganz und gar nicht so ist. Und wieder: Entscheidungen treffen, wie damit umzugehen ist und was das für künftige Entwicklungen bedeutet.

Nicht zuletzt ist auch das Klima angesichts dieser Themen fast ein wenig in den Hintergrund gerückt, obwohl besonders in Hinblick auf die explodierenden Energiekosten und der Notwendigkeit, sich aus diversen Abhängigkeiten zu befreien, höchst mutiges und entschlossenes Handeln vonnöten wäre!

"Schau'n wir mal" als gängige Praxis

All diese Fragen, all die angesprochenen Punkte haben eines gemeinsam: Es müssen Entscheidungen getroffen werden, und zwar JETZT! Dafür bedarf es Mut. Mut, den manche leider vermissen lassen. Mut, den wir insbesondere von der Politik auch einfordern müssen, denn zauderndes Verhalten zögert teils drängende Lösungen nur unnötig hinaus. Und auch wenn "Schau'n wir mal" in Österreich durchaus salonfähige Praxis ist und manche Dinge sich sprichwörtlich durchaus von selbst regeln – ich persönlich bevorzuge es, selbst die Zügel in der Hand zu behalten, zu entscheiden und für das Ergebnis gerade zu stehen. Ich bin auch der festen Überzeugung: Jeder wird verstehen, wenn nicht alle Entscheidungen zum erwünschten Erfolg führen. Aber nur wenn wir mutige und schnelle Entscheidungen treffen, wird auch eine Fehlerkultur entstehen, die Fehler verzeiht.

Was sicherlich dazu gehört ist eine offene und ehrliche Kommunikation. Warum entscheide ich so? Und ja ganz ehrlich, eine 100 prozentige Sicherheit, dass eine Entscheidung zum Erfolg führt, gibt es nicht. Ich habe einmal gelernt, dass es einer Zeitspanne von mindestens einem Jahrzehnt bedarf, um von 80 Prozent Sicherheit zu 100 Prozent Sicherheit zu gelangen. Dann aber ist die Chance oder die Möglichkeit der Krisenvermeidung definitiv vorbei. Also lieber mit 80 Prozent Sicherheit schnell und mutig entscheiden und etwas bewirken können.

Das spiegelt sich auch in der 238-jährigen Unternehmensgeschichte von JTI Austria wider, die geprägt ist von Entscheidungen, populären wie unpopulären, aber eben von solchen, die mutig getroffen wurden. Die größten Widersacher – und die finden sich nicht nur in Unternehmen, sondern in jedem Bereich der Wirtschaft, der Politik und natürlich auch im Privaten – ist das Team „Das haben wir immer so gemacht". Es sind die Nicht-Mutigen, jene, die sich über die kleinste Änderung nicht drüber trauen, aus Angst davor, es könnte etwas schief gehen. Aber wie wir wissen: vor Angst gestorben ist auch tot – hier hilft nur Mut und Entscheidungsfreude, davon kann es gar nicht genug geben. Der Frühling zeigt sich gerade von seiner besten Seite, doch kann auch er nicht über die Ernsthaftigkeit aller Probleme hinwegtäuschen. Trotzdem: nur Mut, denn den Mutigen gehört die Welt!

www.jti.com 


Kommentare auf LEADERSNET geben stets ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors bzw. der jeweiligen Autorin wieder, nicht die der gesamten Redaktion. Im Sinne der Pluralität versuchen wir unterschiedlichen Standpunkten Raum zu geben – nur so kann eine konstruktive Diskussion entstehen. Kommentare können einseitig, polemisch und bissig sein, sie erheben jedoch nicht den Anspruch auf Objektivität.

Entgeltliche Einschaltung

leadersnet.TV