"Frauen angebrüllt": Dobler klagt "Exxpress"

| 14.02.2022

Die Ex-Redakteurin wurde wegen eines kontroversen Tweets entlassen. Dieser würde aber der Blattlinie entsprechen, argumentiert sie jetzt - die Herausgeberin des Newsportals widerspricht.

Nationalsozialisten seien nicht nur Mörder, sondern auch "durch und durch Sozialisten" gewesen – diese Wörter tippte Anna Dobler während im Hauptabendprogramm die "Wannseekonferenz" lief. Der daraus resultierende Tweet führte zu ihrer Entlassung bei der Online-Zeitung Exxpress (LEADERSNET berichtete). Dagegen wird nun gerichtlich vorgegangen, berichtet der Standard.

Dobler erhebt in ihrer Klage schwere Vorwürfe gegen Exxpress und dessen Chefredakteur Richard Schmitt. Die Arbeitsweise in der Redaktion sei "journalistisch-unethisch" und Schmitt lege ein "provokantes Verhalten" an den Tag. Das würde sich in einer hohen Personalfluktuation zeigen, heißt es in der Anfechtungsklage, die dem Standard vorliegt.

Befragung von Klenk?

Als Beweis beantragt Dobler die Zeugenladung einiger ehemaliger und aktueller Mitarbeiter:innen von Exxpress. Außerdem wolle Dobler die Befragung von Falter-Chefredakteur Florian Klenk und Helge Fahrnberger beantragen. Klenk stand eine Zeit lang selbst im Schussfeld einer Exxpress-Kampagne. Fahrnberger ist der Gründer der medienkritischen Plattform Kobuk – er gewann unlängst einen Prozess gegen Schmitt. Dieser hat mittlerweile auf Twitter auf die Angelegenheit reagiert und den Standard attackiert.

 

"Mitarbeiterinnen angebrüllt"

Der Grund für ihre Entlassung lasse sich laut Dobler nicht auf ihren Tweet zurückführen. Dieser sei sogar Blattlinienkonform, argumentiert sie und verweist darauf, dass die im Tweet verbreiteten Ansichten von Exxpress selbst wiederholt "veröffentlicht, verbreitet, geduldet, beworben und beklatscht" worden seien. Sie führt etwa Kolumnen an, die Ähnlichkeiten zwischen Kommunismus und Nationalsozialismus beinhalteten. Doblers Tweet entspreche "absolut der Blattlinie". Diese sei durch provokante Artikel und provokante Auftritte der Mitarbeiter:innen in sozialen Medien geprägt, so der Standard.

Der wahre Grund für ihre Entlassung finde sich bei Schmitt selbst, so Dobler. Dieser würde "ausschließlich Frauen" anbrüllen. Auf diesen Umstand will sie mehrmals hingewiesen haben, ihr Tweet als Entlassungsgrund sei daher "vorgeschoben", um sich ihrer "zu entledigen".

 

"Sofortige Löschung des Tweets verweigert"

"Der Grund für die Entlassung von Frau Dobler lag und liegt schriftlich vor", so Eva Schütz, Herausgeberin des Exxpress, auf Nachfrage von LEADERSNET.  "Ihre Zeilen zum am 24. Jänner 2022 ausgestrahlten Film Wannseekonferenz lauteten: Das waren nicht nur Mörder, sondern auch durch und durch Sozialisten. #wannseekonferenz“ (Zitat).", so Schütz. Diese Nachricht sei tausendfach auf Twitter gesehen, kommentiert und von der überwiegenden Mehrheit der Leser:innen dieses Tweets zutreffend als Verharmlosung des Nationalsozialismus sowie als schwere Beleidigung von Sozialisten, die in KZs inhaftiert waren, beurteilt worden. Mehrere Twitter-User:innen hätten deshalb Strafanzeige gegen Anna Dobler erstattet.

Gegenüber der Leitung des Exxpress hätte Frau Dobler anfangs sogar die sofortige Löschung des Tweets sowie eine Klarstellung verweigert, so Schütz weiter. "Aufgrund des durch Frau Doblers Handlungen eingetretenen Vertrauensverlustes musste so gehandelt werden, insbesondere auch um weiteren Schaden vom Unternehmen – das die Aussagen von Dobler ebenfalls verurteilt – fernzuhalten", sagt die Herausgeberin. Da das rechtswidrige Verhalten von Frau Dobler so eindeutig sei, versuche sie in ihrer Klage völlig unrichtige "Vorwürfe" zu konstruieren. "Zu diesen werden wir, soweit dies überhaupt notwendig ist, im Gerichtsverfahren Stellung nehmen. Jede Verbreitung dieser unwahren und konstruierten Vorwürfe Doblers aus der arbeitsrechtlichen Klage würde zwangsläufig medienrechtliche Folgen haben", kündigt Schütz an. (jw/ca)

www.exxpress.at

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