So werden die Salzburger Festspiele 2021

Beim Terrassen-Talk gaben Darsteller:innen erste Einblicke in die Proben zu "Jedermann".

Wenn Lars Eidinger in diesem Sommer den Domplatz als Jedermann betritt, sieht er sich nicht als der sterbende reiche Mann des Untertitels, er tritt auf als Allegorie der heutigen Gesellschaft. "Ich bin der privilegierte, toxische Mann und stelle mich selbst in Frage", sagt der Schauspieler. Das Stück stehe einem Shakespeare in nichts nach und werde oft falsch verstanden.

"Zu Unrecht!", sagt Lars Eidinger. Sein Leben lang habe er es sich erträumt einmal den Jedermann zu geben. Nun, da die Proben seit über drei Wochen laufen und das Ensemble am Vorabend des TerrassenTalks die erste Probe am Domplatz erlebt hat, fühle er sich "dermaßen privilegiert und glücklich". Viel Spaß am Proben und Spielen bedeute für ihn auch viel Kapazität zu haben und es nicht als Anstrengung zu empfinden.

Eine Familie auf Augenhöhe

Dass er in dieser Produktion auf Augenhöhe mit Angela Winkler und Edith Clever spielen darf, sei keine Selbstverständlichkeit für ihn. "Manchmal denke ich, das kann gar nicht wahr sein", sagt Lars Eidinger. Im Sommer in Salzburg zu arbeiten, das war für Angela Winkler eigentlich keine Option.

Doch dann kam das Angebot, als Mutter im Jedermann zu spielen. "Als ich gehört habe, dass Lars Eidinger meinen Sohn spielt und auch Edith Clever im Ensemble ist, habe ich zugesagt", sagt die Schauspielerin. Das Ensemble bezeichnet sie im Pressetermin als "Familie". Die erste Probe am Domplatz habe sie als unheimliche Freiheit empfunden. "Ich habe sehr meine Naturliebe gespürt, ich konnte den Himmel sehen, habe Vögel und die Glocken gehört und das als sehr sinnlich wahrgenommen", sagt sie.

© LEADERSNET/Brandl
Verena Altenberger und Lars Eidinger © LEADERSNET/Brandl

Schauspiel-Leiterin Bettina Hering, die die Moderation des Talks übernommen hatte, betont, welch großer Moment es für sie gewesen sei, Edith Clever als Tod zu gewinnen. "In den vergangenen vier Jahren hat Edith Clever als Mutter Maßstäbe mit ihrer Sprache und Genauigkeit der Vorbereitung und Interpretation, gesetzt", sagt sie. Bei der ersten Probe am Domplatz habe sie als Tod noch zu wenig Boden unter den Füßen gespürt, sagt Edith Clever.

Sie beschäftige sich in der Vorbereitung viel mit dem Bühnenraum und in dieser ersten Probe reichte das Spektrum von taghell und geblendet bis zur Dunkelheit. Die Art des Auftritts sei für sie auch ein wichtiges Thema: "Der Tod kommt plötzlich und ist da. Man will ihm vielleicht entkommen, aber am Ende muss man einen Weg finden, mit ihm umzugehen", sagt die Schauspielerin. "In meinem Alter habe ich mich natürlich schon viel mit dem Thema beschäftigt, aber man lernt nie das Geheimnis zu ergründen."

Emanzipierte Buhlschaft

Nein, das Stichwort "Haare" nerve sie nicht, sagt Verena Altenberger, die die Buhlschaft spielt. Vor Kurzem hat sie sich für die Rolle einer Krebskranken eine Glatze rasiert. "Ich mag die Debatte", sagt sie. "Denn es ist einfach völlig egal, wie die Haare der Darstellerin der Buhlschaft aussehen." Bei der ersten Probe am Domplatz habe sich die Salzburgerin zuerst einmal in die letzte Reihe gesetzt und das Geschehen beobachtet. "Dann habe ich mich aber sehr schnell sehr wohl gefühlt auf der Bühne."Die Buhlschaft habe sie nie als Klischee-Frau empfunden, das Emanzipatorische sei der Rolle eingeschrieben." Ihr erster Instinkt sei gewesen, das Leid dieser Frau darstellen zu wollen, die Abhängigkeit vom Jedermann zu zeigen und sie aus den Fesseln zu befreien.

Und wie geht man am Ende aus dem Stück heraus? "Es geht um die Frage: Wer bin ich‘", sagt Jedermann-Darsteller Lars Eidinger. Es habe etwas Tröstliches, am Ende bei sich selbst anzukommen und sich mit allen Fehlbarkeiten zu erkennen. "Darin liegt totale Schönheit."

Eindrücke des "Jedermann" Terassen-Talk finden Sie hier.

www.salzburgerfestspiele.at

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