Vom "Gestank" der Marke Trump und was deren Imageverfall wirtschaftlich bedeutet

Der Sturm aufs Kapitol hat die Geschäftsbeziehungen des wohl unbeliebtesten US-Präsidenten aller Zeiten so gut wie vernichtet.

Zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Artikels verbringt Donald Trump gerade seine letzten Stunden im Amt. Der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika scheidet in Schande – polarisiert hat Donald Trump immer schon, als "POTUS" (President  Of The United States) wurde er jedoch in nur vier Jahren vom mächtigsten Mann der USA zum "Staatsfeind Nummer 1".

Seine vehemente Weigerung, seine Niederlage gegen den neuen Präsidenten Joe Biden und dessen Vizepräsidentin Kamala Harris in Würde zu akzeptieren, was am 6. Jänner 2021 schließlich im gewaltsamen Sturm auf das Allerheiligste der amerikanischen Demokratie  das Kapitol in Washington  gipfelte, war jedoch der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen, oder in diesem Fall wohl eher zum Explodieren, brachte. Und das hat weitreichende Folgen für Donald Trump und seine gesamte Familie sowie seine engsten Vertrauten – gesellschaftlich, und vor allem auch wirtschaftlich.

"Es ist fast unmöglich, den Gestank des Namens wieder loszuwerden"

Denn eines war und ist Trump immer schon gewesen: Ein "Businessman", ein Geschäftsmann wie er im Buche steht. Viele erhofften sich, dass er in seiner Funktion als Präsident genau aus diesem Attribut eine der größten Stärken seiner Amtszeit machen würde, doch so wie sich die Lage mit dem Ende der Ära Trump darstellt, liegt sowohl im Land der "unbegrenzten Möglichkeiten" als auch in den Affären des gefallenen US-Präsidenten so einiges im Argen. Der Imageschaden, den Trump durch die Kommentare via Twitter und Co. im Vorfeld des Sturms auf das Kapitol abgefeuert hatte, ist desaströs. Immer mehr Geschäftspartner und Firmen wenden sich von Trump und den seinen ab - das geht sogar so weit, dass die gesamte Welt des Golfs (Donald Trump ist als leidenschaftlicher Golfer bekannt und hat einen Großteil seiner Amtszeit beim Golfen verbracht – Anm. d. Red.) klar von Donald Trump distanziert.

Für diese Entwicklung findet ein ehemaliger langjähriger Freund der Familie Trump im Gespräch mit der Vanity Fair klare und harte Worte: "Es ist fast unmöglich, den Gestank des Namens wieder loszuwerden", zitiert ihn das US-Magazin. Die Salzburger Nachrichten SN meinen, dass es sich noch "verschmerzen" ließe, dass Trump selbst sowie seine Tochter Ivanka Trump und deren Ehemann Jared Kushner, die beide in engen Beratertätigkeiten eingestellt waren, seit dem Sturm auf das Kapitol gemieden würden, als seien sie "radioaktiv", und auch, dass die historisch niedrigen Zustimmungswerten um die 30 Prozent, mit denen Trump abtritt, vergleichsweise halb so schlimm wären. Was der Marke Trump jedoch wirklich das Genick bricht, ist die nie dagewesene, kollektive Flucht von Geschäftspartnern und Geldgebern – und die Liste ist lang.

Die große Flucht der Trump'schen  Businesspartner und Geldgeber

So schnell wie möglich das "sinkende Schiff" verlassen will laut Berichten von The Guardian oder dem Telegraph beispielsweise die Deutsche Bank, wo Donald Trump laut eigener Steuererklärung persönlich für mehr als 300 Millionen Dollar Kredite haftet, die in den nächsten Jahren fällig werden. Im Falle eines Exits des deutschen Kreditinstituts ist Trump gezwungen, andere Banken zu finden, die bereit sind, ihn zu refinanzieren.

Das könnte sich angesichts der prekären Lage sehr schwierig gestalten, vor allem wenn man bedenkt, dass Donald Trumps eigene Hausbank die erste war, die ihm nach dem Sturm aufs Kapitol postwendend den Rücken kehrte: Die New Yorker Signature forderte den Präsidenten im Angesicht der Ereignisse vom 6. Jänner zum Rücktritt auf und schloss sein Konto, wie unter anderem die New York Post und die Washington Post berichteten. Und auch andere US-amerikanische Großbanken wie Capital One oder JPMorganChase, aber auch viele kleinere Banken stehen unter Beobachtung ihrer Kunden und Investoren, Trump den "Geldhahn abzudrehen", wie die SN schreibt.

Und der sprichwörtliche Geldhahn bleibt nicht nur für Trump in Zukunft trocken, der Schatten des Sturms auf das Kapitol wirft sich auch auf die Partei des baldigen Ex-Präsidenten: Viele Großspender und Unterstützer der Republikaner in der Wirtschaftswelt kündigten an, ihre Zuwendungen abzustellen. Zu den bekanntesten Namen gehören unter anderem Ken Langone, ein Mitbegründer von Home Depot, und der Milliardär Charles Koch. Firmen wie AT&T, Comcast, Cisco, Morgan Stanley und Verizon haben bereits Spenden an 147 Republikaner eingestellt, die die Wahlbetrugsbehauptungen des Präsidenten mitgetragen haben und die Großbank Citigroup verkündete ihren Mitarbeitern, dass "wir keine Kandidaten unterstützen, die die Rechtsstaatlichkeit missachten", wie unter anderem Bloomberg schreibt.

Trump beißt sich künftig auch an Big Apple die Zähne aus

Auch im Big Apple, wo nicht nur der berühmte Trump Tower steht sondern der Familienclan auch durch langjährige Lizenzverträge mit der Stadt New York jährlich rund 17 Millionen Dollar an Einnahmen durch den Betrieb eines Karussells, zweier Eislaufbahnen und eines öffentlichen Golfplatzes in der Bronx macht, ist "Ende Gelände". Die Stadt kündigte alle bestehenden Verträge mit dem in Ungnade gefallenen künftigen Privatmann und dessen Familie: "Der Präsident hat eine Rebellion gegen die Regierung der Vereinigten Staaten angestiftet, bei der fünf Menschen ums Leben kamen", erklärte der New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio den drastischen Schritt in einer offiziellen Kundgebung der Stadt und auch Bloomberg berichtete prompt.

Ebenfalls im "Flüchtlingsstrom" der Geschäftspartner und Investoren befinden sich namhafte Immobiliengesellschaften wie Cushman & Wakefield. Der Big Player in der Branche hat bislang die Büros im Trump Tower vermietet. Laut Informationen des deutschen Spiegel nimmt auch der Vornado Realty Trust, der zwei Trump-Bürotürme in New York und San Francisco refinanzieren hätte sollen, Abstand von Geschäften mit den Trumps.

Verluste und Absagen für Trump-Businesses

Im Angesicht der Corona-Pandemie, die Amerika nach wie vor als eines er am schlimmsten betroffenen Länder beutelt,  ist wenig verwunderlich, dass es auch um die Trump-Hotels nicht zum Besten steht. Doch nicht nur aufgrund der Krise stehen die Zimmer leer: Mit dem schweren Imageschaden ist es fraglich, wie schnell sich wieder eine profitable Auslastung einstellen wird. Zudem steht im Flaggschiff der Hotelgruppe in New York eine Überprüfung des Pachtvertrags an und von langer Hand bestehende Pläne für zwei neue Ketten mit Budget-Hotels der Trump-Gruppe mussten auf Eis gelegt werden. "Viele Gruppen werden geplante Veranstaltungen absagen. Niemand möchte mit dieser Marke assoziiert werden", prophezeit der Industrie-Experte David J. Sangree im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Bloomberg weitere Verluste.

Mit am härtesten dürfte Donald Trump aber zwischen all diesen Hiobsbotschaften die Nachricht treffen, dass sich auch die Welt um sein liebstes Hobby, das Golfen, in großen Schritten von ihm distanziert. Wie der amerikanische Business Insider berichtet, machte die Absage des großen PGA-Championship-Golfturniers das 2022 auf Trumps eigener Anlage in Bedminster im Bundesstaat New Jersey abgehalten werden sollte, den Anfang. Jim Richerson, der Präsident des Vereins, begründete die Absage mit dem Argument, dass die Ausrichtung auf dem Platz des Ex-Präsidenten "schädlich für die PGA-Marke in Amerika" sei.

Dennoch wird sich der scheidende Präsident nach Abbruch seiner Zelte im Weißen Haus genau in die "Golf-Bubble" zurückziehen und seine Wunden vorerst auf seinem Golfplatz in Mar-a-Lago in Florida lecken. Welche Schritte er danach tätigen wird, wird sich weisen. (rb)

www.trumphotels.com

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