Zwei Drittel der Arbeitnehmer werden gemobbt

| 14.02.2012

Unterschiedliche Wahrnehmungen zwischen Führungskräften und Mitarbeitern.

Lange Zeit Tabuthema, heute - wie es scheint - ist Mobbing ein fester Bestandteil der Arbeitswelt. Denn laut den aktuellen Ergebnissen einer Online-Umfrage von karriere.at wurde ein Großteil der Arbeitnehmer in seinem näheren Arbeitsumfeld zumindest Zeuge von Mobbing. 43 Prozent der befragten 540 Arbeitnehmer sagen sogar: "Mobbing hat System in unserer Firma", ein Viertel berichtet von mehreren Mobbing-Fällen pro Jahr. Fazit der Umfrage der Jobbörse: Zwei von drei befragten Arbeitnehmern (68 Prozent) wissen von Mobbing am Arbeitsplatz.16 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass Mobbing nur in Einzelfällen vorkomme, da Konflikte in der Regel in Gesprächen thematisiert würden. Und lediglich jeder sechste Befragte (ebenfalls 16 Prozent) meinte, dass Mobbing-Handlungen im eigenen Unternehmensumfeld nicht passieren würden.

Führungskräfte von offener Gesprächskultur überzeugt

Die Wahrnehmung von Mobbing in der Belegschaft dürfte vonseiten der Führungsebene eine andere sein. So ergab die Befragung von 265 Unternehmern, Führungskräften und HR-Managern, dass jeder Zweite Mobbing offen anspricht (48 Prozent). Jeweils ein Viertel (24 Prozent) gab an, dass ihre Mitarbeiter die Dinge selbst regeln beziehungsweise dass es Mobbing im eigenen Haus nicht gebe. Der kleinste Teil (5 Prozent) zieht professionelle Hilfe bei Mobbing-Fällen hinzu.

Mobbing: Mehr als ein Modewort

"Mobbing als Modewort abzutun würde bedeuten, die Augen vor einem wesentlichen Problem der heutigen Arbeitswelt zu verschließen", ist Jürgen Smid, Geschäftsführer der Jobbörse karriere.at, überzeugt. Neue Herausforderungen wie die notwendige Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle, spezielle Regelungen für Mütter mit Kindern oder auch das Zusammenarbeiten verschiedener Altersgruppen könnten in Unternehmen zu großen Spannungen führen. "Unzureichendes Management bei Transformationsprozessen in Unternehmen bereitet in vielen Fällen den Boden für Mobbing erst auf, vor allem dann, wenn Veränderungen nicht ausreichend kommuniziert werden", so Smid, der auch von Führungskräften selbst professionelles Handeln einfordert. "Statistiken belegen, dass ein großer Teil der Mobbing-Handlungen von Führungskräften begangen wird. Im Vorjahr urteilte der Oberste Gerichtshof (OGH) erstmals: Mobbing kann in schweren Fällen als Körperverletzung am Mitarbeiter gewertet werden."

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