"Aus unternehmerischer Sicht war es der reinste Horror"

Cambridge Institute Vienna-Chef Florian M. Karnutsch im Interview über den Business-Gamechanger Coronavirus und wie sein Institut damit umgeht.

Das The Cambridge Institute Wien ist die größte Englisch-Sprachschule in der Bundeshauptstadt und bietet Kurse auf jedem Sprachniveau und für jeden Bedarf. Viele Menschen haben sich ja während der Corona-Krise vorgenommen, die zusätzliche Freizeit zur Selbstoptimierung zu nutzen bzw. Dinge zu tun, die lange aufgeschoben wurden. LEADERSNET hat Florian M. Karnutsch, Managing Director des Cambridge Institute Vienna, zum Interview getroffen.

LEADERSNET: Die Coronakrise hat die heimische Wirtschaft auf den Kopf gestellt, viele Unternehmen sahen sich von heute auf morgen durch den Shutdown mit "zero business", vielen Fragen und keinen Antworten konfrontiert. Wie hat das Cambridge Institute die ersten Tage erlebt?

Karnutsch: Aus unternehmerischer Sicht war es, offen gesagt, der reine Horror. Am Freitag (den 14. März) dachten wir noch, dass das Unterrichten weiterhin erlaubt sei. Am Sonntag wurde dann bekannt, dass dies nicht der Fall ist. Also mussten wir am Sonntag kurzfristig alle Kundinnen und Kunden kontaktieren und die Kurse ab Montag umbuchen.

Offizielle Informationen gab es kaum und niemand wusste, was noch erlaubt ist, und was bereits verboten wurde. Als Unternehmer hätte ich mir einen besseren Informationsfluss gewünscht.

LEADERSNET: Wie haben Sie sich auf die Situation eingestellt? Gab es bzw. gibt es eine Möglichkeit, gebuchte bzw. laufende Kurse im "Home-Office" weiterzuführen, abzuschließen bzw. neue Kurse zu beginnen?

Karnutsch: Wir hatten bereits vor der Coronakrise Erfahrung mit Distance Learning, da wir bereits seit Jahren mit einem dualen Lernsystem arbeiten. Somit konnten wir ab besagtem Sonntag alle Kurse auf (verpflichtendes) Distance Learning umstellen. Glücklicherweise musste also kein Kurs abgesagt werden. Wir konnten alle Kurse weiterführen und haben sogar neue Kurse gestartet. Vereinzelt gab es Kunden, die lieber unterbrechen wollten, was natürlich auch möglich war.

LEADERSNET: Wie funktioniert das "remote learning" nach der Cambridge Methode?

Karnutsch: Unser duales Lernsystem beinhaltet sog. Multimedia Lessons, welche immer online absolviert werden, und Teacher Lessons, welche sowohl am Institut (face-to-face) als auch via Zoom gebucht werden können.
In den Teacher Lessons werden dabei die vorab gelernten Inhalte der Multimedia Lessons mit dem Lehrer vertieft und in die Praxis umgesetzt. Theorie und Praxis wird also eng miteinander verwoben.

LEADERSNET: Können auch Examensprüfungen wie das Cambridge Certificate komplett virtuell abgehalten werden? Und wenn ja, wie? Und wie stellt man sicher, dass nicht "geschummelt" werden kann?

Karnutsch: Cambridge Certificates können nicht remote abgehalten werden, und darüber bin ich eigentlich recht froh. Der Sicherheitsaspekt ist tatsächlich nicht zu unterschätzen. Eine Möglichkeit, die Prüfungen rein remote durchzuführen, wertet, meiner Meinung nach, die Qualität des Diploms deutlich ab. Und bei Zertifikaten, die weltweit gültig sind und nicht nur für Universitäten und Firmen aber auch oft für Visumsanträge akzeptiert werden, muss die Integrität einfach 100 Prozent garantiert werden können. Cambridge Exams können seit Mai wieder durchgeführt werden. Natürlich mit erhöhten Hygieneauflagen (Abstand, Maskenpflicht, etc.).

LEADERSNET: Konnte in den letzten Wochen eine Veränderung im Verhalten eurer Schüler/ Kunden festgestellt werden? Gab es vermehrtes / reduziertes Interesse an gewissen Angeboten?

Karnutsch: Nach einer kurzen Schrecksekunde haben sich fast alle unserer KundInnen mit der Situation angefreundet und finden nun Gefallen an der Praktikabilität des reinen Distance Learnings. Einerseits gibt es Kunden, die wegen der aktuellen Situation mehr Zeit haben und das Lernen dadurch intensiviert haben. Andererseits gibt es aber auch jene, die weniger Zeit haben, da sie in ihren Jobs nun besonders gefordert werden.

LEADERSNET: Viele Menschen haben sich ja vorgenommen, die zusätzliche Freizeit zur Selbstoptimierung zu nutzen bzw. Dinge zu tun, die lange aufgeschoben wurden ( zb. eben auch ihre Fremdsprachenkenntnisse auffrischen!). Gibt es besondere Tipps für Selbstdisziplin und Routine in Coronazeiten, um Lernziele zu erreichen?

Karnutsch: Der Schlüssel zum Erfolg ist schon in der Frage versteckt. Man muss sich schon hinsetzen und Zeit investieren, genügend Selbstdisziplin und Routine ist die halbe Miete. Also weg mit dem Handy und ran an die Lernunterlagen. Ein gutes Lernsystem, welches vom Institut zur Verfügung gestellt wird (bzw. werden sollte), ist dann der zweite wichtige Punkt. Zu guter Letzt ist eine persönliche Betreuung (wenn auch remote) von Bedeutung, damit auch lernschwache Schüler weiterkommen und ihre Ziele erreichen. (red)

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