Die Angst vorm Ablaufdatum


Jubiläumsprojekt: Wiener Tafel und Naturhistorisches Museum kämpfen gegen Lebensmittelverschwendung.

 Kindern und Jugendlichen im Umgang mit Lebensmitteln die Möglichkeit zur Selbstermächtigung durch Erforschen der eigenen Wahrnehmung und sinnlichen Erkenntnisgewinn vermitteln – das ist Ziel des Wiener Tafel Sensorik Labors. Zwei Wochen lang vom 6. bis zum 17. Mai 2019 bieten die Wiener Tafel und das Naturhistorische Museum Wien zum 20jährigen Bestehen des Vereins  in Kooperation das bewährte Vermittlungskonzept für Kinder und Jugendliche als Workshop in Kombination mit der Aktionsführung "Die Sinne der Tiere" an.

Im Laufe von 100 Minuten erleben die jungen MuseumsbesucherLebensmittel nicht nur als ihre Lebensgrundlage sondern erfahren durch aktives Tun ihre Nahrung sensorisch: Kinder und Jugendliche bekommen die Möglichkeit, ihre Sinneswahrnehmung als ihre eigene evolutiv entstandene "Laborausstattung" zu verstehen, die es uns ermöglicht, Frische, Qualität und Verträglichkeit von Lebensmitteln einzuschätzen. Neben der Rettung von Lebensmitteln zählt die Vermeidung von Foodwaste durch Bewusstseinsbildung zu den selbst definierten Kernaufgaben Österreichs ältester Tafelorganisation. Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen das nötige Rüstzeug zu einem souveränen Umgang mit Lebensmitteln zu geben, ist eines der Ziele.

Studie zeigt die "Angst vorm Ablaufdatum"

Eine zentrale Aussage der repräsentativen Umfrage*, die Danone und die Wiener Tafel gemeinsam 2018 in Auftrag gegeben hatten, förderte zu Tage: Gerade junge Endverbraucherinnen  und Endverbraucher fühlen sich im Umgang mit Lebensmitteln allein gelassen und haben Angst, Produkte zu verzehren, deren Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist.
Im Sinne gelebter Inklusion werden die Sensorik Labor-Workshops im Naturhistorischen Museum Wien unter anderem von Menschen mit Beeinträchtigung betreut.

Möglich gemacht wird das Projekt durch die Kooperation mit dem Naturhistorischen Museum Wien und beiden Sponsoringpartnern Danone und Boehringer Ingelheim. "Das „Wiener Tafel Sensorik Labor im Naturhistorischen Museum Wien" ist Startschuss und Auftakt für eine größere Zusammenarbeit im Rahmen unserer Ausstellung „Ablaufdatum", die wir für 2020 in Planung haben", freut sich Christian Köberl, Generaldirektor des NHM.

760.000 Tonnen Lebensmittel landen hierzulande jährlich im Müll

In Österreich werden jährlich rund 760.000 Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Rund 577.000 Tonnen davon gelten als vermeidbar. Mit 206.000 Tonnen fallen rund 36 Prozent der weggeworfenen Lebensmittel auf private Haushalte. Dieser Anteil wird von den Endverbrauchern meist unterschätzt. 52 Prozent der österreichischen Konsumenten entsorgen Lebensmittel aus Unsicherheit über die Genießbarkeit des Produkts, 20 Prozent wegen falscher Lagerung und 18 Prozent wegen Überschreiten des Mindesthaltbarkeitsdatums. Gerade die jüngere Zielgruppe weist dabei eine höhere Wegwerf-Bereitschaft und weniger Wissen zum Thema auf. Dies zeigte eine Studie die 2018 von Danone Österreich und der Wiener Tafel in Auftrag gegeben worden war.

Das vor diesem Hintergrund von der Wiener Tafel gemeinsam mit Danone Österreich konzipierte "Wiener Tafel-Sensorik Labor" richtet sich an Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren und soll sie ganz unabhängig von ihrem familiären oder schulischen Hintergrund ermutigen, sich kognitive und intuitiv-sensorische Lebensmittelkompetenz anzueignen.

Sinneschulung zur "Selbstermächtigung" Jugendlicher

"Konkret heißt das: Schauen, tasten, riechen, hören, schmecken und lernen, wieder auf die eigenen Sinne zu vertrauen und dann entscheiden, ob der Apfel oder das Joghurt wirklich in den Mistkübel gehören oder ob man nicht doch noch etwas Gutes daraus machen könnte. Ziel ist die Selbstermächtigung der Jugendlichen, solche Entscheidungen für ihr weiteres Leben selbst treffen zu können", erläutert Projekt-Leiterin Monika Heis von der Wiener Tafel. Am Programm stehen aktuell bis zu sieben modulare Stationen vom "Geruch des Verderbens" über die "Profiverkostung" bis zu "KostBar".

"Eine ganz einfache Sache, die wir in den Workshops vermitteln und die jeder daheim umsetzen kann, ist beispielsweise das richtige Einräumen des Kühlschranks mit seinen unterschiedlichen Temperaturzonen", so Heis und  Alexandra Gruber, Geschäftsführerin der Wiener Tafel erläutert: „Mit der Präsenz des Sensorik Labor-Workshops im Naturhistorischen Museum Wien erreichen wir innerhalb von nur zwei Wochen mehrere hundert Kinder und Jugendliche. Das entspricht vollkommen unserem Plan, das Vermittlungskonzept so „niederschwellig" wie möglich zugänglich machen zu können."

Eindrücke vom neuen Sensorik Labor der Wiener Tafel im NHM finden Sie in unserer Fotogalerie. (rb)

www.wienertafel.at

www.nhm-wien.ac.at

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