"Ich möchte die Wiener Wiesn für Firmen noch attraktiver machen"

Die neue Wiener Wiesn-Geschäftsführerin Simone Kraft im Interview über Tradition und Digitalisierung, die diesjährigen Neuigkeiten und warum sie die Richtige für den Job ist.

Simone Kraft hat mit Juli diesen Jahres die Geschäftsführung der Wiener Wiesn übernommen (LEADERSNET berichtete) und leitet jetzt gemeinsam mit Christian Feldhofer die Geschicke der Brauchtumsveranstaltung.

Wenige Tage vor Beginn der diesjährigen Ausgabe des Wiener Wiesn-Fests hat LEADERSNET die 43-jährige zum Interview getroffen und sich mit ihr über ihre Pläne für das Wiesn-Fest, die Vereinbarkeit von Digitalisierung und Tradition, warum das Brauchtumsfest für Unternehmen interessant ist und welche Neuigkeiten es heuer auf der Wiesn geben wird, unterhalten.

LEADERSNET: Welche Neuigkeiten, abgesehen von Ihrer Person, gibt es heuer auf der Wiener Wiesn?

Kraft: Wir haben heuer mehrere neue Themen. Unser Ziel ist es, neben den schon bestehen Kunden, auch neue Zielgruppen anzusprechen. Deshalb gibt es heuer erstmals die "Kabarett Wiesn". Dabei handelt es sich um zwei Abende im Gösserzelt, bei denen Gery Seidl, die Kernölamazonen und Manuel Dospel auftreten werden. Ebenfalls neu ist "Rock die Wiesn" mit Guns'n'Roses Revolution und der AC/DC Revival Band. Da wir Menschen aus unterschiedlichen Einkommensschichten ansprechen möchten, gibt es heuer auch erstmals den "Supermittwoch". Da gibt es vergünstigt Tickets für die Abendveranstaltungen. Grundsätzlich ist es ja so, dass der Eintritt in alle Festzelte ab 11.30 Uhr frei ist und Eintritt nur bei Abendveranstaltungen und Sonderveranstaltungen verlangt wird. Deshalb sind auch die Studenten eine sehr wichtige Zielgruppe für uns. Am 9. Oktober geht für die Studierenden die "I Am Student Party" in der "Penny Ich bin Österreich Alm" bei kostenlosem Eintritt über die Bühne. Da gibt es zu jeder Maß eine zweite gratis dazu – solange der Vorrat reicht. (lacht)

LEADERSNET: Wie ist Ihr Engangement bei der Wiener Wiesn eigentlich zustande gekommen?

Kraft: Ich wurde gefragt, ob ich das machen möchte. Wenn ich an eine neue Herausforderung herangehe, stelle ich mir immer die Frage, ob ich mit meiner bisherigen Erfahrung und mit meinen Kompetenzen ein Unternehmen oder ein Projekt weiter bringen kann. Für mich war ganz klar, dass ich die Wiener Wiesn bei den Themen Marketing, Kommunikation und Vermarktung vorantreiben kann. Ich möchte auch das Thema Digitalisierung mehr in den Fokus rücken.

LEADERSNET: Sie wurden keine drei Monate vor Beginn des Wiener Wiesn-Fests 2018 zur neuen Geschäftsführerin bestellt. Kann man so kurz vor Beginn eines Events dieser Größenordnung noch seine Vorstellungen einbringen?

Kraft: Nein, es wäre ein absolutes No-Go, so kurz vor Beginn noch massive Eingriffe vorzunehmen. Es gibt ein paar kleine Adaptionen im Hintergrund, bei den sogenannten "Neuen Medien". Alles andere wird dann erst nach Ende der heurigen Wiener Wiesn angegangen. Wir werden die Website optimieren und werden versuchen die Kunden vermehrt digital anzusprechen – nicht nur während der Wiesn-Zeit sondern auch unter dem Jahr. Ich möchte die Wiener Wiesn noch mehr als Eventlocation für Firmen platzieren. Wir haben heuer einige kleinere, exklusive Veranstaltungen mit Unternehmen, die zum Teil Kunden einladen oder Vertriebsschulungen bei uns machen und sich nachher zusammensetzen. In diesem Bereich gibt es noch viel Potential.

LEADERSNET: Welche Angebote haben Sie denn für Firmen, damit sie auf die Wiener Wiesn kommen?

Kraft: Es gibt verschiedene Varianten. Wir haben Unternehmen, die gleich ein ganzes Zelt für einen Abend mieten. Da wird das Programm mit dem Kunden genau abgestimmt. Dieser kann ganz konkrete Wünsche einbringen oder auch sagen, dass wir uns um das ganze Programm kümmern sollen. Wir branden beispielsweise für die Firmen, wenn gewünscht, alle Tische mit Läufern in ihrem speziellem Look und Feel. Der zweite wichtige Part sind die Almen. Wir haben fünf authentische Almen. Die Größen reichen von der Champagner Alm mit 50 Sitzplätzen bis zur ORF Alm mit 250 Plätzen. Somit ist für jeden etwas dabei. Auch die Almen können wir für den Kunden entsprechend branden.

LEADERSNET: Sie haben vorhin erwähnt, dass Sie das Thema Digitalisierung forcieren möchten. Wie sehr steht die Digitalisierung im Widerspruch zu einem Brauchtumsfest wie die Wiener Wiesn?

Kraft: Ich glaube nicht, dass sich die beiden Themen widersprechen. Wir haben auf der einen Seite einen Trend, der wieder mehr in Richtung Brauchtum und Tradition geht. Auf der anderen Seite betrifft die Digitalisierung alle Bereiche unseres Lebens. Was mich an der Aufgabe bei der Wiener Wiesn so reizt, ist, dass man beide Welten beherrschen muss. Man muss sowohl fit in klassischer Kommunikation, klassischem Marketing und klassischer Vermarktung sein, als auch neue Tools so nutzen, dass sie dennoch zur Wiesn passen. Ich glaube, dass weder ein Digital Native, noch jemand, der nur das klassische Marketing beherrscht, auf dieser Position richtig wäre. Ich bin überzeugt, dass ich beide Welten in mir vereine.

www.wienerwiesnfest.at

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