"Drei"-CEO Rodulf Schrefl
"Datenhunger der Österreicher wächst derzeit schneller als der Netzausbau"

| Tobias Seifried 
| 24.03.2024

Die Internetnutzung in Österreich steigt so stark wie seit Jahren nicht mehr. Drei-CEO Rodulf Schrefl kennt die Gründe, sieht vor allem beim Glasfaser-Ausbau großen Nachholbedarf und plädiert für einen "Digitalisierungs-Scheck" für Haushalte und Unternehmen.

Obwohl das Smartphone mittlerweile seit Jahren zum Alltagsbegleiter zählt, in der Wirtschaft schon lange kaum noch etwas "offline" erledigt werden kann und Tablets selbst in Volksschulen keine Ausnahme mehr sind, steigt die Internetnutzung in Österreich derzeit so stark wie seit Jahren nicht mehr. Doch woher resultiert dieser plötzliche Datenhunger, wenn Vernetzung und Digitalisierung ohnehin längst zum Alltag gehören? Eine Antwort auf diese Frage gab der Telekommunikationsanbieter Drei im Rahmen seiner Bilanzpräsentation am 21. März. Demnach werde der Datenhunger vor allem durch Streaming-Dienste, Online-Gaming, soziale Netzwerke und unlimitierte 5G Smartphone-Tarife angetrieben.

Österreicher:innen mit großem "Datenhunger"

Bei Drei habe sich das Datenvolumen in nur einem Jahr um fast 20 Prozent auf 1,68 Milliarden Gigabyte erhöht und damit im Vergleich zu vor der Pandemie beinahe verdoppelt, sagte Drei-CEO Rudolf Schrefl. "Der Datenhunger der Österreicher:innen wächst derzeit schneller als der Netzausbau. Während Österreich bei 5G unter den Top 10 der EU liegt, hinkt der Glasfaser-Ausbau im EU-Vergleich mit Platz 24 noch hinterher (DESI-Index)", so Schrefl. Drei habe darauf reagiert und biete jetzt in allen Internet-Tarifen unlimitiertes 5G und in den 5G+Tarifen den flexiblen Umstieg auf Glasfaser an.

Außerdem sei man einziger Betreiber in Österreich, der in seinem Netz mobiles Internet mit garantierten Geschwindigkeiten anbiete. Nun wolle man diese Technologie auch in bisher unterversorgte Gemeinden des Landes bringen. Schrefl zufolge sei das "der schnellste Weg, Österreichs Haushalte und Unternehmen zukunftsfit zu machen."

Mehr Umsatz, weniger Gewinn

Im Geschäftsjahr 2023 steigerte Drei den Umsatz um zehn Prozent auf 976 Millionen Euro und blieb damit nur knapp unter der Milliardenmarke. Zuwächse habe der Telekommunikationsanbieter neben dem Internet-Segment vor allem im Weihnachtsgeschäft und bei Geschäftskund:innen verzeichnet. Bei den Neuanmeldungen im Vertragskundengeschäft sei 2023 das stärkste seit vier Jahren gewesen. In Summe blieb die Zahl der Nutzer:innen im Netz von Drei mit 4,1 Millionen konstant.

Beim Gewinn sieht es etwas anders aus, was vor allem mit den erhöhten operativen Kosten aufgrund der starken Teuerungsrate und der gestiegenen Datennutzung um 12 Prozent begründet wird. Einen großen Teil davon habe man durch Effizienzsteigerungen kompensieren können. Weitere Investitionen seien damit gesichert. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sank um zwei Prozent auf 342 Millionen Euro, die Investitionsausgaben stiegen laut Drei um vier Prozent auf 175 Millionen Euro.

5G-Ausbau und Partnerschaften

Dem Ziel einer flächendeckenden 5G-Versorgung kam Drei wieder näher. Diese hab sich 2023 auf 90 Prozent erhöht. Das Unternehmen hat sich im Rahmen der Frequenzversteigerungen dazu verpflichtet, mehr als 700 Gemeinden ohne adäquate Internetversorgung ans 5G-Netz anzubinden. In einem Drittel dieser Gemeinden sei dieser Schritt bereits erfolgt, die übrigen sollen bis Ende kommenden Jahres erfolgen. 

Für sein Glasfaserangebot hat Drei Partnerschaften mit anderen Netzbetreibern geschlossen. Wo Glasfaser von A1 verfügbar ist, kann seit Anfang des Jahres auch das Glasfaserangebot von Drei genutzt werden (LEADERSNET berichtete). Mitte März wurde das Netz der Österreichische Glasfaser-Infrastrukturgesellschaft (öGIG) und der niederösterreichischen Glasfaserinfrastruktur nöGIG in den Verbund integriert. Bis Jahresende will Drei eine Million Haushalte mit seinem Glasfaserangebot erreichen. Liegt die Wohn- oder Firmenadresse noch nicht im Glasfaser-Versorgungsgebiet, könne man mit den aktuellen FIX Data Internettarifen auch zunächst mit Internet zuhause über 5G+ starten und später, sobald die Technologie an der Adresse verfügbar ist, auf Glasfaser umsteigen.

Drei CCO Günter Lischka dazu: "Mit dem FIX Data Tarifportfolio machen wir das Leben aller Menschen in Österreich noch einfacher. Einzigartig daran ist, dass diese bereits Glasfaser-ready sind. Das heißt, man schließt heute einen 5G-Tarif ab und kann dann einfach auf Glasfaser umsteigen, sobald diese Technologie am Wohnort verfügbar ist."

Digitalisierungs-Scheck für Haushalte und Unternehmen

Mitte des Vorjahres verfügten laut Daten der OECD erst knapp elf Prozent der österreichischen Haushalte über einen Festnetz-Internetanschluss mit einer Übertragungsrate von mehr als 100 Mbit/s (OECD-Studie). Der Drei-CEO plädiert deshalb für einen "Digitalisierungs-Scheck" für Haushalte und Unternehmen, der die Nachfrage fördern soll. "Die stark gestiegene Nutzung belegt, dass der Bedarf für schnelleres Internet schon jetzt gegeben ist, aber die Anfangsinvestitionen in einen Glasfaser- oder 5G-Anschluss noch immer ein Hemmschuh sind. Daher sollte die Bundesregierung statt des Infrastrukturausbaus sinnvoller die Breitband-Nachfrage fördern", forderte Schrefl abschließend.

www.drei.at

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