Studie zum Weltfrauentag 2024
Finanzen zwischen Unabhängigkeit und veralteten Rollenbildern

| Redaktion 
| 07.03.2024

Studie zeigt, dass nur knapp ein Drittel der Frauen in Österreich für das Alter vorsorgen und dass die Einkommensunterschiede eine Hürde für die Pensionsvorsorge darstellen.

Der Weltfrauentag hat auch bei seiner 113. Auflage nichts von seiner Relevanz verloren. Noch immer sind die finanziellen Unterschiede zwischen Frauen und Männern zu groß. Vor diesem Hintergrund hat sich eine aktuelle Integral-Studie im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen die kurz- und langfristigen Folgen für Österreichs Frauen genauer angeschaut.

Finanzielle Unabhängigkeit wichtig

Für Österreicher:innen ist die finanzielle Unabhängigkeit entscheidend. 94 Prozent der Befragten, ob Mann oder Frau, ist diese wichtig. Dass Frauen allerdings mit völlig anderen Rahmenbedingungen arbeiten, zeigen Zahlen der Statistik Austria. Im Jahr 2022 lag der Gender Pay Gap bei 18,4 Prozent, eine Verbesserung von 0,4 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. "Dass es in Sachen Geschlechterparität dermaßen langsam voran geht, macht deutlich, dass Frauen keine Zeit zu verlieren haben und ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen müssen", sagt Gerda Holzinger-Burgstaller, Vorstandsvorsitzende der Erste Bank Oesterreich, für die zu wenig in dieser Hinsicht passiert.

Zudem leisten Frauen 40 Prozent mehr an unbezahlter Care Arbeit. Die Folge: Der Gender Pension Gap lag 2022 bei 41,1 Prozent (2021: 41,6 Prozent). Wenig verwunderlich, dass Frauen deshalb 50 Prozent häufiger von Altersarmut betroffen sind als Männer. "Deshalb ist es so wichtig, die Altersvorsorge pro-aktiv anzugehen und aktiv etwas für sein späteres Ich zu tun", sagt Stefanie Christina Huber, Präsidentin des Österreichischen Sparkassenverbandes.

Einkommensunterschiede Hürde für Pensionsvorsorge

Die Frage nach dem durchschnittlichen frei verfügbaren Einkommen nach Abzug aller Fixkosten bestätigt das oben gezeichnete Bild. Liegen Männer mit 758 Euro und Frauen mit 725 Euro in der jüngeren Altersgruppe bis 30 noch vergleichsweise eng beieinander, geht anschließend bei den frei verfügbaren Einkommen nach Abzug der Fixkosten die Schere auseinander. In der Altersgruppe der 30 bis 49-Jährigen bleiben Männern monatlich 996 Euro zur freien Verfügung über, Frauen 631 Euro. Das sind ein -37 Prozent weniger. In der Altersgruppe der 50 bis 69-Jährigen wird die Differenz zwar kleiner, aber auch hier haben Männer mit 839 Euro weiterhin deutlich mehr zur freien Verfügung als Frauen mit 617 Euro.

Die Auswirkungen dieser Einkommensentwicklung zeigen sich dann vor allem beim Thema Sparen und Vorsorge. Bei den unter 30-Jährigen sorgen 31 Prozent der Frauen und 19 Prozent der Männer für das Alter mit einer Pensionsvorsorge vor. Das ändert sich mit dem Alter und bei den 30- bis 49-Jährigen sorgen deutlich mehr Männer (44 Prozent) vor, während die Zahl der Frauen mit 29 Prozent sogar sinkt. "Der Gedanke, selbst für die Pension vorzusorgen, ist bei Frauen über alle Altersgruppen konstant präsent. Männer befassen sich dagegen erst damit, wenn sie monatlich mehr übrighaben", so Huber. Dementsprechend überrascht es nicht, dass Frauen der Pension pessimistisch entgegenblicken. 52 Prozent der Männer bei den unter 30-Jährigen und 47 Prozent zwischen 30 und 49 Jahren fühlen sich gut für das Alter abgesichert. Demgegenüber sind die Zahlen bei Frauen deutlich niedriger mit nur 29 Prozent und 27 Prozent.

Veraltete Rollenbilder

Erschwerend wirkt außerdem, dass das Finanzleben vieler Österreicherinnen noch immer von Rollenbildern früherer Zeiten geprägt ist. Danach gefragt, bei welchem Geschlecht sie die Verantwortung für die Erledigung von Dingen des alltäglichen Bedarfs sehen, geben 70 Prozent der Befragten an, diese seien Frauensache, nur vier Prozent sehen diese Aufgabe als Männersache an. Auch das Thema der Gelderziehung wird mit 43 Prozent in der Hand der Frauen und zehn Prozent bei den Männern gesehen.

Das Thema Vorsorge, Veranlagen und Sparen wird mit 31 Prozent im Vergleich zu 17 Prozent als Männersache wahrgenommen. Auch die Themen Versicherungen (46 Prozent), Mobilität (58 Prozent) und Finanzierungen (52 Prozent) werden laut den befragten Österreicher:innen deutlicher bei Männern als Frauen (11 bzw. 4 bzw. 5 Prozent) gesehen.
Diese klare Rollenverteilung hat auch Auswirkungen auf das Sparverhalten der Österreicher:innen. Gleichermaßen beliebt bei beiden Geschlechtern ist das Sparkonto - Frauen (63 Prozent) und Männern (61 Prozent). 45 Prozent der Männer und 30 Prozent der Frauen nutzen alternative Veranlagungsformen, wie beispielsweise Wertpapiere, zur Vorsorge. Aber auch Gold (19 zu 13 Prozent) oder Kryptowährungen (11 zu 4 Prozent) sind bei Männern gefragter. "Auch hier spielt die Einkommensdifferenz eine Rolle. Wer mehr zur Verfügung hat, kann diversifizierter veranlagen", so Holzinger-Burgstaller weiter.

Mehr Einkommen ermöglicht Männern mehr Diversifizierung

22 Prozent der Männer erachten im Vergleich zu Frauen (6 Prozent) das Thema "Wertpapiere" als eher spannend . Ebenso stimmen signifikant mehr Männer mit 23 Prozent der Aussage zu, dass Wertpapiere "alternativlos sind, wenn man sein Geld gewinnbringend anlegen will", als Frauen (8 Prozent) dies tun. Aber: Unabhängig vom Geschlecht sind acht von zehn Österreicher:innen der Meinung, dass das Anlegen in Wertpapieren schon mit kleinen Beträgen Sinn macht. "Das ist eine positive Entwicklung. Geld beiseitezulegen und für die Zukunft vorzusorgen ist immer sinnvoll, auch mit kleinen Beträgen. Deshalb gilt es das finanzielle Selbstvertrauen der Frauen zu stärken und die Aspekte alternativer Veranlagungsstrategien aufzuzeigen, wo auch mit kleineren Beträgen ein langfristiger Vermögensaufbau erzielt werden kann", so Holzinger-Burgstaller.

Auch beim Thema Finanzen als Ganzes zeigen sich Frauen (22 Prozent) weniger interessiert als Männer (45 Prozent). Dementsprechend weniger gut kennen sich Frauen (13 Prozent, Männer 35 Prozent) bei Finanzthemen aus. Für Huber eine Thematik mit langer Geschichte: "Durch eine männerdominierte Finanzbranche in der Vergangenheit waren viele der Inhalte auf Männer ausgerichtet." Die Zahlen der Umfrage bestätigen das, denn während Frauen in Sachen Finanzen auf den persönlichen Kontakt setzen (81 Prozent), bevorzugen Männer Websites, Zeitungen oder Zeitschriften (68 Prozent). „Nicht nur die Beratung, auch die Finanzbildung muss persönlicher werden."

Finanzbildung von Frauen für Frauen

Der Weg zur finanziellen Unabhängigkeit ist für Frauen ein steiniger, das bleibt auch 2024 weiterhin so. Nichtsdestotrotz scheint das Bewusstsein, die Finanzen in die eigene Hand zu nehmen, gestiegen zu sein, so Holzinger-Burgstaller abschließend: „Der Durst nach Finanzbildung, unabhängig vom Geschlecht, ist ungestillt." Sie sieht die Finanzwelt jedoch in der Pflicht: "Wir müssen die Inhalte für Frauen interessanter machen und in ‚Safe Spaces' aufbereiten. Mit she invests haben wir eine Initiative geschaffen, die genau das tut." Seit dem Start von she invests, einer Finanzbildungsinitiative speziell für Frauen, im September 2022 konnten rund 45.000 Frauen erreicht werden. In Webinaren und Panels werden Themen wie Budgetierung, Sparen oder Veranlagung und Vorsorge von internen und externen Expertinnen beleuchtet.

www.sparkasse.at

Über die Studie

Erste Bank und Sparkassen beauftragten das Meinungsforschungsinstitut Integral mit der Durchführung einer Umfrage anlässlich des Weltfrauentags 2024.

Die Studie wurde von 8. bis 16. Jänner 2024 mit Online-Interviews (CAWI) durchgeführt. In der Befragung, die repräsentativ für die österreichische Wohnbevölkerung zwischen 18 und 69 Jahren ist, wurden die geschlechterspezifischen Unterschiede rund um Themen wie Geld im Alltag, Pensionsvorsorge, Interesse an Finanzthemen und die Vermittlung von Finanzbildung abgefragt.

Insgesamt wurden 1.000 Online-Interviews geführt.

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Über die Studie

Erste Bank und Sparkassen beauftragten das Meinungsforschungsinstitut Integral mit der Durchführung einer Umfrage anlässlich des Weltfrauentags 2024.

Die Studie wurde von 8. bis 16. Jänner 2024 mit Online-Interviews (CAWI) durchgeführt. In der Befragung, die repräsentativ für die österreichische Wohnbevölkerung zwischen 18 und 69 Jahren ist, wurden die geschlechterspezifischen Unterschiede rund um Themen wie Geld im Alltag, Pensionsvorsorge, Interesse an Finanzthemen und die Vermittlung von Finanzbildung abgefragt.

Insgesamt wurden 1.000 Online-Interviews geführt.

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