Mindset und Rahmenbedingungen
So könnte die nötige Akzeptanz für die Kreislaufwirtschaft gelingen

| Redaktion 
| 07.02.2024

Die beiden Experten Thomas Brudermann und Peter Post sprachen darüber, wie Menschen dazu bewegt werden könnten, im Sinne der Circular Economy zu handeln.

Kreislaufwirtschaft basiert darauf, dass Produkte so designt und produziert werden, dass sie so lange wie möglich verwendet, geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden können, um sie im Kreislauf zu halten und ihre Lebensdauer zu verlängern. Studien zeigen, dass die meisten Menschen diesem Konzept sehr positiv gegenüberstehen. Allerdings setzen viele ihre positive Einstellung nicht in entsprechende Handlungen um.

Vor diesem Hintergrund organisierten das Circular Hub Tirol und das Cluster kreativland.tirol, welche beide an der Standortagentur Tirol angesiedelt sind, eine Veranstaltung zum Thema "Kommunikation und Service-Design für Kreislaufwirtschaft - mit psychologischen Insights zum Ziel".

Mindset und Rahmenbedingungen

Thomas Brudermann, Psychologe und Professor für Innovations- und Nachhaltigkeitsforschung an der Universität Graz und Peter Post, Mitinitiator der Plattform circular-experiences.org, sprachen vor 150 Teilnehmer:innen in der Stadtbibliothek Innsbruck und zeigten, wie die nötige Akzeptanz für die Kreislaufwirtschaft bei Kund:innen besser gelingen könnte.

"Die meisten Menschen sind keine Klimahasser:innen", sagte Thomas Brudermann in seinem Vortrag. Das Thema Kreislaufwirtschaft habe für sie in ihrem Alltag jedoch einfach keine Priorität. Zudem gebe es auch diverse Barrieren, die den Durchbruch der Kreislaufwirtschaft erschweren.

"Unsere Kultur ist davon geprägt, dass Menschen Dinge besitzen und sich Neues leisten möchten", so Brudermann, also das genaue Gegenteil von Prinzipien der Kreislaufwirtschaft. Laut Brudermann seien zwei Faktoren wichtig, damit Menschen im Sinne der Circular Economy handeln. Einerseits müsste das Mindset, also Denkweisen, Überzeugungen und Haltungen passen und zweitens gelte es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Kreislaufwirtschaft begünstigen.

Produkte und Dienstleistungen müssten so gestaltet werden, dass Menschen Freude daran haben, sie in Anspruch zu nehmen. "Denn wer eine Beziehung zu Dingen oder Angeboten aufbaut, betrachtet diese auch nicht als Wegwerfartikel", so Brudermann. Andererseits brauche es auch regulatorischer Vorgaben, welche die Kreislaufwirtschaft begünstigen. Hier sei der Gesetzgeber gefordert.

Die Einfachheit

Peter Post entwickelt seit über 25 Jahren Produkte und Dienstleistungen, zudem ist er Mitinitiator der Plattform circular-experiences.org, die Methoden für ein besseres Kund:innenerlebenis in der Kreislaufwirtschaft designt. Dort werden Unternehmen kostenlos Templates zur Verfügung gestellt, mit denen sie ihre Modelle und Produkte auf den Prüfstand stellen können.

In seinem Vortrag ging Post darauf ein, wie zirkuläre Geschäftsmodelle schnell, günstig und nutzer:innenorientiert entwickelt und getestet werden können.

"Kund:innen leisten einen entscheidenden Beitrag zum Gelingen von Kreislaufwirtschaft", so Post. Sie müssen dafür gewonnen werden, kreislauffähige Produkte und Dienstleistungen zu bevorzugen und Prinzipien der Circular Economy zu leben. "Dies ist eine enorme, nicht ganz einfach Aufgabe", sagt der Experte und fügt hinzu: "und damit diese gelingt, müssen wir den Menschen so viel Mühe wie möglich abnehmen und so viel Freude wie möglich bereiten – und das ist die Aufgabe von Produkt- und Service-Designer:innen."

Kommunikation entscheidend

Die Kommunikation und das Erlebnis von kreislauffähigen Produkten spielen dabei eine enorme Rolle. "Kreislauffähige Produkte müssen also so gestaltet werden, dass sie als möglichst vorteilhaft wahrgenommen werden. Außerdem müssen Modelle geschaffen werden, die es einfach machen, Dinge zu teilen oder zu mieten. Und dies vor dem Hintergrund, dass viele Menschen lieber besitzen statt zu teilen", so Post. Dabei können sich Gestalter:innen verschiedene psychologische Methoden zu Nutze machen.

Post beendete die Veranstaltung indem er anhand einiger Best-Practice-Beispiele zeigte, wie Menschen dazu motiviert werden können, kreislauffähige Produkte und Dienstleistungen bevorzugt zu erstehen.

www.standort-tirol.at

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