Handel steigert Jahresumsatz, Weihnachtsgeschäft schwächelt jedoch

| Redaktion 
| 14.12.2023

Das ist die neueste Prognose des Handelsverbandes und des WIFO. Von der Politik wünscht sich der HV u.a. eine substanzielle Lohnnebenkostensenkung. Darüber hinaus drohe der Branche ein Personalabbau.

Für viele Österreicher:innen ist Weihnachten das wichtigste Fest des Jahres. Auch für den Großteil der Einzelhändler:innen ist der Dezember mit dem X-Mas-Geschäft der wichtigste Monat im Geschäftsjahr. Branchenintern spricht man hier sogar vom "fünften Quartal".

Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Donnerstag präsentierten Handelsverband (HV) und WIFO die Prognose für das Gesamtjahr 2023 und das Weihnachtsgeschäft.

Weihnachtsgeschäft schwächelt

Das aktuelle Weihnachtsgeschäft sei vor allem wegen des kalten Wetters solide angelaufen. Die heimischen Einkaufszentren verzeichneten hohe Kundenfrequenzen, auch in den Einkaufsstraßen war der Andrang groß. "Die Umsatzprognose von Handelsverband und WIFO für den österreichischen Einzelhandel geht heuer von einem weihnachtsbedingten Dezember-Mehrumsatz von 1,25 Milliarden Euro netto aus. Das entspricht einem erheblichen Umsatzrückgang von fast 200 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Doch kann die Bevölkerung durch einen verstärkten regionalen Einkauf im Endspurt des Weihnachtsgeschäfts das Ruder noch herumreißen und damit Arbeitsplätze nachhaltig sichern", sagt der Geschäftsführer des Handelsverbandes, Rainer Will.

Das Umsatzvolumen wird im Dezember 2023 vom WIFO auf insgesamt 7,42 Milliarden Euro geschätzt. Im Vorjahr waren es 7,38 Milliarden Euro. Das entspricht inflationsbereinigt einem Minus von 3,6 Prozent.

In diesem Jahr liegen die Pro-Kopf-Ausgaben der Österreicher:innen im Durchschnitt bei 360 Euro. Das Geld wird vor allem für 12 Dinge ausgegeben. An der Spitze liegen Gutscheine, gefolgt von Spielzeugen und Süßem (LEADERSNET berichtete).

Unterschiede zwischen Branchen

"Wir sehen heuer auch deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen. Betrachtet man lediglich den Nichtlebensmittelbereich, liegen die Mehrumsätze im Dezember inflationsbereinigt um 44 Millionen Euro hinter dem Vorjahresniveau, und um rund 80 Millionen Euro hinter 2019 zurück", sagt Jürgen Bierbaumer, Senior Economist am Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO).

Gesamtjahresprognose 2023 © Handelsverband

Handel steigert Jahresumsatz

Der Jahresumsatz 2023 soll sich auf 75,3 Milliarden Euro belaufen. "Aus all diesen Faktoren leitet sich unsere Gesamtjahresprognose 2023 für den österreichischen Einzelhandel von 75,3 Milliarden Euro netto ab", sagt Will. Das ist eine nominelle Steigerung von 3,6 Prozent gegenüber 2022. "Bereinigt man allerdings um die durchschnittlichen Preissteigerungen im Gesamtjahr, muss der heimische Einzelhandel heuer real ein Umsatzminus von -3,6 Prozent verkraften", so der Handelssprecher.

Für das kommende Jahr sollen die Effekte des heurigen Weihnachtsgeschäfts noch stärker in den Jänner einwirken, insbesondere das Gutscheingeschäft sowie die Umtauschphase im stationären Handel nach Silvester. Für das zweite Quartal 2024 erhofft man sich dann eine Normalisierung des Preisniveaus.

"Die Grunddynamik in der Umsatzentwicklung verlief heuer aufgrund der Teuerungskrise und eines verhaltenen Konjunkturklimas durchwachsen. Nominell liegen die Umsätze zwar leicht über dem Vorjahr, allerdings dürften die Zuwächse primär auf die hohen Teuerungsraten zurückzuführen sein. Positiv ist, dass der Peak bei der Inflation überschritten ist und 2024 eine Normalisierung absehbar scheint", ergänzt Jürgen Bierbaumer.

Personalabbau droht

Laut neuesten Umfragen des Handelsverbandes werden 39 Prozent der Betriebe im Gesamtjahr 2023 einen Verlust erwirtschaften, 35 Prozent maximal ein ausgeglichenes Ergebnis. Ein Personalabbau droht. Rund ein Drittel der Händler:innen befürchtet, 2024 aufgrund der Kostenbelastungen Personal abbauen zu müssen. Jede:r dritte Händler:in berichtet darüber hinaus von einer Verschlechterung der Eigenkapitalsituation im Vergleich zum Vorjahr, nur jeder fünfte Betrieb hingegen von einer Verbesserung. Außerdem sagen 42 Prozent der Händler:innen, dass sie sich in der derzeitigen Marktlage keine verstärkten Investitionen leisten können.

Politik muss handeln

Der Handel wünscht sich von der Politik neben der substanziellen Senkung der Lohnnebenkosten auch eine umfassende Arbeitsmarktreform mit stärkeren Beschäftigungsanreizen in Kombination mit einer Attraktivierung der Zuverdienstmöglichkeiten für Pensionist:innen. Außerdem wäre laut dem HV eine Entbürokratisierung und Deregulierung an der Zeit. Laut einer Untersuchung der Europäischen Kommission (Retail Restrictivness Indicator) unterliegt der Einzelhandel im europäischen Vergleich nur in Frankreich noch mehr Regulierungen als in Österreich (LEADERSNET berichtete).

LEADERSNET war bei der Pressekonferenz. Einen Eindruck können Sie sich hier machen. 

www.handelsverband.at

www.wifo.ac.at

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