Handelsverband will asiatische Webshops in die Schranken weisen

| Redaktion 
| 07.12.2023

Nach dem Motto "Fair Commerce statt Schrott Commerce" werden strengere Regeln gefordert.

Laut dem Handelsverband fällt der Aufstieg von Onlineplattformen aus Drittstaaten just in jene Phase, in der österreichische bzw. europäische eCommerce-Unternehmen Investitions- und Expansionsstopps ausrufen müssten, weil sie neben massiven Kostensteigerungen für Energie, Personal, Logistik und Fremdkapital und im Gegensatz zu Drittstaathändler:innen mit einer Überfrachtung an Regulierungen und Bürokratie zu kämpfen hätten.

Milliardenumsätze

Des einen Freud, des anderen Leid sind in den letzten Jahren vor allem die beiden chinesischen Shopping-Apps Shein und Temu enorm gewachsen und erfreuen sich auch bei den Österreicher:innen großer Beliebtheit. Der weltweite Umsatz des Ultra-Fast-Fashion-Anbieters Shein lag 2022 bereits bei über 25 Milliarden Euro, wobei ein Viertel davon in Europa erwirtschaftet wurde. Temu wiederum ist seit Monaten fast durchgehend auf Platz eins der Downloadcharts in den USA und der EU. Dieses rasante Wachstum soll vielfach durch fragwürdige Methoden und ein zahnloses Regulativ ermöglicht worden sein.

Vollzugsdefizit

Dass der Handel zu den am stärksten regulierten Sektoren in der EU zählt, hat heuer auch die Europäische Kommission in ihrem "Retail Restrictiveness Indicator" (RRI) bestätigt. Österreich liegt im Ländervergleich der Kommission auf dem vorletzten Platz. Nur in Frankreich ist die Überregulierung noch schlimmer ausgeprägt. Wenn die Betriebsstätte hingegen außerhalb Europas liegt, besteht ein Vollzugsdefizit, so der HV.

Handelsverbands-Studie

Eine neue Handelsverbands-Studei zeigt, dass die Bekanntheit asiatischer eCommerce-Anbieter:innen aktuelle überraschend groß ist. 71 Prozent der Österreicher:innen kennen AliExpress/Alibaba sowie rund die Hälfte Shein (52 Prozent) und Temu (50 Prozent). Die Ergebnisse zeigen ebenfalls, dass die Nutzungsrate insbesondere bei Shein hoch ist. Der Modehändler ist mit großem Abstand beliebtester asiatischer Onlineshop bei der Gen Z. Bei den 15- bis 27-Jährigen wird er bereits von 42 Prozent genutzt, bei den Best Agers sind es zehn Prozent. Bei Temu haben auch schon 42 Prozent der jungen Österreicher:innen bestellt.

Auswirkungen auf Umwelt

Bei derartige asiatische eCommerce-Plattformen sollen immer wieder Probleme mit der Produktsicherheit, Produktfälschungen sowie Falschdeklarationen etwa zur Umgehung von Zollgrenzen entstehen. Dutzende Testbestellungen des HV bei Plattformen wie AliExpress sollen das bereits 2019 erstmals belegt haben. "Darüber hinaus haben wir große Bedenken in puncto Nachhaltigkeit. Plattformen wie AliExpress, Temu oder der Ultra-Fast-Fashion-Anbieter Shein ziehen eine Müllstraße quer über den Planeten bis nach Österreich, ihr Geschäftsmodell hat fatale Auswirkungen auf die Umwelt. Datenschutzvorgaben werden häufig ignoriert, vielfach Fake-Produkte verkauft, die laut Greenpeace häufig mit giftigen Chemikalien belastet sind und gesundheitsgefährdend sein können. Daher raten wir allen österreichischen Konsumenten davon ab, bei Anbietern dieser Art zu bestellen", so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

Maßnahmen werden gefordert

Vor diesem Hintergrund fordert der HV verschärfte Regularien, wie etwa die vom Handelsverband im Zuge seiner Fair Commerce-Initiative jahrelang geforderte und 2021 umgesetzte Abschaffung der 22 Euro-Freigrenze bei der Einfuhrumsatzsteuer sowie die 2023 eingeführte Plattformhaftung für die Verpackungsentpflichtung, die mittlerweile von allen eCommerce-Playern eingehalten werden müssen. Auch im Bereich der Gewinnbesteuerung gibt es weiterhin massive Ungerechtigkeiten zulasten des europäischen Handels.

"Fair Commerce statt Schrott Commerce"

"Wenn die EU weiterhin zulässt, dass Drittstaatenhändler:innen und Ultra-Fast-Fashion-Anbieter:innen in Europa um billigstes Geld vielfach Schrott verkaufen dürfen, setzen wir den gesamten stationären Handel aufs Spiel – und damit auch unsere Stadtkerne, das sollten wir nicht aus den Augen verlieren. Es braucht endlich eine faire Besteuerung, damit für den Händler ums Eck dieselben Regeln gelten wie für die digitalen Giganten", sagt Handelsverband-Präsident Stephan Mayer-Heinisch.

www.handelsverband.at

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