"Rufschädigend" - CEOs des Lebensmittelhandels mit offenem Brief an Regierung

| Redaktion 
| 18.05.2023

Die Unternehmen weisen Vorwürfe zurück und wollen nicht als "Buhmänner" dastehen. Das Protestschreiben haben u.a. Hans Reisch (Spar), Marcel Haraszti (Rewe), Horst Leitner (Hofer) und Alessandro Wolf (Lidl) unterzeichnet.

In Österreich wird aktuell über die Entwicklung der Lebensmittelpreise diskutiert. Zuletzt ist dabei der Lebensmitteleinzelhandel ins Visier der Bundesregierung geraten. Mit großer Verwunderung und Irritation habe die Branche laut Handelsverband (HV) etwa den letzten Auftritt der Klubchefin der Grünen in der ORF-Pressestunde wahrgenommen, bei dem der Lebensmitteleinzelhandel de facto als alleiniger Verursacher der Teuerung hingestellt worden sei. Deshalb kommt es nun zu einem außergewöhnlichen Schulterschluss. So richteten die CEOs der Branche einen offenen Brief an die Bundesregierung (diesen finden Sie im PDF unten).

"Rufschädigende Aussagen"

"Derart rufschädigende und irreführende Kommentare können wir nicht länger hinnehmen. Wir weisen darauf hin, dass die Gewinnspanne eines Handelsunternehmens nicht bloß die Differenz zwischen Verkaufspreis und Einkaufspreis ist. Von dieser Differenz sind viele weitere Kosten abzuziehen, die in den letzten zwölf Monaten massiv gestiegen sind, u.a. für Energie, Mieten, Betriebskosten, Logistik, Verpackung und Personal. Die tatsächliche Rentabilität im Lebensmittelhandel liegt bei durchschnittlich 0,5 Prozent bis zwei Prozent des Umsatzes", erklärt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

Globale Produzent:innen in den Blick nehmen

Bei globalen Nahrungsmittelproduzent:innn sei die Rentabilität hingegen zehnmal so hoch. Viele multinationale Nahrungsmittelkonzerne hätten sich zuletzt über kräftige Gewinnsteigerungen freuen dürfen, wohingegen die Umsätze im heimischen Lebensmitteleinzelhandel 2022 inflationsbereinigt um 3,2 Prozent zurückgegangen seien. Auch im ersten Quartal 2023 habe die Branche einen Umsatzrückgang von 1,1 Prozent verzeichnet, so der HV.

Offener BriefDiese Manager:innen haben den offenen Brief unterschrieben.

Offener Brief an die Bundesregierung

Umso mehr störe sich die Branche an der Vorgangsweise der Bundesregierung, so zu tun, als hätte sich der Lebensmitteleinzelhandel bereichert, während die gesamte restliche Wertschöpfungskette völlig außer Acht gelassen werde, heißt es aus einer Aussendung.

Deshalb appellieren die heimischen Händler:innen unter dem Dach des Österreichischen Handelsverbandes an die Politik, bei der Preisdiskussion Ursache und Wirkung nicht zu verwechseln und richten einen offenen Brief an die Politik. Das Protestschreiben haben u.a. Hans Reisch, stellvertretender Vorstandsvorsitzender Spar, Marcel Haraszti, Vorstand Rewe International AG, Horst Leitner, Generaldirektor Hofer KG, Alessandro Wolf, Vorsitzender der Geschäftsleitung Lidl GmbH, David Mölk, Geschäftsführer MPreis Warenvertriebs GmbH, Andreas Haider Geschäftsführer Unimarkt Handels GmbH, Mareike Nossol, Geschäftsführerin dennree Naturkost GmbH, Stephan Mayer-Heinisch, Präsident Handelsverband und Rainer Will, Geschäftsführer Handelsverband sowie 1.600 selbstständige Kaufleute, unterschrieben. 

Zuletzt haben neben der Politik auch diverse Expert:innen darauf verwiesen, dass die hohe Konzentration im heimischen Lebensmittelhandel sehr wohl einer der Gründe für die hierzulande sehr hohen Lebensmittelpreise sei. Hier gehen die unterschiedlichen Ansichten also weit auseinander.  

www.handelsverband.at

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