Nachhaltige Gesamtlösung für die Elektroautobranche in Österreich

Drei heimische Unternehmen vervollständigen die Kreislaufwirtschaft für E-Mobilität – Vorbild für Europa?

Der Anstieg der E-Mobilität stellt Auto- und LKW-Branche, Motorrad- und Fahrradsektor sowie Entsorgungswirtschaft vor neue Herausforderungen. Um diese zu bewältigen, haben Saubermacher, Denzel und Porsche Austria eine branchenübergreifende Initiative zur Verbesserung der Infrastruktur gestartet. Ziel ist, mit gebündeltem Know-how und neuen Lösungen die Verbreitung der E-Mobilität zu erhöhen, Werkstätten und Co. beim Handling der E-Autobatterien zu unterstützen, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und für eine ökologische Kreislaufwirtschaft zu sorgen. Laut eigenen Angaben handelt es sich dabei um die erste nachhaltige Gesamtlösung für die E-Autobranche. Das Modell könnte in ganz Europa Schule machen. Gemeinsam mit der Montanuniversität Leoben und der TÜV Süd werden derzeit die Rahmenbedingungen für die Zertifizierung als geprüfter E-Kfz-Betrieb erarbeitet. Präsentiert wurde die Initiative am 19. Mai im Rahmen eines Pressegesprächs.

Im Batterie-Kompetenzzentrum angesiedelt

Während bei Fahrzeugen mit konventionellen Antrieben Strukturen sowie Prozesse eingespielt und die gesetzlichen Vorgaben klar sind, verändert die E-Mobilität den Kfz-Betriebsalltag maßgeblich. Das im April 2022 von Denzel, Porsche Austria und Saubermacher gegründete Gemeinschaftsunternehmen Saubermacher Battery Services GmbH soll ab sofort mit maßgeschneiderten Services im Abo-Format Abhilfe für sämtliche Werkstätten, Händler und Importeure in ganz Österreich schaffen. Als Geschäftsführer fungieren Bernhard Stark (CFO Denzel) und Thomas Haid (Geschäftsbereichsleiter Saubermacher).

Das kleine Start-up-Team nutzt dabei die Infrastruktur von Saubermacher. Auch der Sitz des Unternehmens befindet sich im Batterie-Kompetenzzentrum der Firma in Premstätten bei Graz. Das Angebot reiche den Angaben zufolge von spezifischen Beratungsleistungen und Schulungen über die Bereitstellung von Spezial-Equipment bis hin zur Organisation der fachgerechten Sammlung respektive des fachgerechten Transportes und der gesetzeskonformen, nachhaltigen Verwertung. Zudem würden die Kund:innen auch von einer 24/7-Notfallhotline profitieren.

"Bekenntnis zu gelebter Kreislaufwirtschaft"

Damit will das neue Unternehmen Erleichterungen für die E-Kfz-Betriebe und Händler:innen bei den erforderlichen behördlichen Verfahren, z. B. Gewerberecht, durch fachspezifische Beratung und pilotierte Referenzbetriebe in jedem Bundesland schaffen. Durch die fachgerechte Entsorgung werde auch die Umwelt geschützt. "Diese branchenübergreifende Zusammenarbeit ist einzigartig in Europa und ein klares Bekenntnis zu gelebter Kreislaufwirtschaft", sagte Saubermacher Gründer Hans Roth.

Vizekanzler Werner Kogler wies bei seinen Eröffnungsworten auf die Bedeutung der E-Mobilität für den österreichischen Klimaschutz und die höhere Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten hin: "Es ist erfreulich, dass immer mehr Menschen auf E-Mobilität umsteigen. In Österreich haben wir zuletzt deutlich aufgeholt. Mit großen Chancen gehen oft auch Herausforderungen einher, etwa in der fachgerechten Entsorgung. Auch im Bereich der E-Mobilität muss das Ziel sein, neben umweltfreundlichen Antrieben sukzessive die Kreislaufwirtschaft zu etablieren. Mitten in der Steiermark gelingt jetzt ein weiteres Innovationsprojekt, das nicht nur für die Region oder Österreich Vorbildwirkung hat, sondern für ganz Europa. Hier wird Know-how gebündelt, um Lösungen für die fachgerechte Wiederverwendung von Batterien zu finden und um Sicherheit zu gewährleisten. Schauen wir gemeinsam, dass E-Mobilität noch einfacher, zugänglicher und nachhaltiger wird. Im Auto selbst, aber auch in den Werkstätten."

Unterschiedliche Pakete

Während im Werkstattalltag herkömmliche Aufgaben wie der Wechsel des Motoröls oder des Zahnriemens wegfallen, erfordert der Umgang mit Hochvolt-Batterien qualifiziertes Personal, umfangreiche Investitionen in Ausrüstung und Infrastruktur sowie eine Auseinandersetzung mit den sich ändernden bzw. neu entstehenden Rechtsvorschriften. Hier wollen die speziell für die E-Mobilität entwickelten Abos der Saubermacher Battery Services ansetzen und für Erleichterungen sorgen. Je nach Paketumfang werden verschiedene Consultingservices, z. B. über gesetzliche Vorgaben für die richtige Lagerung, durchgeführt, die Mitarbeiter:innen rund um Handling, Lagerung und Entsorgung beschädigter und unbeschädigter E-Autobatterien geschult und UN-geprüfte Lager- und Transportbehälter, die individuell an die Platzverhältnisse im Unternehmen angepasst werden können, bereitgestellt.

Damit werde ein wesentlicher Teil der Vorgaben und Anpassungsnotwendigkeiten in der Werkstätte mit geringerem Aufwand ordnungsgemäß implementiert und durch den regelmäßigen Austausch auch im laufenden Betrieb sichergestellt. Die geplante TÜV-Zertifizierung als sicherer E-Autobetrieb soll weitere Vorteile schaffen, z. B. als zertifizierter Partner im Umgang mit E-Autobatterien, Zugang zu Wissensdatenbanken etc. Wolfgang Wurm, Geschäftsführer Porsche Austria, ist überzeugt von dieser Kooperation: „Mit diesem Joint-Venture aus drei gleichberechtigten und kompetenten Partnern machen wir die E-Mobilität sicherer und schaffen dank einer fairen monatlichen Rate für die KFZ-Servicebetriebe ein markenübergreifendes und finanziell risikofreies Angebot."

Spezial-Equipment

Für verunfallte Elektroautos wurde ein eigener Quarantänecontainer entwickelt. Dieser soll im Bedarfsfall über das Saubermacher-Netzwerk innerhalb weniger Stunden österreichweit zur Verfügung gestellt werden. Durch die Just-in-time-Bereitstellung können sich Kfz-Betriebe gegebenenfalls teure Investitionen in bauliche Maßnahmen (z. B. für Quarantäneplätze) ersparen. Sensoren in den Spezial-Behältern sollen ein Höchstmaß an Sicherheit bieten. Sie erkennen laut den Expert:innen einen Temperaturanstieg frühzeitig und verfügen über eine Benachrichtigungsfunktion im Ernstfall. "Die Zukunft der Mobilität ist elektrisch. Daher ist diese Initiative eine echte Unterstützung für alle Autowerkstätten Österreichs", so Herr Gregor Strassl, Vorsitzender des Vorstands Denzel.

Notwendige Kreislaufwirtschaft

In Österreich wurden im Vorjahr rund 33.400 Elektroautos neu zugelassen. Das entspricht einem Anteil von 13,9 Prozent, Tendenz weiter steigend. Der Bedarf an benötigten Rohstoffen steigt also an. Doch in Europa gibt es keine relevanten Vorkommen. Mehr als 70 Prozent der weltweiten Kobaltversorgung kommen aus der Demokratischen Republik Kongo. Umso wichtiger sei fachgerechtes Recycling. Saubermacher ist laut eigenen Angaben gemeinsam mit seiner 100-Prozent-Tochter Redux Recycling führend auf dem Gebiet. Mit einer Recyclingeffizienz von 95 Prozent bei Metallen erreiche Redux schon heute die Vorgaben der geplanten neuen EU-Batterieverordnung. Auch die sogenannte Aktivmasse stelle ein bedeutendes Verwertungsprodukt dar.

Das Aufbereitungsverfahren wurde von Saubermacher und Redux selbst entwickelt. Durch die Kombination von thermischen Behandlungsprozessen mit mechanischer Trennung und Separation würden optimale Ergebnisse erreicht. "Insgesamt zeigen uns sowohl die Pandemie, der Krieg in der Ukraine als auch die Klimakrise, wie wichtig die Entwicklung hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft ist – Stichwort Energieautarkie, Rohstoffunabhängigkeit und Klimaschutz. Um hier voranzukommen, braucht es einen engen Zusammenschluss zwischen Industrie, Handel und Entsorgungswirtschaft", so Ralf Mittermayr, Vorsitzender des Vorstands Saubermacher. (ts)

LEADERSNET war beim Pressegespräch mit dabei. Eindrücke finden Sie in der Galerie.

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