"Traditionen als Anker in herausfordernden Zeiten"

Gastkommentar von Ralf-Wolfgang Lothert, Mitglied der Geschäftsleitung und Director Corporate Affairs & Communication von JTI Austria.

"Das hat bei uns Tradition" wird in vielen Unternehmen als schönfärberisches Synonym für "Das haben wir immer so gemacht" verwendet – was in diesem Falle auf wenig Innovationskraft schließen lässt. Aus diesem Grunde hat das Zelebrieren von Traditionen teilweise mit einem etwas angestaubten Ruf zu kämpfen, doch ich glaube, manchen tun wir damit Unrecht. Gerade in Zeiten, in denen vieles im Umbruch ist und ständig neue Hiobsbotschaften auf uns einprasseln, tut uns das Festhalten an Traditionen schon auch gut. Zudem können wir uns auf traditionsreiche Institutionen verlassen, die die Staaten und Menschen dabei unterstützen, durch die Krise zu navigieren.

Traditionen beinhalten insbesondere das Hochhalten von Werten, Überzeugungen und Handlungsweisen, etwas, das mir in allen Lebensbereichen wichtig erscheint. Sie können uns also als Anker und Kompass durch Krisenzeiten helfen.

Werte hochhalten

Erst vor wenigen Wochen wurde mir die außerordentliche Ehre zuteil, als Zeichen der Anerkennung für die langjährige Unterstützung des Malteser Hospitaldienstes Österreich (MHD) durch unser ebenso traditionsreiches Unternehmen JTI Austria, das Goldene Ehrenzeichen entgegenzunehmen. Es ist dies Ausdruck tiefster Wertschätzung füreinander, was in Zeiten von "höher, schneller, besser, weiter" und dem ständigen Wunsch, den anderen zu übertrumpfen, in meinen Augen eine wohlige Abwechslung darstellt.

Wichtig ist mir zu betonen, dass wir mit vielen Organisationen zusammenarbeiten und dass der MHD ein Beispiel ist. Zum Glück gibt es aber noch eine Vielzahl von Hilfsorganisationen, die täglich großartige Arbeit leisten, weil es eben ihre Tradition ist.

Tradition kann aber auch vieles andere bedeuten, denken wir etwa an eine bevorstehende Tradition – das Weihnachtsfest. Einmal im Jahr mahnt es uns zum Innehalten, zu Besinnlichkeit und Gemeinschaft. Aber auch Leitsprüche, die man aus Institutionen mitnimmt und an die man sich hält bzw. mit denen man sich identifizieren kann sind solche Traditionen. Bei mir ist hier etwa „Als erster rein, als letzter raus" aus meiner Militärzeit hängen geblieben.

Dazu gehören aber sicher auch "kleine" Traditionen, die man mit Freunden und Familienmitgliedern pflegt, und sei es nur, sich zum Beispiel immer auf eine bestimmte Art zu begrüßen oder zu verabschieden.

Noch zeitgemäß?

Ich sehe Traditionen grundsätzlich als etwas Positives, sofern ihre Sinnhaftigkeit Bestand hat! Traditionen stur und stupide nur um ihrer selbst willen aufrecht zu erhalten, sehe ich hingegen absolut kritisch. Traditionen müssen, wie liebgewonnene Gewohnheiten, einer gelegentlichen Überprüfung unterzogen werden, um festzustellen, ob sie noch zeitgemäß sind oder ob sie angepasst werden müssen, damit sie nicht zu schlechten Angewohnheiten werden. Damit bin ich wieder beim eingangs zitierten Sager "Das haben wir immer so gemacht", der mir – freundlich ausgedrückt – kalte Schauer über den Rücken jagt. Denn gerade das Überprüfen, Hinterfragen und dann das eventuelle Anpassen von Traditionen macht diese dann als Tradition stark und kann einen entsprechenden Rückhalt bieten.

Ein Erfolgsfaktor von JTI Austria, der mit ein Grund für das inzwischen 237-jährige Bestehen ist, ist die Fähigkeit, das eigene Tun in regelmäßigen Abständen kritisch zu hinterfragen und zu adjustieren. So sollte man es auch mit den Traditionen halten und sie keinesfalls als Deckmantel für Bequemlichkeit nutzen. Nur so können sie uns ein Anker in herausfordernden Zeiten sein.

So lassen Sie uns Traditionen pflegen, sie erneuern und auf diese Weise einen weiteren Pfeiler bilden, um all den Krisen zu trotzen.

www.jti.com


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