"Wir sind das Parship der Innovation"

Gastkommentar von Rechtsanwalt Martin Schiefer über seine Rolle als Heiratsvermittler.



Warum sich ein auf Vergaberecht spezialisierter Rechtsanwalt auch als Heiratsvermittler bezeichnet, fragen sich Viele. Das lässt sich ganz einfach erklären: Wir sehen uns als das Parship der Innovation, denn wir versuchen zum einen den Auftraggeber dazu zu motivieren, ein bisschen neu zu denken und von seinen traditionellen Wegen abzuweichen, gleichzeitig zeigen wir dem jungen Startup, dass auch öffentliche Auftraggeber cool sein können.

Das Ziel ist ganz klar: beide Seiten sollen zueinander finden. Aber Ausschreibungen, so wie sie aktuell klassisch gestaltet sind, verhindern das leider zu häufig. Wir wollen keinesfalls "more of the same", wir wollen etwas Innovatives schaffen. Dies geht jedoch nur, wenn Ausschreibungen so konzipiert werden, sodass Auftraggeber und Startups, beziehungsweise innovative Unternehmen mit guten Ideen ohne großen bürokratischen Aufwand zusammenfinden können.

Erobern oder erobern lassen?

Wie aber kommt man zu einer solchen Beziehung? Lässt man sich erobern oder erobert man lieber? Mein Praxistipp: Man sollte sich in beiden Elementen wiederfinden, also erobern und sich gleichzeitig erobern lassen. Das erfordert natürlich auch Mut.

Es gibt nichts, was zu klein und was zu groß ist. Innovationen können ganz klein beginnen und wirklich enorm wachsen. Wer hätte sich beispielsweise je gedacht, dass ein iPhone oder ein iPad die Welt revolutionieren kann? Das sind, wenn man so will, relativ einfache aber geniale Erfindungen. Und genau das sollte es sein. Das Vergaberecht ist traditionell sehr formalistisch und von engmaschigen Kontrollen geprägt. Richtlinien und Rahmenbedingungen sind wichtig, aber wir sollten uns nicht in Formalien verlieren, die den innovativen Entwicklungsprozess bremsen oder gar verhindern.
Man muss sich wieder etwas trauen und hier - ich komme zurück zum Heiratsvermittler - muss man all jene zueinander finden lassen, die vereinfacht gesagt eher locker und salopp mit ihren Ideen unterwegs sind und die, die sehr engmaschig streng kontrolliert sind. Der eine muss sich öffnen und der andere muss auch bereit sein, an dieser Öffnung mitzuarbeiten.

Die öffentliche Hand muss aber auch ihre Ausschreibungen so gestalten, dass die Unternehmen, die gute Ideen haben und in Österreich dadurch Wertschöpfung produzieren, auch mit ihren Ideen in Europa erfolgreich sein können.

www.schiefer.at


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