Ich mache jetzt den Magister auf der YouTube-Universität

expressis verbis von Alexander Schöpf.

Viele Teens nutzen YouTube als Bildungsquelle. Das geht aus der Studie "Jugend/YouTube/Kulturelle Bildung. Horizont 2019" des deutschen Rats für Kulturelle Bildung hervor. YouTube ist mit einer Nutzung von 86 Prozent der deutschen Schüler und Berufsschüler zwischen zwölf und 19 Jahren eines ihrer digitalen Leitmedien. Laut der Analyse zieht fast die Hälfte der YouTube nutzenden Schüler Erklärvideos für das schulische Lernen heran, beispielsweise für Hausaufgaben oder Prüfungen, aber auch für künstlerische Fächer wie Musik, Kunst, Theater oder für AGs wie Chor oder die Schulband.

Ich nutze die Videoplattform auch gern zur Fortbildung. Tatsächlich würde ich behaupten, dass ich kurz davor bin, den Magister in "Schwurbelei & Fauler Zauber" auf der unglaublich renommierten YouTube Universität zu erlangen. Ich habe die Kurse "Hoax? – Reptiloiden in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft", "So baust du dir einen modischen Aluhut! (Gegen Regierung)" und "Apollo-Astronauten bestätigen in der Rückwärtssprache: Mondlandungen waren 'Lüge'" erfolgreich absolviert. In meiner Freizeit bin ich übrigens Mitglied in der "Flat Earth Society" – sie hat nach eigenem Bekunden übrigens "Mitglieder rund um den Globus" (ja, das sollten Sie sich mal auf der Zunge zergehen lassen).

Tatsächlich gibt es unzählige großartige und lehrreiche Videos auf YouTube. Andererseits findet sich, wie oben anschaulich demonstriert, auch ein wirklich großer Teil an absolutem Müll und Blödsinn. YouTube ist nicht nur eine Fundgrube für Leute, die gut gemachten Content suchen, sondern auch die perfekte Anlaufstelle für Aluhutträger, Rassisten oder Hetzer aller Art.

Immerhin hat die Google-Tochter vergangene Woche angekündigt, konsequenter gegen Videos mit rassistischen und dikriminierenden Inhalten vorzugehen. Ein längst überfälliger Schritt, der hoffentlich dazu führt, dass das Ausmaß an Fake News, die auf den unterschiedlichen Social Media-Plattformen geteilt werden, sinkt. Nichtsdestotrotz wäre es umso wichtiger, in der Bildung einen verstärkten Fokus auf das Thema Medienkompetenz zu legen. Denn die Medienlandschaft ist heute eine komplett andere, als noch vor nicht einmal 20 Jahren. Viele Menschen sind im Umgang mit der Flut an Informationen, die auf sie einprasseln, nicht geschult. Gerade diejenigen, die sich selbst immer als besonders kritisch bezeichnen, sind dann die Ersten, die irgendeinem Rattenfänger auf den Leim gehen. Und das sollte man schnellstens ändern.

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