"Kompromisse sind immer etwas Schreckliches"

LEADERSNET im Interview mit Elisabeth Gürtler über ihre Philosophie und ihr Herzensprojekt– das Astoria Resort Seefeld.

Elisabeth Gürtlers Name ist keine Unbekannte in der heimischen Wirtschaft. Die erfolgreiche Geschäftsfrau und Hotellière hat die österreichische Kultur-und Tourismusszene in den letzten Jahrzehnten auf ihre Art und Weise geprägt: als Opernball-Organisatorin, Generaldirektorin der Spanischen Hofreitschule, Initiatorin und Organisatorin der Fête Impériale und Managerin der Marke und des Unternehmens Sacher ist sie unter anderem Trägerin des goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Stadt Wien und Welt.

Die Tochter des Getreidekaufmanns und Handelsunternehmers Fritz Mauthner bezeichnet sich selbst zwar als Wienerin, doch ein großer Teil ihres Herzens schlägt auch für Tirol: ist sie doch im berühmten Astoria Resort Seefeld so gut wie aufgewachsen und verbringt bis heute viel Zeit an dem Ort, an dem man "Ich-Zeit" genießen kann, der, wie sie selbst sagt, "alles zu bieten hat".

"Es ist vollbracht": Das Astoria à la Gürtler ist fertiggestellt

Diesem Ort hat sie nun mit der groß angelegten Rundumerneuerung des Astoria Resort Seefeld einen neuen Stil verliehen und das Fünf-Sterne-Superior-Hotel – nachdem sie das Hotel ihrer Eltern im Jahr 2015 übernahm – mit dem soeben fertiggestellten Restaurant vollendet. Zur Feier der Wiedereröffnung durfte LEADERSNET Elisabeth Gürtler exklusiv zu einem Plausch über ihr Herzensprojekt treffen. Die Grande Dame der österreichischen Hotellerie spricht im Interview über Authentizität, Lebensstil, "Ich-Zeit“, Investments, Schafe auf Instagram und legendäre Piratenparties.

Elisabeth Gürtler im Interview mit LEADERSNET-Redakteurin Raffaela Bartik © leadersnet.at / K.Golab

LEADERSNET: Sehr geehrte Frau Gürtler, Sie und das Astoria Resort Seefeld verbindet eine lange und innige Geschichte: seitdem Ihr Vater das Hotel in ihrem Geburtsjahr gekauft hat, ist viel passiert. Was bedeutet Ihnen das Astoria und wo steht es heute?

Gürtler: Das Astoria war für mich immer – und ist heute mehr denn je – eine eigene, heile Welt. Ein Rückzugsort für „Ich-Zeit“, an dem ich sofortige, 100 prozentige Entspannung fühle und genau dieses Gefühl wollte ich beim Umbau wahren und jedem Gast, der uns besucht, weitervermitteln. Es ist ein Ort der Authentizität, an dem Stressabbau mit allen Sinnen gelebt werden kann. Das Astoria vermittelt einen ganz eigenen Lebensstil und ist untrennbar mit diesem besonderen Ort, an dem es sich befindet, verbunden: mir ist es wichtig, dass ich Seefeld im Haus spüre. Ich denke, das ist  mit dem Umbau gelungen. Wenn der Gast das Astoria heute betritt, sieht er sofort, dass alles aus einem Guss ist.

LEADERSNET: "Alles aus einem Guss"– das war nicht immer so: mehrere Umbauarbeiten haben das heutige Resort nicht nur optisch verändert, sondern auch konzeptionell. Soeben haben Sie, nachdem das Hotel im April für die letzten Umbauarbeiten geschlossen war, ohne es groß zu kommunizieren, wieder eröffnet. Was genau haben Sie in den letzten Jahren verändert und warum?

Gürtler: Ich hatte immer schon sehr klare, genaue Vorstellungen für das Hotel, doch die haben sich nicht immer mit denen anderer gedeckt. Das Astoria wurde regelmäßig renoviert, aber trug bis zu meiner Übernahme immer eine andere Handschrift. Meine Mutter hatte andere Vorstellungen als ich und so war die Zeit für das Astoria, so wie es heute steht, einfach noch nicht gekommen…

LEADERSNET: Gab es keinen Mittelweg, einen Kompromiss, um Sie beide in ihren Vorstellungen zufrieden zu stellen?

Gürtler: Kompromisse sind immer etwas Schreckliches. Das hätte nicht funktioniert. So war es besser, abzuwarten und dann mit der Übernahme ein ganzheitliches Konzept zu übernehmen. Nicht nur hier und da etwas zu ändern – das ergibt sonst kein harmonisches Gesamtbild, keinen goldenen Schnitt.

© Daniel Zangerl

LEADERSNET: Und nun sind vier Jahre vergangen, seitdem das Astoria allein in Ihren Händen liegt und soeben wurden die letzten Umbauarbeiten am Restaurant fertiggestellt. Wie sieht das neue Astoria Resort Seefeld à la Elisabeth Gürtler aus?

Gürtler: Es ist in den letzten Jahren einiges dazugekommen und umgebaut worden, zwischendurch musste ich auch ein paar Monate zusperren. Dafür erstrahlt der Kern des Astoria nun mit einer neuen Lobby, einer neuen Bar, 24 neuen Suiten und wir haben sogar einen eigenen Kreisverkehr dazugebaut. Unser eigens kreierter „Cultour Salon“ bietet mehrmals im Jahr ein spezielles Programm mit Künstlerauftritten und wir haben nun auch in Sachen Wellness viel zu bieten: Das Spa wurde auf insgesamt 4.700 Quadratmetern ausgebaut, zusätzlich zu den ebenfalls umgestalteten Wasserwelten, verfügt das Astoria nun über edle Private Spa Suiten und eine Panoramasauna sowie einen großzügigen, 20 Meter langen Infinity Pool, um auch dem sportlichen Ertüchtigungsaspekt gerecht zu werden. Als – vorerst – letzten Schritt haben wir soeben das Restaurant renoviert.

LEADERSNET: Ein umfassendes Projekt – da drängt sich uns eine Frage auf: Wie viel hat der Umbau gekostet? Würden Sie uns Zahlen verraten?

Gürtler: Bis dato sind rund 20 Millionen Euro ins Astoria geflossen – inklusive des Baus einer großzügigen Lodge für die Mitarbeiter

LEADERSNET: Wenn man das Astoria betritt, so kann man nicht umhin, ein offensichtliches Markenzeichen des Hauses zu bemerken: den einzigartigen Look des Hotels. Welchen Stil haben sie für das Astoria gewählt und welche Elemente machen ihn aus?

Gürtler: Das Astoria ist sein eigener Stil: jedes der insgesamt 85 Zimmer, jede Ecke, jeder Millimeter des Astoria transportiert ein ganz besonderes Lebensgefühl. Es in einem bestehenden Einrichtungsstil zu gestalten, hätte nicht gepasst. Ein zugrundeliegender Alpinstil versteht sich von selbst, er muss aber durch andere, unerwartete Elemente unterbrochen werden. Ich verfolge eine ganz eigene Philosophie, und die verlangt nach einer Mischung aus traditionellem Alpin-Chic mit edlen, modernen Akzenten und Kunstelementen, die eine  Wohlfühlatmosphäre ergeben: alles zusammen macht den unverwechselbaren Stil des Astoria aus. Es gibt sogar einen eigenen Astoria-Duft.

© Astoria Resort Seefeld

LEADERSNET: Wonach riecht das Astoria denn? Wie wichtig ist Ihnen dieses Detail und bemerkt der Gast so eine vermeintliche „Kleinigkeit“?

Gürtler: Der eigens für das Astoria kreierte Duft ist im ganzen Haus präsent – unaufdringlich und frisch, er trägt einen erheblichen Teil zum Ambiente und der Atmosphäre des Astoria bei. Wir werden oft danach gefragt, er gehört ebenso zum Hotel wie die Hirschgeweihe und die frischen Blumen. Er wird über Luftzerstäuber in  der Lobby, in der Lounge und in der Bar verteilt und ich merke es sofort, wenn bei der Reinigung jemand vergessen hat, den Duft wieder einzustecken. (lacht) Wie auch wir einen Duft mit einem besonderen Menschen und schönen Erinnerungen verbinden, ist der eigene Duft ein essenzielles Element des Astoria-Erlebnisses.

LEADERSNET: Wenn wir schon bei guten Düften sind, eine kleine Frage am Rande: welcher Duft ist privat ihr persönlicher Favorit?

Gürtler: Ich nutze seit 25 Jahren "Teint de Neige" von Lorenzo Villonesi.

LEADERSNET: Zurück zum Astoria-Stil. Was ist "typisch Astoria" – was sind die Alleinstellungsmerkmale – und wie stark waren und sind Sie persönlich in die Gestaltung involviert?

Gürtler: Für die Grundkonzeption haben wir mit Pierre Yves Rochon und  Karl Landauer zusammen gearbeitet, bei den Details zur Gestaltung der Räume habe ich mich selbst sehr stark eingebracht. Authentizität ist mir sehr wichtig und ich habe mich bei der Einrichtung und dem Design des Astoria von Elementen inspirieren und leiten lassen, die Seefeld, aber auch mich, ausmachen. So finden sich die Themen Wald und Naturholz, Hirsche und Rehe, Hunde, Leder, Holzböden, Geweihe und auch Regionalität zieht sich wie ein roter Faden durch das Konzept: so stammen auch die expressiven Kunstwerke von Michael Prachensky, einem Künstler aus Seefeld. Seine Werke durchbrechen auf ideale Weise den Alpin-Chic und sie machen besonders starke Farben, allen voran ein intensives Rot, aus. Dieses Rot spiegelt sich auch in den großblütigen, frischen Blumen, mit denen wir dekorieren, wider. Sie sind für das Ambiente ein Muss – im Sommer wählen wir Gladiolen und Löwenmaul, im Winter Amaryllis. Der absolute Liebling unserer Gäste sind – neben den lebensgroßen Hirschen aus Schwemmholz – unsere Schafe im Entrée.

© Astoria Resort Seefeld

LEADERSNET: Schafe im Entrée? Wie darf man das verstehen?

Gürtler: Ganz so wie es klingt: unsere Gäste werden von einer fröhlichen Deko-Schafherde begrüßt. Ich habe sie auf Reisen in England in einem entzückenden kleinen Boutique-Hotel entdeckt und musste sie auch ins Astoria bringen. Sie sind das wohl am meisten fotografierte Element des Hotels und jeder Gast liebt sie. Sie finden sie sicher auf Instagram.

LEADERSNET: Sie erwähnten auch Hunde als Designelement – man findet sie tatsächlich überall, angefangen von der charmanten Tapete mit Hundemuster bishin zu einer "Hundetankstelle" und den Hundefiguren am Eingang. Was hat es damit auf sich?

Gürtler: Wir sind ein sehr hundefreundliches Hotel: viele Menschen reisen gerne mit ihren Lieblingen, ich habe meine Ella (Elisabeth Gürtlers Jack-Russell-Terrier-Dame, Anm. d. Red.) ja auch am liebsten bei mir. Das Astoria bereitet nicht nur seinen zweibeinigen, sondern auch seinen vierbeinigen Gästen ein herzliches Willkommen. Wir haben eine eigene Hundewiese, auf der sich Hunde und Besitzer in entspannter Atmosphäre und bei maximalem sozialen Wohlgefühl begegnen können, bieten ein eigenes Hundetreatment an und jeder unserer fellnasigen Gäste erhält als besondere Aufmerksamkeit eine Hirsch-Abwurfstange zum Knabbern geschenkt, in die wir seinen oder ihren Namen eingravieren lassen.

LEADERSNET: Welche besonderen Aufmerksamkeiten erwarten denn ihre zweibeinigen Gäste?

Gürtler: Vom ersten Moment an wollen wir zum Wohlbefinden unserer Gäste beitragen und ihnen dabei helfen, sich vollkommen zu entspannen, zu entschleunigen und sich wertvolle "Ich-Zeit" zu gönnen. Hier kann man abschalten und das lässt sich messen: wir bieten unseren Gästen als erstes, kleines Goodie schon beim Ankommen einen kostenlosen "Astoria-Check" an: dabei handelt es sich um eine HRV-also Herzresonanzvariabilitäts-Messung, um zu bestimmen, wie gestresst man gerade ist. Eine spannende Kennzahl in der heutigen Zeit – und ein guter Start, um im Astoria den Stressabbau mit allen Sinnen zu erleben.

Ich finde ja, Seefeld ist der perfekte Ort dafür – der "Ort für Egoisten", im positivsten Sinn. Hier findet sich alles, was man braucht – Berge, die idealen Bedingungen für Sport und Wellness, gutes Essen, hervorragende Luft und wunderschönes Licht. Drei Generationen können hier Urlaub machen, und es ist wunderbar gelegen: Es ist sowohl mit dem Auto als auch dem Zug schnell und unkompliziert zu erreichen – ein wichtiger Punkt, da oft An-und Abreise erheblichen Stress verursachen können. Hier schaffen wir einen Ort, an dem sofortige Entspannung möglich ist. Wir bieten in unserem Spa auch eigene Signature Treatments und Massagen mit Steinöl und Kräutern an, um diesen Prozess weiter zu fördern.

© Astoria Resort Seefeld

LEADERSNET: Sie sprachen vom "Ort für Egoisten" an dem jeder auf seine Kosten kommt: Wellness-Freunde finden offensichtlich den perfekten Hafen im Astoria, aber was wird geboten, wenn man sich sportlich ertüchtigen möchte?

Gürtler: Neben dem Sportbecken – dem Infinity Pool –, Qui Gong, Pilates und Co. im Hotel gibt es eine Reihe an Möglichkeiten zur Ertüchtigung. Die umliegende Natur verleitet zum Wandern und wir  bieten im Astoria Aktivprogramm auch Touren und Equipment an. Im Juli beispielsweise haben wir gleich drei Highlights: von7. Bis 10. Juli veranstalten wir Wandertage mit unserem Astoria-Botschafter, Clemens Unterreiner. Ebenso im Juli findet eine Yogawoche mit Jerome Balladur statt, der eigens nach Seefeld kommt und von 15. Bis 19. Juli bieten wir E-Bike-Touren mit unseren acht hauseigenen E-Bikes an. Und natürlich ist Seefeld eine der bekanntesten Golf-Regionen, im Winter wird die gesamte Wintersport-Palette geboten und vieles mehr. Der Ort ist ja Olympia- und WM Ort, da ist Sport natürlich ein wichtiger Aspekt.

LEADERSNET: Bei so viel sportlicher Ertüchtigung knurrt bald der Magen: sie haben ja soeben auch das Restaurant erneuert, was erwartet Ihre Gäste hier?

LEADERSNET: Unsere Küche ist bereits seit zehn Jahren mit einer Haube ausgezeichnet und zeichnet sich vor allem durch Regionalität, Saisonalität und höchste Qualität  aus. Von traditionellen Tiroler Schmankerl bis zu internationale Spezialitäten und außergewöhnlichen Kreationen bieten wir allerlei Köstlichkeiten. Darunter von Tobias Moretti selbst angebaute Bio-Zucchini und frischen Jährling.

LEADERSNET: Zum Abschluss: Was sind Ihre persönlichen Ziele für das Astoria Resort Seefeld, Frau Gürtler?

Gürtler: Mein großes Ziel für das Astoria war und ist es immer noch, etwas auszuprobieren und zu wagen – und damit natürlich auch erfolgreich zu sein und Menschen, unsere Gäste wie das Astoria Team, zufrieden zu machen. Ich wünsche mir, dass wir viele Gäste mit unserem einzigartigen Konzept begeistern können und so eine Auslastung von 98 Prozent erreichen können. Und der Ausbau von Signature Events: neben dem regelmäßigen Cultoure Salon, in dem wir schon Gäste wie Ildiko Raimondi, Sunnyi Melles oder Helga Rabl-Stadler begrüßen durften, möchte ich vielleicht auch eine alte Tradition wieder aufleben lassen. Das Astoria war das erste Hotel mit Hallenschwimmbad, zu Zeiten meines Vaters gab es hier legendäre Piratenfeste. Ein Alpen-Piratenfest wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder geben, und einen neuen Botschafter gilt es auch zu finden…

LEADERSNET: Vielen herzlichen Dank für das Interview Frau Gürtler, und viel Erfog!

www.astoria-seefeld.com

© Daniel Zangerl

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