Salzburger Festspiele 2017: „Der Volkszorn ist unberechenbar“

| 27.07.2017

Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei traditionellem Festakt in der Felsenreitschule.

Im Rahmen des traditionellen Festaktes hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen die Salzburger Festspiele in der Felsenreitschule eröffnet. Es sind dies die ersten Festspiele von Intendant Markus Hinterhäuser, der in einem vielfältigen Programm die „Strategien der Macht“ beleuchten möchte. Die Opern, Dramen und Konzerte sollen Reflexionen über den daraus resultierenden Verlust menschlicher Bindungen und das Abgleiten aus soziale Gefügen bieten.

Internet als kritischer Punkt

Der deutsche Rechtsanwalt und Schriftsteller Ferdinand von Schirach griff diesen Ball auf und thematisierte die „Strategien der Macht“ in seiner Festspielrede: „Alle Macht geht vom Volke aus. Das ist nach langer Dunkelheit die eine strahlende, menschliche Idee. Zugleich kann diese Macht aber alles zerstören, was wir sind.“ Als kritischen Punkt machte Schirach das Internet aus: „Es verändert das Gefüge der Demokratien grundlegend. Bürger sind nicht nur Empfänger von Nachrichten. Sie sind sehr mächtige Sender. Nie zuvor konnte das Volk so mühelos die Stimme zu erheben.“ Im Moment scheine noch das Vulgäre zu überwiegen, aber „der Volkszorn ist unberechenbar. Unser einziger sicherer Halt sind die Verfassungen der freien Länder. Sie lehnen Wut und Rache als Ratgeber ab.“ Sie seien es, die uns vor uns selbst schützen. Kunst oder Literatur könnten uns auf jeden Fall nicht retten, wenn sich die Mehrheit „für das Dunkle“ entscheide.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hatte bereits im Wahlkampf, gesagt, dass er sich als Präsident am meisten auf die Eröffnung der Salzburger Festspiele freue. In seiner Rede ging er unter anderem auf Schirachs Worte ein: „Die Empathie ist die Voraussetzung für Solidarität. Auf lange Sicht ist sie auch die Voraussetzung für politische Stabilität.“ Ebenfalls mit dabei waren Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, Ex-Präsident Heinz Fischer und Kulturminister Thomas Drozda.

Illustre Gästeschar beim ISA Galadinner

Am Vorabend der offiziellen Eröffnung hatten sich prominente Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur im Schloss Leopoldskron eingefunden. An dem Galadiner der Internationalen Salzburg Association (ISA) nahmen unter anderem Van der Bellen, Vizekanzler Wolfgang Brandstetter, die Minister Andrä Rupprechter und Harald Mahrer, Pianist Rudolf Buchbinder, Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, Fürstin Manni zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, Schauspielerin Sunnyi Melles, die Mediamarkt-Gründer Erich und Helga Kellerhals, Siemens Österreich-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Hesoun, Unternehmer Ernst Theodor Henne, die Hoteliers Elisabeth Gürtler und Georg Imlauer, Opernballorganisatorin Maria Großbauer, Festspielintendant Markus Hinterhäuser sowie der kaufmännische Direktor der Festspiele, Lucas Crepaz.

www.salzburgerfestspiele.at

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