„Alles hat ein Ablaufdatum, wie ein Joghurt"

| 14.03.2017

Immo-Experte Jamal Al-Wazzan erklärt im Interview, welche Handelsmarken zur Zeit besonders „hot" sind, wo die Top-Standorte liegen und ob die Mietpreise dort noch gewinnbringend sind.


Jamal Al-Wazzan gilt als der Ansprechpartner, wenn es um 1a-Lagen im Retail-Sektor geht. Der gebürtige Iraker wickelt die Miete und Weitervermietung von über 200 Geschäften in Österreich ab. Dazu besitzt er auch einige Flächen selbst. Ein Gros seines Geschäfts macht er an Top Standorten wie der Kärntner Straße in der City oder der Mariahilfer Straße. Vor neun Jahren, als er die 2008 in die Pleite geschlitterte Textilkette Schöps übernommen hatte, gab es einigen Wirbel um seine Person. Aktuell bewege sich aber eher weniger im heimischen Handelsmarkt, es kämen wenige interessante neue Formate ins Land, so der Immo-Profi im Interview.

leadersnet: Warum tut sich im Moment nicht so viel Neues?

Al-Wazzan: Dafür gibt es hundert Gründe. Die wirtschaftliche Lage, die politische, ich denke an Trump, jeder redet schlecht, jeder hat Angst. Es ist auch so, dass diese Krise in 2008 damals für die Retailer kein großes Problem war. Damals hatten die Leute noch Geld. Der Effekt ist erst vier, fünf Jahre später gekommen. Dann war Geld am Markt eher schwerer zu kriegen und die großen Firmen und Produzenten haben zurückgeschraubt und sind in Sachen Innovationen vorsichtig geworden. Das spüren wir jetzt.

leadersnet: Wirkt sich das auf Ihre Geschäfte aus? Haben Sie mehr Leerstände?

Al-Wazzan: Nein. Ich mach das Geschäft seit 1982 und es ist nie schlechter geworden. Leerstände habe ich so gut wie keine. In 1a-Lagen gibt es keine Leerstände. Wenn in der Kärntner Straße Läden leer sind, dann werden sie umgebaut. Wie zum Beispiel gerade an der Hausnummer 11. Da kommt ein riesiger Apple-Store rein. Die haben 50 Wochen Bauzeit - was das kostet. Die Miete dort schätze ich zwischen 220.000 und 250.000 Euro im Monat ein.

leadersnet: Sind bei den Mietpreisen Geschäfte an solchen Standorten überhaupt noch gewinnbringend oder sind es bloß Flaggschiffe, mit denen man nicht verdient?

Al-Wazzan: Nein, das macht keiner mehr. Das war vielleicht früher mal so. Um einen Apple oder einen Nike braucht man sich keine Sorgen machen.

leadersnet: Sie haben kürzlich die renommierte Buchhandlung Frick in der Kärntner Straße gekauft. Wer soll dort nun einziehen?

Al-Wazzan: Ich habe zwei, drei Anwärter, aber soweit bin ich noch nicht. Derzeit haben wir zur Überbrückung ein Souvenirgeschäft drinnen.

leadersnet In der Mariahilferstraße hat unlängst American Apparel wegen mangelnden Erfolges zugesperrt. Dabei war die Marke noch vor ein paar Jahren das angesagteste Hipster-Label überhaupt. Ist das Geschäft sehr schnelllebig geworden?

Al-Wazzan: Die haben sich einfach nicht weiterentwickelt mit ihrem Jogginggewand. Und wenn du das nicht machst, dann bist du eben out. Du hast ein Ablaufdatum, wie ein Joghurt.




    

Al-Wazzans Einschätzung zu klingenden Handelsmarken

Brandy Melville
Al-Wazzan: Megakonzept. Funktioniert richtig gut.  Dort kaufen nur junge Mädchen ein, alles ist Einheitsgröße und kommuniziert wird nur über social media. Geben ihren Schlussverkauf im Internet bekannt, dann gibt es ewig lange Warteschlangen vor dem Geschäft. Die wollen in der Innenstadt eröffnen, sind aber sehr anspruchsvoll.

Uniqlo
Al-Wazzan: Riesiger Konzern. Bin über Makler mit denen in Kontakt. Nur leider schaffen wir die Größe nicht, die er braucht. Die wollen 5000 qum, das ist in einer alten Stadt wie Wien nicht so einfach.

H&M
Al-Wazzan: Super. Immer größer. Besonders die Nebenlinien wie Monki und Weekday. Bleiben nie stehen.

Forever 21
Al-Wazzan: Die Wahrheit? Ich glaube die hat es kalt erwischt. Wollten unbedingt nach Europa, haben die höchsten Mieten akzeptiert und gesehen dass es hier nicht dasselbe ist. Es gibt einfach Textilien, die zu vergleichbar sind.

New Yorker
Al-Wazzan: Riesending, aber auch so ein vergleichbares Angebot. Die brauchen den besten Platz, dann kaufen die Leute.

Turek
Al-Wazzan:
Ein altes österreichisches Konzept, wo die Eigentümer auch nicht mehr 30, 40 Jahre alt sind und anscheinend von hinten nicht wirklich Druck nachkommt. Lebt vom alten Geld und seinen guten Lagen.

Abercrombie und Fitch
Al-Wazzan:  Ein Riesending vor ein paar Jahren. Und in ein paar Jahren wird man nicht mehr hineingehen. Aber so ist das Leben. Dieses grobschlachtige, grobe, das wollte niemand mehr. Vielleicht hat er in 20 Jahren ein Revival.

Primark
Al-Wazzan:  Ressourcenvernichter. Das schmeißt du nach einmal tragen weg. Für mich ganz schlimm.

Bik Bok
Al-Wazzan:  Ah diese Norweger, die sind zu bewundern.

Benetton
Al-Wazzan:  Der Eigentümer verdient woanders viel mehr. Ich glaube, die Geschäfte sind nur mehr Nostalgie für ihn.

Fussl
Al-Wazzan:  Da gibt’s eine Familie dahinter, die lebt das. Eigentümergeführte Sachen gehen immer besser als andere.

Media Saturn
Al-Wazzan:  Keinen Einblick. Aber ich glaube, dass sich Leute solche Dinge, Handys oder auch Bücher, künftig fast nur mehr schicken lassen werden. Ich gehe sogar noch weiter und meine, dass alles, was Sie nicht gerne machen, das werden sie in Kürze im Internet bestellen. Auch Lebensmittel. Deswegen werden Marken ein Revival erleben. Ich zum Beispiel mag die 5er Spaghetti von Barilla und weiß, dass Barilla eben Barilla ist. Deswegen esse ich die am liebsten. Wer diese Nudeln kennt und mag, der wird sie im Netz bestellen. Das was du nicht kennst, das bestellst du nicht.

Das Interview führte Natalie Oberhollenzer

Al-Wazzans Einschätzung zu klingenden Handelsmarken

Brandy Melville
Al-Wazzan: Megakonzept. Funktioniert richtig gut.  Dort kaufen nur junge Mädchen ein, alles ist Einheitsgröße und kommuniziert wird nur über social media. Geben ihren Schlussverkauf im Internet bekannt, dann gibt es ewig lange Warteschlangen vor dem Geschäft. Die wollen in der Innenstadt eröffnen, sind aber sehr anspruchsvoll.

Uniqlo
Al-Wazzan: Riesiger Konzern. Bin über Makler mit denen in Kontakt. Nur leider schaffen wir die Größe nicht, die er braucht. Die wollen 5000 qum, das ist in einer alten Stadt wie Wien nicht so einfach.

H&M
Al-Wazzan: Super. Immer größer. Besonders die Nebenlinien wie Monki und Weekday. Bleiben nie stehen.

Forever 21
Al-Wazzan: Die Wahrheit? Ich glaube die hat es kalt erwischt. Wollten unbedingt nach Europa, haben die höchsten Mieten akzeptiert und gesehen dass es hier nicht dasselbe ist. Es gibt einfach Textilien, die zu vergleichbar sind.

New Yorker
Al-Wazzan: Riesending, aber auch so ein vergleichbares Angebot. Die brauchen den besten Platz, dann kaufen die Leute.

Turek
Al-Wazzan:
Ein altes österreichisches Konzept, wo die Eigentümer auch nicht mehr 30, 40 Jahre alt sind und anscheinend von hinten nicht wirklich Druck nachkommt. Lebt vom alten Geld und seinen guten Lagen.

Abercrombie und Fitch
Al-Wazzan:  Ein Riesending vor ein paar Jahren. Und in ein paar Jahren wird man nicht mehr hineingehen. Aber so ist das Leben. Dieses grobschlachtige, grobe, das wollte niemand mehr. Vielleicht hat er in 20 Jahren ein Revival.

Primark
Al-Wazzan:  Ressourcenvernichter. Das schmeißt du nach einmal tragen weg. Für mich ganz schlimm.

Bik Bok
Al-Wazzan:  Ah diese Norweger, die sind zu bewundern.

Benetton
Al-Wazzan:  Der Eigentümer verdient woanders viel mehr. Ich glaube, die Geschäfte sind nur mehr Nostalgie für ihn.

Fussl
Al-Wazzan:  Da gibt’s eine Familie dahinter, die lebt das. Eigentümergeführte Sachen gehen immer besser als andere.

Media Saturn
Al-Wazzan:  Keinen Einblick. Aber ich glaube, dass sich Leute solche Dinge, Handys oder auch Bücher, künftig fast nur mehr schicken lassen werden. Ich gehe sogar noch weiter und meine, dass alles, was Sie nicht gerne machen, das werden sie in Kürze im Internet bestellen. Auch Lebensmittel. Deswegen werden Marken ein Revival erleben. Ich zum Beispiel mag die 5er Spaghetti von Barilla und weiß, dass Barilla eben Barilla ist. Deswegen esse ich die am liebsten. Wer diese Nudeln kennt und mag, der wird sie im Netz bestellen. Das was du nicht kennst, das bestellst du nicht.

Das Interview führte Natalie Oberhollenzer

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