Gehälter in Österreich

| Redaktion 
| 22.04.2024

Anders als beispielsweise in Deutschland, gibt es in Österreich keinen vom Gesetzgeber festgelegten Mindestlohn. Dadurch ergeben sich landesweit erhebliche Unterschiede beim Einkommen. Allerdings profitieren Arbeitnehmer in Österreich sowohl von einem 13. als auch 14. Monatsgehalt, die als Urlaubs- und Weihnachtsgeld gewährt werden. 

In der freien Marktwirtschaft bestimmen Angebot und Nachfrage die Preisentwicklung. Umso knapper das Angebot ist, desto höher fällt der Preis aus. Bei einem Angebotsüberschuss nimmt stattdessen der Wettbewerb unter den Anbietern zu, der Preisverfall droht. Auf dem Arbeitsmarkt ist das Prinzip ähnlich. Umso mehr Arbeitskräfte theoretisch auf eine freie Stelle fallen, desto größer ist die Gefahr, dass der Lohn sinkt. 

Um trotz allem einen gewissen Lebensstandard zu ermöglichen, haben in den letzten Jahren gleich mehrere Länder den Mindestlohn eingeführt, der vom Gesetzgeber gezahlt werden muss. In Deutschland gilt dieser nicht nur für Vollzeit-, sondern auch für Teilzeitstellen. Österreich hat sich aber für einen anderen Weg entschieden. 

Österreich greift Mindestlohnprinzip nicht auf

Der Mindestlohn soll sicherstellen, dass das Einkommen zur Bestreitung der alltäglichen Lebenshaltungskosten reicht. Die österreichische Regierung hat sich bislang jedoch gegen diesen Weg entschieden. Einen gesetzlich geregelten Mindestlohn pro Stunde für alle Arbeitnehmer gibt es nicht.  

Es gibt aber Ausnahmen. So gelten für einige Branchen der Alpennation Kollektivverträge. Sie legen fest, dass zumindest für die Mitarbeiter dieser Branche ein Mindesteinkommen gezahlt werden muss. Vereinzelt gibt es auch die sogenannten Mindestlohntarife. Die Kollektivverträge sind das Ergebnis von Verhandlungen, die zwischen der Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite stattgefunden haben. Hier sind generell nicht nur klare Vorgaben zum Einkommen zu finden, sondern auch die Rechte und Pflichten, die beide Seiten haben. 

Mit einem Mindesteinkommen können in Österreich im Wesentlichen die Beschäftigten rechnen, deren Arbeitgeber der Wirtschaftskammer des Landes angehören. Auch hier gibt es zwischen den Branchen Unterschiede beim Stundenlohn. In der Regel können sich die Arbeitnehmer jedoch auf eine Lohnuntergrenze von 1.500 Euro verlassen. 

Für Arbeitnehmer, deren Betrieb nicht nach einem Kollektivvertrag arbeitet, gilt dagegen auch weiterhin: Ein definiertes Mindestgehalt gibt es leider nicht. Hier muss also generell gut verhandelt werden. 

Wie ist das Durchschnittsgehalt in Österreich?

Das Durchschnittsgehalt in Österreich wird durch den Aspekt, dass es nicht wie in anderen Ländern üblich zwölf, sondern insgesamt 14 Monatsgehälter gibt, erheblich beeinflusst. Im Jahr 2022 betrug das Durchschnittseinkommen nach Angaben der Arbeitskammer Oberösterreich insgesamt 2.790 Euro monatlich. Diese Zahl beruht auf Daten, die vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger bereitgestellt wurden. Demnach ergibt sich ein mittleres Jahreseinkommen von 33.480 Euro.  

Die Hälfte der Arbeitnehmer hat den Zahlen zufolge jedoch ein signifikant geringeres Einkommen. Es liegt unter dem offiziellen Median von 2.568 pro Monat. Hier werden weder Lehrlinge noch Beamte berücksichtigt. Der Anteil der Topverdiener, die monatlich auf mehr als 4.390 Euro verweisen können, ist mit zehn Prozent deutlich geringer. 

Unterschiede zwischen Männern und Frauen

Auch weiterhin gibt es in Deutschland zudem ein Ungleichgewicht bei den Einkommen zwischen Männern und Frauen. Dieser als Gender Pay Gap bekannte Gehaltsunterschied beläuft sich mit Blick auf das Jahreseinkommen auf 15,5 Prozent. Eine Frau, die in Österreich einer Vollzeitstelle nachgeht, kommt im Durchschnitt auf ein Bruttojahreseinkommen von 45.500 Euro. Damit fällt ihr Jahreseinkommen rund 8.340 Euro geringer aus als das der Männer. 

Auch hier muss allerdings bedacht werden, dass es sowohl zwischen den Berufsuntergruppen als auch bei den Branchen, Firmengrößen und dem Bildungsabschluss enorme Unterschiede gibt. Ein Aspekt, der auf die Zahlen einen erheblichen Einfluss hat, zeigt sich bei den Berufen, denen Frauen in der Regel nachgehen. So sind diese von Grund auf niedriger bezahlt. 

Große Unterschiede zwischen Mitarbeitern mit und ohne Personalverantwortung

Enorme Gehaltsunterschiede gibt es aber nicht nur zwischen Männern und Frauen, sondern auch zwischen Mitarbeitern mit sowie ohne Personalverantwortung. Statistiken zufolge können Mitarbeiter, die in einem Unternehmen Personalverantwortung haben, im Durchschnitt auf 25 Prozent mehr Gehalt hoffen. Sie erhalten demnach ein durchschnittliches Jahreseinkommen von 58.333 Euro, während Mitarbeiter ohne diese auf durchschnittlich 46.667 Euro kommen. 

Deutschland vs. Österreich: Unterschiede bei Sozialabgaben und Lebenshaltungskosten

Auch wenn es in Österreich keinen vom Gesetzgeber festgelegten Mindestlohn für alle Branchen und Beschäftigten gibt, lanciert das Durchschnittsgehalt leicht über dem Niveau in der Bundesrepublik Deutschland. So kamen die Beschäftigten in Deutschland 2023 dem Stepstone-Gehaltsreport zufolge auf ein mittleres Jahreseinkommen von 49.260 Euro. In Österreich belief sich das Mediangehalt der Studie zufolge auf 50.633 Euro. 

Große Unterschiede gibt es aber bei den Abgaben, allen voran bei der Krankenversicherung. Während diese in Deutschland frei wählbar ist, hängt sie in Österreich sowohl vom Wohnort als auch von dem Beruf ab. Leistungen und Prämien sind jedoch weitgehend identisch. Hier gibt es in Österreich zwischen den Krankenkassen keine Differenzen. Zudem entfällt in Österreich die Differenzierung zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung. Eine private Versicherung gibt es hier nicht. 

Bei der Steuer- und Abgabenlast sind die Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich jedoch wieder minimal. Zu bedenken ist zudem, dass die Lebenshaltungskosten in Österreich zwischen 10 bis 20 Prozent über dem Niveau in Deutschland liegen. Ausgenommen sind Kraftstoffpreise, die deutlich günstiger sind.

Quellen: 

https://www.arbeitsrechte.de/mindestlohn-oesterreich/
https://www.stepstone.at/e-recruiting/blog/durchschnittsgehalt-oesterreich-stepstone-gehaltsreport/
https://ooe.arbeiterkammer.at/interessenvertretung/verteilungsgerechtigkeit/einkommen/Einkommen_in_Oesterreich.html

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