So schätzen heimische Top-Manager die Entwicklung in der Industrie ein

| Tobias Seifried 
| 24.10.2023

Für die neue "CxO"-Studie wurden 50 Vorstände und Geschäftsführer:innen aus österreichischen Konzernen befragt. Einige Themen beschäftigen die Industriekapitän:innen derzeit besonders stark.

Die österreichische Industrie geht mit gedämpften Erwartungen ins kommende Jahr. Nur jedes dritte Konzernunternehmen erwartet höhere Umsätze, auch im Rückblick auf 2022 hat die Industrieproduktion hierzulande schwächer performt als im europäischen Vergleich. Das geht aus den am Dienstag veröffentlichten Ergebnissen einer CxO-Studie der Managementberatung Horváth hervor, für die im Frühsommer über 400 Vorstände und Geschäftsführer:innen in der Dienstleistungs- und Fertigungsindustrie befragt wurden, davon waren etwa 50 Topmanager:innen aus Österreich (siehe Infobox). 

Diese Themen beschäftigen das Management

Cybersecurity ist demnach für Österreichs Industriekapitäne aktuell das drängendste Thema. Jedes vierte Industrieunternehmen wurde der Umfrage zufolge in den vergangenen 12 Monaten Opfer einer Cyberattacke, das Risikobewusstsein für entsprechende Abwehrmaßnahmen sei daher hoch. Auf Platz zwei und drei der Prioritätenliste folgen Nachhaltigkeits- und Personalfragen. Nachhaltigkeitsthemen messe man in Österreich insgesamt eine höhere Priorität zu als im restlichen Europa.

Weit oben auf der strategischen Agenda der Vorstände und Geschäftsführer stehen der Horváth-Analyse zufolge Digitalisierung und – in der aktuellen wirtschaftlichen Situation nicht allzu überraschend – die Verbesserung der Kostenstruktur und Liquidität. "In Zeiten steigender Finanzierungskosten und voller Lagerhäuser sehen wir jetzt eine stark gesteigerte Nachfrage nach Working Capital Optimierungen bei unseren Kunden", so Horváth Industrie-Experte und Partner Christoph Kopp.

M&A-Aktivitäten liegen dagegen im Augenblick weit abgeschlagen am Ende der Prioritätenliste. Damit sei ein ruhiges Jahr für Unternehmenskäufe und -verkäufe vorhersagbar. In aller Munde, aber ebenfalls am Ende, rangiere das Thema Diversität und Inklusion – mit etwas mehr Fokus in Österreich als im restlichen Europa.

Horváth Managementberatung© Horváth Managementberatung

Umsatzentwicklung schwächelt

Die Ergebnisse würden zeigen, dass heimische Konzerne schwächer performen als jene im übrigen Europa, das gelte für das Jahr 2023 ebenso wie in der Vorschau auf 2024. Nur ein Drittel der befragten Konzernlenker:innen in Österreich erwarten höhere Umsätze für 2023 und für 2024, im übrigen Europa sind es die Hälfte. Treiber der Umsatzsteigerungen seien vor allem steigende Preise.

Immerhin die Hälfte der befragten Unternehmen erwarten 2023 eine steigende EBIT-Marge, wobei die Profitabilitätseinschätzungen zwischen den Branchen stark divergieren – die produzierende Industrie sei tendenziell am pessimistischsten, Versicherungen und Energieversorger sind am optimistischsten.

Regionalisierung im Trend

Auch ein weiteres Ergebnis überrasche laut Horváth: Während europäische Unternehmen, allen voran die Automobil-Industrie, aber auch Maschinen- und Anlagenbau, eine stärkere Regionalisierung anstreben – sprich Wertschöpfung stärker regional nach Weltregionen im Sinne local-for-local anstatt global aufstellen – sei dieser Trend bei den österreichischen Unternehmen deutlich weniger ausgeprägt. Damit verwundere auch nicht, dass die europäischen Konzerne in Zukunft neues Personal vor allem in Indien, China sowie dem übrigen Asien, Nordamerika sowie Osteuropa aufbauen wollen (jeweils 40 bis 50 Prozent der befragten Unternehmen), während sie in West- und Südeuropa Arbeitskräfte reduzieren (rund 30 Prozent), so die Studienautor:innen.

Die Gründe für die zunehmende Verlagerung von Wertschöpfung ins Ausland seien für Österreichs Industrieunternehmen die gleichen wie für den europäischen Raum, allerdings werden die hohen Personalkosten mit 35 Prozent und der zunehmende Arbeits- und Fachkräftemangel mit 27 Prozent von Österreichs Top-Managern noch öfters genannt als anderswo. Als weitere Gründe für die Regionalisierung folgen Kundennähe (26 Prozent) sowie Regulatorik (17 Prozent).

Fachkräftemangel als Herausforderung

Und wie begegnet man dem zunehmenden Fachkräftemangel? Hier seien die Rezepte der europäischen und österreichischen Top-Manager gleich: Die Top 3-Maßnahmen sind den Befragten zufolge flexiblere Arbeitszeitmodelle, adäquate Unternehmenskultur sowie Leadership. Nur mit Geld seien keine Mitarbeiter:innen zu holen oder zu halten – nur sechs Prozent der befragten Unternehmen in Österreich und in Europa zahlen überdurchschnittliche Gehälter als Antwort auf den Personalmangel.

www.horvath-partners.com

Unterschiede zu DACH-Region

Knapp 50 Top-Manager:innen aus österreichischen Unternehmenskonzernen mit mindestens 1.000 Mitarbeiter:innen und über einer Milliarde Euro Umsatz haben an der CxO-Befragung von Horváth teilgenommen, die meisten davon aus der Bauindustrie (26 Prozent), Finanzindustrie (19 Prozent), Konsumgüter- (15 Prozent) und Industriegüterproduktion (11 Prozent). Die Managementberatung identifizierte dabei 13 strategische Prioritäten.

Auffällig in den Ergebnissen sei, das sich Österreichs Führungskräfte insgesamt deutlich pessimistischer hinsichtlich ihrer Wirtschaftsaussichten geäußert haben als ihre Wettbewerber in Deutschland und der Schweiz.

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Unterschiede zu DACH-Region

Knapp 50 Top-Manager:innen aus österreichischen Unternehmenskonzernen mit mindestens 1.000 Mitarbeiter:innen und über einer Milliarde Euro Umsatz haben an der CxO-Befragung von Horváth teilgenommen, die meisten davon aus der Bauindustrie (26 Prozent), Finanzindustrie (19 Prozent), Konsumgüter- (15 Prozent) und Industriegüterproduktion (11 Prozent). Die Managementberatung identifizierte dabei 13 strategische Prioritäten.

Auffällig in den Ergebnissen sei, das sich Österreichs Führungskräfte insgesamt deutlich pessimistischer hinsichtlich ihrer Wirtschaftsaussichten geäußert haben als ihre Wettbewerber in Deutschland und der Schweiz.

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