"Die Transformation hin zur E-Mobilität ist nicht mehr aufzuhalten"

| Tobias Seifried 
| 18.12.2022

Bei der Jahrespressekonferenz der Porsche Holding, eines der größten Unternehmen Österreichs, gab Holding-Chef Hans Peter Schützinger interessante Einblicke in den (schwächelnden) Automarkt.

Am Freitag lud die Porsche Holding Salzburg (PHS) zu ihrer traditionellen Jahrespressekonferenz. Die finalen Geschäftszahlen werden zwar immer erst im Frühling präsentiert, dennoch ist es zum Jahresende stets an der Zeit, über das abgelaufene (Auto-)Jahr Bilanz zu ziehen. Das in insgesamt 29 Ländern in Groß- und Einzelhandel sowie Finanzdienstleistungen und IT tätige Unternehmen verkaufte zwar weniger Neu- und Gebrauchtwagen, hielt sich im Vergleich zu vielen Konkurrenten jedoch überraschend gut.

Stattgefunden hat die Präsentation in der Mooncity Vienna, dem Elektro-Kompetenzzentrum des VW-Konzerns in der Wiener Kärntner Straße. Und der Ort war bewusst gewählt. Denn bereits bei seinem Eingagsstatement machte Hans Peter Schützinger, Sprecher der Porsche Holding Salzburg Geschäftsführung, klar, wohin die Reise für die Marken der PHS in Zukunft geht: "Die Transformation hin zur E-Mobilität ist nicht mehr aufzuhalten", sagte der Holding-Chef. Obwohl es zuletzt Anzeichen gab, dass sich der Elektroauto-Boom in den nächsten Jahren aufgrund der hohen Stromkosten, Unsicherheit bei den Förderungen, lange Lieferzeiten und vergleichsweise hohe Neuwagenpreise, abschwächen könnte, hält das Unternehmen an seinen Zielen fest. So soll der Anteil von Elektroautos bei den Neuwagenverkäufen der eigenen Konzernmarken auf 20 Prozent steigen. Aktuell liegt er bei rund 14 Prozent.

Krisen belasten die Branche

Im Rahmen der Pressekonferenz wurde bestätigt, dass das Jahr für die Branche erneut kein leichtes war. Corona, Krisen und Kriege halten die Gesellschaft und Wirtschaft seit 2019 in Atem. Die Automobilbranche kämpft seither eigentlich durchgängig mit Themen wie Halbleiter- und sonstigen Teilemangel, instabilen Produktions- und Lieferketten sowie sinkenden Absatzzahlen. So waren die Automärkte aufgrund der Produktions- und Lieferengpässe auch in diesem Jahr weiter im Rückwärtsgang unterwegs. "Trotz der angespannten wirtschaftlichen Situation war es uns möglich, in allen Geschäftsbereichen und nahezu allen Ländern ein solides Ergebnis zu erzielen und unseren eingeschlagenen Transformationskurs erfolgreich fortzusetzen“, resümierte Schützinger. Konkret hätten sich starke und innovative Marken sowie ein robust und breit aufgestelltes Vertriebsnetz für die Porsche Holding Salzburg im dritten Krisenjahr in Folge als Plus erwiesen.

Kennzahlen

Im Groß- und Einzelhandel konnte das Unternehmen trotz anhaltender Produktions- und Lieferengpässe insgesamt 652.800 Neuwagen absetzen und kam damit knapp unter Vorjahr (-3,3 Prozent) zu stehen. Der Gebrauchtwagenabsatz war mit 186.800 Fahrzeugen (-12,4 Prozent) stärker rückläufig. Hier habe sich die starke Angebotsverknappung massiv ausgewirkt, so Shützinger. 

Die Zahl der Händlerstandorte ist auf 530 gestiegen (+6 Standorte). Hier setzt der Konzern auf eine Metropolenstrategie und stark auf seine margenträchtigen Premium- und Luxusmarken. Größter Neuzugang war die Auto-Holding Dresden GmbH Mitte des Jahres, welche an fünf Einzelhandelsstandorten mehr als 5.000 Neuwagen jährlich absetzt. Mit neuen Porsche Betrieben am Oberen Zürichsee (Schweiz), in Leipzig sowie in Tokio (je ein Porsche Studio und Porsche Zentrum) wurde auch das Vertriebsnetz der SUV- und Sportwagenmarke ausgebaut. Seit Mitte 2022 erweitert die Marke Lamborghini mit einem Standort in Suzhou das Einzelhandelsnetz in China.

Hierzu sagt der Holding-Chef: "Die Absatzrückgänge in den Regionen konnten wir durch einen klaren Fokus auf margenstärkere Fahrzeugmarken- und modelle bei Neu- und Gebrauchtwagen sowie einer strengen Kostendisziplin überkompensieren. Davon haben in 2022 auch unsere Handelsorganisation und -partner maßgeblich profitiert und trotz eingeschränktem Angebot gute Erträge erwirtschaften können."

Vollbremsung am Pkw-Markt in Österreich

Der heimische Pkw-Markt verzeichnet im heurigen Autojahr den dritten massiven Neuzulassungsrückgang in Folge. Mit 197.448 Neuzulassungen zwischen Jänner bis November 2022 liegt dieser sogar um 11,1 Prozent hinter dem niedrigen Ergebnis des Vorjahrszeitraums. Die Volkswagen Konzernmarken sind mit 37,4 Prozent auf Rekordmarktanteilsniveau unterwegs. Bei den Neuzulassungen liegen sie mit 73.881 Fahrzeugen jedoch insgesamt - entlang des Gesamtmarktes - um 11,1 Prozent hinter dem Vorjahreszeitraum. Ende des Jahres sollen es rund 80.000 verkaufte Neuwagen sein.

"In der Jahresendabrechnung werden wir wahrscheinlich nicht die prognostizierte 220.000er-Marke erreichen können. Das würde das niedrigste Neuzulassungsniveau seit 1984 bedeuten", bilanzierte Hans Peter Schützinger. Dieses Ergebnis würde in keiner Weise das wahre Marktpotenzial widerspiegeln. Bei der ursprünglich besser erwarteten Belieferung wäre mit einem Blick auf die hohen Auftragsbestände ein Markt um die 250.000 Fahrzeuge in jedem Fall möglich gewesen.

Das Segment der reinen Elektrofahrzeuge konnte in den ersten elf Monaten 2022 zwar marktanteilsmäßig auf 15,3 Prozent zulegen (+1,8 Prozentpunkte), jedoch hat sich das Wachstum in absoluten Zahlen mit 30.194 Neuzulassungen gegenüber den Vorjahren aufgrund eingeschränkter Verfügbarkeit stark eingebremst. Dennoch konnte Schützinger für die Holding auch diesbezüglich Positives verkünden. Aktuell trage mit 10.389 Neuzulassungen mindestens jede dritte vollelektrische Neuzulassung (34,4 Prozent Marktanteil) ein Logo einer Konzernmarke. Im Markenranking liegt VW mit 4.251 Fahrzeugen hinter Tesla auf Platz zwei. Cupra (2.218 Fahrzeuge), Škoda (1.874 Fahrzeuge) und Audi (1.823 Fahrzeuge) folgen auf den Plätzen vier bis sechs.

Positive Entwicklung in der Finanzsparte

Die zur PHS zählende Porsche Bank Gruppe, die mit 1.500 Mitarbeiter:innen in 15 Ländern im Finanzierungs-, Versicherungs- und Wartungsvertragsgeschäft aktiv ist, habe im heurigen Jahr ihre Nummer eins Position als Mobilitäts-Finanzdienstleister weiter ausbauen können. Laut Schützinger würden zwei Millionen Verträge im Bestand (+2 Prozent Zuwachs) ein neues All-time-High markieren und die Bilanzsumme der gesamten Porsche Bank Gruppe liege bei sieben Milliarden Euro. Rund 45 Prozent aller Volkswagen Konzernfahrzeuge, die von der Porsche Holding Salzburg ausgeliefert wurden, werden von der Porsche Bank Gruppe finanziert.

Maßnahmen gegen Fachkräftemangel

Wie so gut wie alle Branchen und Unternehmen kämpft auch die PHS aktuell mit einem eklatanten Fachkräftemangel, will diesem jedoch mit unterschiedlichen Maßnahmen entgegenwirken. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Selbstausbildung. Neben Lehrlingsprogrammen wird dabei auch mit Hochschulen zusammengearbeitet - inklusive speziell entwickelten Lehrgängen. 

Ausblick auf das Autojahr 2023

Abschließend gab es noch eine Einschätzung über die Entwicklung im kommenden Jahr. Die Porsche Holding Salzburg geht davon aus, dass 2023 die Marktbedingungen weltweit volatil und herausfordernd bleiben. Die globalen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine würden demnach weiterhin mit hohen wirtschaftlichen Unsicherheiten verbunden bleben. Zudem werde sich die Konjunktur hervorgerufen durch Energieknappheit und Inflation eintrüben. Hinzu komme eine Kaufzurückhaltung – vor allem der Privatkund:innen – aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Situation und Verteuerung des täglichen Lebens.

Entscheidend für dieses Autojahr und auch die folgenden werde sein, dass die wirtschaftliche Verunsicherung, die sich gerade bei Privatkund:innen als erstes in Kaufzurückhaltung ausdrücke, beseitigt werden könne.

"Wir haben in der zweiten Hälfte dieses Geschäftsjahres bereits eine latente Kaufzurückhaltung bei Privaten wie auch Unternehmern zu spüren bekommen, diese wird in 2023 ihre Fortsetzung erfahren. Die Anschaffung eines Neu- oder auch Gebrauchtwagens hat, wenn diese verschoben werden kann, unter den aktuellen Umständen, nicht oberste Priorität, obwohl die generelle Lust am Autokauf in Österreich immer noch vorhanden ist", sagte Hans Peter Schützinger abschließend.

www.porsche-holding.com

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