65 Prozent der Führungskräfte wären bereit, die Chefetage zu teilen

| Redaktion 
| 30.11.2022

Duale Führung soll für mehr Entlastung, verbesserte Life-Work-Integration, höhere Arbeitszufriedenheit und Diversität sorgen.

Corona-bedingte Trends wie 4-Tage-Woche und Remote Work haben vor Augen geführt, dass sich die heimische Arbeitswelt in einem Wandel befindet. Nun zeigt eine aktuelle Studie, dass sich Pandemie, neue gesellschaftliche Herausforderungen sowie geänderte Anforderungen zuhmend auch auf die Führungsebene auswirken. Demnach könnten sich immer mehr Manager:innen vorstellen, die Verantwortung aufzuteilen und gemeinsam als gleichberechtige Vorgesetzte ein Unternehmens zu führen.

65 Prozent bereit Chefsessel zu teilen

Konkret kommt die in Österreich durchgeführte Studie "Duale Führung" von PwC Österreich und ABZ Austria, mit Unterstützung der Industriellenvereinigung, zum Ergebnis, dass 68 Prozent der Befragten dualen Führungskräfte sagen, dass geteiltes Führungssetting sehr empfehlenswert bzw. empfehlenswert sei. Dieses soll einerseits eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen und andererseits auch ein immenses Potenzial für Unternehmen erschließen. Vor diesem Hintergrund können sich 65 Prozent der befragten Einzel-Führungskräfte eine doppelte Chefetage vorstellen.

"Duale Führung wird für die heimische Chefetage immer attraktiver und beliebter. Neben dem War for Talent, ESG-Vorschriften mit strengeren Frauenquoten sowie den veränderten Anforderungen jüngerer Generationen stellt auch die Epidemie der Einsamkeit einen wesentlichen Treiber des Modells dar. Traditionelle Führungsmodelle müssen neu gedacht werden, um Sinn bzw. Purpose als zentralen Kompass in diesen disruptiven Zeiten nutzen zu können. Das Konzept an sich ist nicht neu, jedoch war der Wunsch nach flexibleren Arbeitsmodellen nicht nur auf Mitarbeiter:innen-, sondern auch auf Führungsebene noch nie so groß wie jetzt", erklärt Nadia Arouri, Leiterin des People & Culture Consulting Teams bei PwC Österreich.

Attraktivität der Unternehmen steigt

Zwei Drittel der befragten Unternehmenschefs üben derzeit ihre Funktion noch alleine aus, aber bei 19 Prozent wurde ein duales Modell bereits in Erwägung gezogen. 

"Geteilte Führung geht mit geteilter Verantwortung und doppelter Kompetenzbündelung einher. Deshalb können zwei Führungskräfte mit den Herausforderungen agiler Arbeitswelten effizienter umgehen. Zudem erweist sich das Modell als geeignete Maßnahme für das Generationen-Management – eine erfahrenere und eine Nachwuchsführungskraft können gegenseitig vom Wissensaustausch profitieren", erklärt Marion Koidl, Leiterin der Organisationsberatung bei ABZ Austria und Initiatorin der Studie.

Auch die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgebender durch das Angebot von dualen Führungsmodellen steige um durchschnittlich 33 Prozent.

Geschlechtsunabhängiges Lebensphasenmodell

Als Vorteile einer Doppelspitze werden auf Seiten der Chefetage vor allem eine verbesserte Life-Work-Integration, Kompetenzbündelung, Entlastung, Perspektivenvielfalt, die Arbeitgeber:innenattraktivität und hochwertige Entscheidungen angeführt.

Dieses Doppelmodell soll aber auch in gesellschaftlicher Hinsicht viele Chancen bieten. Aufgrund ihrer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben soll eine duale Führung wesentlich zur Förderung von Inklusion und Diversität auf Führungsebene beitragen.

"Die duale Führung soll aber nicht als Frauenförderungsmodell, sondern als Lebensphasenmodell verstanden werden, das gleichberechtigt neben dem traditionellen Modell der Einzelführung steht", so PwC-Expertin Arouri.

Vertrauen, Kommunikation und keine Eitelkeiten

Auf die Frage, was die wichtigsten Erfolgsfaktoren für ein duales Führungsmodell sind, nannten 26 Prozent gegenseitiges Vertrauen, 22 Prozent offene und transparente Kommunikation sowie 20 Prozent die Fähigkeit, sich "die Bühne teilen zu können".

"Mit dieser Studie stehen uns erstmals evidenzbasierte Daten zur Verfügung, die zeigen, dass der Abstimmungsaufwand durch die duale Führung nur minimal um 16 Prozent steigt. Wir zeigen, dass duale Führung funktioniert, branchenunabhängig, und dass es durch die Kombination der unterschiedlichen Führungspersönlichkeiten auch zur Perspektivenvielfalt und dadurch zu Diversität innerhalb des Unternehmens kommt", betont ABZ-Expertin Marion Koidl.

"Wir wissen, dass Diversität einen positiven Effekt auf den Unternehmenserfolg hat. Unterschiedliche Lösungsansätze machen ein Unternehmen innovativer, resilienter und flexibler. Auch in der Führungsetage muss Diversität gelebt werden. Neue Führungsmodelle können aus Sicht der Industrie für das Führungsteam selbst, aber vor allem für die Unternehmen große Vorteile bringen", so Claudia Mischensky, IV-Vize-Generalsekretärin.

www.pwc.at

www.abzaustria.at

Studie "Duale Führung"

Im Rahmen der Studie "Duale Führung" von PwC Österreich und ABZ Austria – Verein zur Förderung von Arbeit, Bildung und Zukunft von Frauen – wurden mittels qualitativer als auch quantitativer Erhebung erstmals der Status quo der dualen Führung in Österreich sowie deren Auswirkungen und Erfolgsfaktoren erhoben.

Dazu wurden insgesamt 177 Führungskräfte aus unterschiedlichen Branchen in einer Online-Umfrage befragt (quantitativ) und Interviews mit fünf Führungsduos durchgeführt (qualitativ). Die Studie wurde zwischen November 2021 und Juni 2022 durchgeführt.

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Studie "Duale Führung"

Im Rahmen der Studie "Duale Führung" von PwC Österreich und ABZ Austria – Verein zur Förderung von Arbeit, Bildung und Zukunft von Frauen – wurden mittels qualitativer als auch quantitativer Erhebung erstmals der Status quo der dualen Führung in Österreich sowie deren Auswirkungen und Erfolgsfaktoren erhoben.

Dazu wurden insgesamt 177 Führungskräfte aus unterschiedlichen Branchen in einer Online-Umfrage befragt (quantitativ) und Interviews mit fünf Führungsduos durchgeführt (qualitativ). Die Studie wurde zwischen November 2021 und Juni 2022 durchgeführt.

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