"2021 erwirtschafteten wir das beste Jahresergebnis unserer Unternehmensgeschichte"

Klaus Einfalt, Vorstandsmitglied der SW Umwelttechnik, im Interview über die Feierlichkeiten zu 111+1 Jahre und 25 Jahre Börsengang, aktuelle Herausforderungen und warum man trotz Unsicherheitsfaktoren positiv in die Zukunft blickt.

SW Umwelttechnik entwickelt und produziert Beton-Produkte, die über und unter der Erde eingesetzt werden: Von Rohren für die Kanalisation über Großbehälter für den Straßenbau bis hin zu Wänden, Trägern und Stützen für den Wohn- und Hochbau. Die Anfänge gehen bis ins Jahr 1910 zurück, als die Namensgeber Baumeister Josef Stoiser und Architekt Karl Wolschner in der Klagenfurter Bahnstraße die ersten SW-Produkte vertrieben.

111 Jahre Unternehmensgeschichte feierte das börsennotierte Unternehmen im Mai 2021 – ein Jubiläum, das pandemiebedingt mit einem Jahr Verschiebung nachgeholt wurde. Aus 111 wurden dabei kurzerhand 111+1 Jahre. Rund 200 Gäste, darunter Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaftskammer, IV sowie Aufsichtsratsmitglieder, Weggefährt:innen, Geschäftspartner:innen und Mitarbeiter:innen aus Österreich, Ungarn und Rumänien folgten der Einladung an den Klagenfurter Werksstandort.

Ein Highlight des Abends war die Auszeichnung von Heinz Wolschner mit dem Großen Ehrenzeichen des Landes Kärnten durch Landesrat Daniel Fellner. Darüber hinaus gratulierten Meinrad Höfferer, Direktor der Wirtschaftskammer Kärnten, und Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider mit der Übergabe von Auszeichnungen zum 111+1-jährigen Bestehen.

LEADERSNET hat dies zum Anlass genommen, um Klaus Einfalt, Vorstandsmitglied der SW Umwelttechnik, zum Interview zu bitten.

LEADERSNET: 111 plus 1-jähriges Firmenjubiläum ist eine ungewöhnliche Sache. Wie kam es dazu, dieses als Anlass für Feierlichkeiten heranzuziehen?

Einfalt: Die SW Umwelttechnik Stoiser & Wolschner AG ist ein börsennotiertes Familienunternehmen, dessen Geschichte in Klagenfurt bis ins Jahr 1910 zurückreicht. 2021 wurde SW Umwelttechnik 111 Jahre alt und Anlass zu feiern, gibt es genug: Wir blicken auf eine erfolgreiche Expansion nach Ungarn und Rumänien zurück und verfolgen inzwischen an neun Standorten und in fünfter Generation unsere Mission, die Lebensqualität und Standortattraktivität in unseren Märkten zu erhöhen. Dies nehmen wir uns zum Anlass, gemeinsam mit unseren langjährigen Weggefährt:innen, Geschäftspartner:innen und der Familie zu feiern. Da es vergangenes Jahr aufgrund der Pandemie leider nicht möglich war, haben wir aus 111 Jahren kurzerhand 111+1 gemacht und die Feierlichkeiten am 5. Mai 2022 bei uns am Klagenfurter Standort, wo alles begann, nachgeholt.

LEADERSNET: Was waren die Meilensteine der Firmengeschichte?

Einfalt: Zum heutigen Erfolgskurs beigetragen hat unsere Fokussierung auf die Umwelttechnik ab den 1980er Jahren mit Produktinnovationen wie der vollbiologischen Kläranlage. Ein entscheidender Erfolgsfaktor war aber die Expansion nach Ungarn und Rumänien ab 1990 bzw. 2001, durch die wir langfristiges Potential für unser Geschäft sicherstellen können. Daher zählt auch der Gang an die Börse 1997 zu unseren Meilensteinen, da wir so die Finanzierung unserer Expansionsstrategie ermöglichen konnten. Dass wir die Lehman-Krise, die auch die Baubranche 2008 mit voller Wucht traf, durch einen strikten Sanierungskurs meistern und auch die Corona-Pandemie mit viel Resilienz und Flexibilität erfolgreich überwinden konnten, zählt zu meinen persönlichen Highlights.

LEADERSNET: Sie entwickeln und produzieren an neun Sandorten in Österreich, Ungarn und Rumänien langlebige Betonprodukte für den Einsatz unter und über der Erde und wollen damit die schonende Nutzung von natürlichen Ressourcen sicherstellen. Wie funktioniert das?

Einfalt: Im Bereich Tiefbau und Verkehr bieten wir eine breite Produktpalette von Beton- und Vortriebsrohren für die Abwasserbeseitigung, vollbiologischen Kläranlagen, Gewässerschutzanlagen, Abscheidetechniksystemen und technologischen Filtern bis hin zu Produkten für die Regenwassernutzung oder den Straßen- und Bahnstreckenbau. Gemeinsam haben viele dieser Produkte, dass sie verhindern, dass verunreinigte Abwässer ungefiltert in die Natur, Grundwasser und Oberflächengewässer eintreten. Dabei sind sie durch die Verwendung von Beton besonders langlebig, naturverträglich und verursachen geringe Wartungskosten.

LEADERSNET: Wie können Sie so zum Umwelt- und Gewässerschutz beitragen?

Einfalt: Nur rund 39 Prozent der europäischen Gewässer sind derzeit in einem guten oder sehr guten Zustand. Es herrscht also Bedarf, Natur und Gewässer vor Verunreinigung zu schützen – hier setzen wir mit unseren Produkten an. Dass Fäkalwässer, aber auch verunreinigte Straßen- und Industrieabwässer, nicht mehr ungefiltert in die Natur fließen, ist ein zentrales Anliegen unserer Mission. Insbesondere in unseren Märkten Ungarn und Rumänien, wo ein großer Teil der Haushalte noch immer nicht an die Kanalisation angeschlossen ist, schaffen wir so die Grundlagen für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen.

LEADERSNET: Lieferengpässe und Co. Wie sieht die Lage aktuell bei Ihnen aus?

Einfalt: Wir beziehen Sand, Kies und Zement zur Betonherstellung regional aus direkter Umgebung unserer Werksstandorte. Dank langfristiger Partnerschaften und Verträge mit unseren Lieferanten, vorausschauender Einkaufsplanung und Aufstockung unserer Lagerbestände bei Einbauteilen waren wir im letzten Jahr von keinerlei Lieferschwierigkeiten betroffen. Die gestiegenen Energiekosten, welche uns hauptsächlich indirekt treffen, erhöhen unsere Produktionskosten und machen es notwendig auch bei unseren Produkten mit Preisanpassungen in allen Märkten zu reagieren.

LEADERSNET: Seit 25 Jahren sind Sie an der Wiener Börse. Haben Sie auch hier Grund zum Feiern?

Einfalt: Der Gang an die Wiener Börse im November 1997 war ein wichtiger Schritt für unser Unternehmen, für den wir unserer Vorgeneration Dank aussprechen. Das IPO und die Bekanntheit durch den Börsengang ermöglichten zusätzliche Finanzierungen für unsere Expansion nach CEE. Damals wurde der Startschuss zur Umgestaltung unseres Unternehmens gesetzt. Wir konnten 2019 im Rahmen einer Kapitalerhöhung zusätzliches Kapital generieren, 25 Jahre Wiener Börse sind also definitiv eine Erfolgsgeschichte für SW Umwelttechnik.

LEADERSNET: Wie haben sich die Geschäfte in den Zeiten der Corona Krise entwickelt?

Einfalt: Während der Pandemie kam es uns zugute, dass die Baubranche im Gegensatz zu anderen Wirtschaftszweigen spätzyklisch ist und Projekte längere Vorlaufzeiten haben. Die Baubranche profitierte zusätzlich von der Situation, dass die Pandemie eine Gesundheitskrise und keine Liquiditätskrise ist, und Investitionen uneingeschränkt fortgesetzt wurden. Abgesehen von einer kurzen Irritation im März 2020 konnten wir eine stabile Geschäftsentwicklung verzeichnen. Insbesondere im Bereich des Hochbaus gab und gibt es hohe Bautätigkeit durch Gewerbe und Industrie.

LEADERSNET: Können Sie mit den Zahlen des Jahresergebnisses 2021 zufrieden sein?

Einfalt: 2021 erwirtschafteten wir das beste Jahresergebnis unserer Unternehmensgeschichte und Umsatzerlöse im dreistelligen Millionenbereich – wir sind daher mehr als zufrieden und danken unseren Mitarbeiter:innen und unserem Management für ihren Einsatz und ihr Engagement. Das Geschäftsjahr 2021 setzt die positive Entwicklung nach den Rekordjahren 2018, 2019 und 2020 fort. Dieser Erfolg krönt nicht nur unsere Jubiläumsfeier, sondern schafft auch die Voraussetzungen, um strategische Wachstumsakquisitionen weiter voranzutreiben. Wir beobachten daher allfällige Optionen zur Expansion sehr genau und haben Investitionen von 30 Mio. EUR für Werkserweiterungen sowie weitere Digitalisierung und Automatisierung aller Werke geplant.

LEADERSNET: Welche Erwartungen haben Sie an das neue Geschäftsjahr?

Einfalt: Wir blicken positiv in die Zukunft, insbesondere da erhöhte EU-Gelder aus dem Struktur- und Kohäsionsfonds aus der neuangelaufenen Förderperiode 2021-2027 bereitstehen. Während im Jahr 2021 der Geschäftsbereich Tiefbau und Verkehr rückläufig war, rechnen wir heuer mit einer positiven Entwicklung des Segments. Ein deutlicher Unsicherheitsfaktor ist dennoch die Kriegssituation in der Ukraine, deren politische und gesamtwirtschaftliche Auswirkungen nicht abzuschätzen sind. Wir beobachten die Geschehnisse jedenfalls mit Besorgnis und großer Aufmerksamkeit, um möglichen Risiken zeitgerecht entgegenzusteuern. (jw)

www.sw-umwelttechnik.at

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