"Totgesagte leben länger"

Gastkommentar von Ralf-Wolfgang Lothert, Mitglied der Geschäftsleitung und Director Corporate Affairs & Communication von JTI Austria.   

Print ist tot. Können Sie sich noch an diesen einen Satz erinnern? Drei Worte, die alles verändern sollten. Verlautbart mit Fanfaren: Print ist tot. Punkt. Klassische Medienhäuser zitterten, versuchten, sich neu zu erfinden, um doch noch ihren Kuchen am Medienmarkt abzubekommen – Online-Portale jubelten und trugen ihre imaginäre Siegesfahne erhobenen Hauptes vor sich her. Das war vor mehr als zehn Jahren. Ganz eingetreten ist es aber immer noch nicht. Ganz zu schweigen von "Video killed the radio star", aber genauso wenig wie "Das Internet wird sich nicht durchsetzen." In letzter Zeit hat sich der Eindruck verstärkt, dass die ganze coronabedingt-erzwungene Digitalisierung haptischen Erlebnissen zu neuem Aufschwung verhilft.

Ja, die Medienlandschaft hat sich in den letzten Jahren verändert und wird dies auch im nächsten Jahrzehnt tun. Das große Erdbeben, welches Zeitungen, Zeitschriften, Magazine und Bücher als verstaubte Ausstellungsstücke ins Museum katapultierten sollten, blieb jedoch aus. Ebenso wenig wie sich beim Radio mit der Etablierung des Fernsehens als Massenmedium der Todesstoß bewahrheitet hat, hat das Internet Print "getötet".

Ein Platz inmitten der digitalen Kommunikationslandschaft

Print lebt, die Reichweiten bei Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen gehen zwar in einer leichten Kurve bergab, aber Print hat seinen Platz inmitten der digitalen Kommunikationslandschaft gefunden. Die düsteren Prognosen haben sich nicht bewahrheitet. Und das hat auch einen Grund: So schnell und unkompliziert Nachrichten über digitale und soziale Medien rund um die Uhr, von jedem Ort aus und in vielen Fällen auch kostenlos (das ist wieder ein anderes Thema) konsumiert werden können, so können sie eine Lücke jedoch keinesfalls füllen: das Lesen mit Tastsinn. Umblättern statt Wischen, rascheln statt scrollen und was vielleicht verzichtbar wäre, aber doch irgendwie einen Charme hat, dass das Lesen mancher Wochen- oder Tageszeitungen Druckschwärze auf den Fingerkuppen hinterlässt, aber immerhin dem Handydaumen eine Pause gönnt. Wissenschaftlich ist auch bewiesen, dass mit jedem Sinn, der beim Lesen angeregt wird, sich unsere Gehirnaktivität um das Zehnfache steigert.

Nicht nur Zeitungen werden nach wie vor gern in die Hand genommen. Was aber sogar mich als leidenschaftlichen Print-Leser, der das Umblättern und das Rascheln der Seiten genießt, öfters in Staunen versetzt, ist die Abneigung vieler Digital Natives dem E-Book gegenüber. Wie oft bevorzugen auch sie haptische Kalender und Notizbücher und rümpfen bei der Erwähnung von E-Readern verächtlich die Nase, ganz nach dem Motto "nicht ohne mein Buch". Aber ist das schon die Renaissance der analogen Medien?

Oder denken wir an Ausstellungen, die wir lange Monate nur über Online-Angebote konsumieren konnten. Aber ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Museen auch einen eigenen Geruch haben? Das Erlebnis ist ganzheitlicher, wenn man in seinem eigenen Tempo und aus seiner eigenen Perspektive auf die sorgfältig kuratierten Exponate blickend durch die Räume geht. Das habe ich erst vor wenigen Tagen in der überaus sehenswerten und beeindruckenden Ausstellung des chinesischen Konzeptkünstlers Ai Weiwei in der Albertina Modern recht intensiv erlebt.

Das Analoge – egal ob Print, Kunst oder Veranstaltungen – hat ganz klar Zukunft und ist auch in der Kommunikationsbranche unverzichtbar. Die analogen Medien haben sich ins digitale Zeitalter eingefügt, ohne altertümlich und überholt zu wirken. Vielmehr ergänzen analog und digital einander. Print ist tot. Video killed the radio star. Das Internet wird sich nicht durchsetzen. Löschen wir diese Sätze aus unserem Gedächtnis, denn Totgesagte leben eben länger.

Dies zeigt allein die 238-jährige Unternehmensgeschichte von JTI Austria / Austria Tabak. Was glauben Sie, wir oft wir in dieser Zeit schon als abgeschrieben gegolten haben? Wir sind immer wieder mit neuer Stärke zurückgekehrt!

www.jti.com 


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