Klingelt's im Hirn, klingelt's auch bald in der Kasse

expressis verbis von Raffaela Bartik.

Endlich: ein deutsches Start-up um eine junge Studentin hat einen zu großen Teilen verlässlichen Schnelltest auf K.O.-Tropfen entwickelt. Die Wellen, die das Xantus-Armband schlägt, sind erwartungsgemäß groß. Der Teststreifen, der nach dem simplen Prinzip eines Schwangerschaftstests funktioniert, kann so praktisch wie unauffällig als Armband am Handgelenk getragen werden. Das unscheinbare Papierbändchen ist ein Durchbruch in vielerlei Hinsicht: ein innovatives Produkt, das Sicherheit gibt und Vergewaltigungen verhindern und Leben retten kann, und sich obendrauf in ein überaus lukratives Business entwickelt. Die Nachfrage ist enorm, binnen kürzester Zeit waren die Armbänder ausverkauft. Die Drogeriekette dm nahm die Gründerin nun unter Vertrag und alle Zeichen stehen auf Expansion – der naheliegende Wunsch des Xantus-Teams: eine enge Zusammenarbeit mit der Eventbranche. Und genau hier hakts.*

Gefährliches Spiel: Ruf und Profit vor Leib und Leben?

Denn im Gespräch mit Branchenvertretern ziert man sich aus Angst um – und jetzt kommts – den eigenen Ruf. Tatsächlich ist das mehrheitliche Argument von Clubbesitzern und Co. jenes, dass es, sollten sie gemeinsame Sache mit den Bändchen machen, sogleich hieße, bei Ihnen würden K.O.-Tropfen ausgeschenkt. Suizidale Auswirkungen fürs Geschäft sind da ja quasi vorprogrammiert, da kann man ja gleich zusperren. Lieber unter den Teppich kehren und hoffen dass schon nichts passiert. Der Klassiker.

Ach ja: man nenne mich naiv oder weltfremd, aber da kommt eine Erfindung daher, von der – meiner bescheidenen Meinung nach – nur alle Beteiligten profitieren können, und dann zucken die Eventbetreiber und Organisatoren zurück, weil sie denken man könnte schlecht über sie denken? Ganz ehrlich, liebe Clubbesitzer, ich verorte einen Denkfehler. Gehe ich aus und der Club meiner Wahl teilt zum Eintritt Bändchen aus, in denen auch gleich ein Teststreifen integriert ist, denke ich nicht: "Oh Gott, nichts wie weg! Wenn die schon am Eingang sowas verteilen, dann..." Nein. Ich denke viel eher: "Großartig! Hier schaut man auf mich, es werden Präventivmaßnahmen gesetzt wo es nur geht" und fühle mich nicht nur wertgeschätzt und sicherer sondern werde viel wahrscheinlicher wieder kommen. Vielleicht bin ich damit ja allein – aber die Realität spricht schon eine sehr andere, klare Sprache: nämlich die blinde Angst um den Verlust des guten Rufs und damit von Profit: money talks.

Erst denken, dann kooperieren und groß abkassieren

Überaus traurig, aber wenn schon das Argument der Prävention von Gewalttaten bis hin zum Mord nicht zieht – warum auch immer – bitte, bitte liebe Eventbranche, denken Sie an die wirtschaftliche Goldgrube vor ihren Augen: Jahr für Jahr werden in Deutschland ebenso wie hierzulande Abertausende bis Millionen Festivalbändchen und Eventbänder ausgegeben. Bei dem Boom, den allein Musikfestivals aller Art erfahren, wächst der Markt ins Unermessliche. Klingelt's da im Hirn, klingelt's ziemlich sicher auch bald in der Kasse. Nur so ein Gedanke. (rb)

(*Der Artikel richtet sich an die Haltung der deutschen Clubbesitzer auf Kooperationsanfragen von Xantus. Die Angaben beziehen sich auf Reaktionen von über 80 Ansprechpartnern aus der Branche im Nachbarland und gelten nicht als Kritik an der möglichen Haltung österreichischer Branchenvertreter, Anm. d. Red.)

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