Von großen Tankern und beweglichen Schnellbooten

| 18.12.2016

Brigitte Ederer und Ali Mahlodji im Gespräch über Großkonzerne und Start-ups beim IAA Business Communication Lunch.

Zum fünften und letzten IAA Business Communication Lunch 2016 begrüßte IAA Präsident Richard Grasl die Aufsichtsratsvorsitzende der ÖBB Holding AG, Brigitte Ederer und Ali Mahlodji, Geschäftsführer sowie Co-Founder von whatchado. Durch die Diskussion rund um die Frage, ob und wie Konzerne und Start Ups voneinander lernen können, führte IAA Vizepräsidentin Kristin Hanusch-Linser.

Viel Wagniskapital, flache Hierarchien, Kickertische, Hoodies auf der einen – starre Strukturen, bürokratische Zwänge, Kostenbremser und Anzugträger auf der anderen Seite. Dieses Bild wird gerne gezeichnet und überzeichnet, aber stimmt es überhaupt? Ali Mahlodji empfindet dieses Denken – Konzerne hier und Start-ups dort – als wenig konstruktiv. „Großunternehmen sind keine Schnellboote, aber sie sind stabile Tanker, die nicht gleich zu schwanken beginnen und einen stabilisierenden Faktor für die Wirtschaft darstellen. Ziel muss es sein, Synergien zum beiderseitigen Vorteil zu entwickeln.“ Brigitte Ederer sieht es ähnlich: „Jede Unternehmensform hat seine Berechtigung, aber es ist klar, dass starre Regelungen nicht sehr einladend auf innovative Menschen wirken. Konzernen ist es naturgemäß nicht möglich, so schnell wie Start-ups zu agieren, daher wird es notwendig sein, entweder selbst Schnellboote zu bauen oder Kooperationen einzugehen, um Innovationen voranzutreiben.“

Kritik an Vermeidungskultur

Strukturen seien ab einer gewissen Größenordnung jedoch unumgänglich – diese Erfahrung wurde auch bei whatchado gemacht. Einen besonderen Vorteil erkennt Brigitte Ederer in bekannten Firmennamen und Marken. Sie erweisen sich – vor allem im internationalen Umfeld – oft als „Türöffner“ und erleichtern – auch dank des finanziellen Backgrounds – die Geschäftsanbahnung. Kritisch sehen beide die derzeit vorherrschende Vermeidungskultur und geringe Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen. Um keine Fehler zu riskieren, treffen Manager lieber keine oder nur doppelt und dreifach abgesicherte Entscheidungen.

Ali Mahlodji erkennt ein weiteres Problem, das die Innovations- und Risikobereitschaft vielfach bremst: „Wir sind die Summe all unserer Erfahrungen, eine Erziehung, die unsere Entwicklung hemmt, fördert die Diskrepanz zwischen dem, was wir glauben zu können und dem was wir tatsächlich zu leisten vermögen". Diese falsche Selbsteinschätzung ist für ihn auch ein Grund, warum viele Frauen nach wie vor noch nicht jene Anerkennung erhalten, die ihnen eigentlich aufgrund ihres Wissens und Einsatzes zusteht.

Unter den Gästen wurden unter anderem gesehen: Horizont-Chefredakteurin Marlene Auer, Kelly-Marketingchefin Maria Bauernfried, ORF Enterprise-Chef Oliver Böhm, Werber Mariusz Jan Demner, Medianet-Chefredakteur Dinko Fejzuli, Wiener Stadthalle-Boss Wolfgang Fischer, Bawag-CMO Markus Gremmel, Wiener Stadthalle-Kommunikationschefin Magdalena Hankus, VGN-Generalbevollmächtigter Helmut Hanusch, der scheidende Gewista-Chef Karl Javurek, die Werber Alfred Koblinger und Rudi Kobza, Kurier-Marketingleiterin Barbara Kociper, RMA-Vorstand Stefan Lassnig, Esther Mitterstieler von News, Moderatorin Patricia Pawlicki, ÖBB-Kommunikationschef Sven Pusswald, Rechtsanwalt Andreas Theiss, ORF-Beteiligungsmanagement-Chefin Kathrin Zierhut sowie IP Österreich-Chef Walter Zinggl.

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